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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1837
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1837-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1837
- Sprache
- Deutsch
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1035 47 1036 weit besseres Papier den Augen wohlec thun. Aber die Blindheit der Leidenschaft ist so groß, daß die deutschen Veriegerden Vortheil, ja den reellsten Vorthcil, der ihnen durch diese Pariser Ausgabe deutscher Elassiker erwächst, nicht überlegen und einsehen. Wer in Paris deutsche Bücher durch die wenigen dazu eingerichteten Buch handlungen kvmmen läßt, bezahlt nicht etwa nur den deut schen Ladenpreis, ohne allen Rabatt, nein, er bezahlt noch etwa ein Fünftel mehr, so daß er, gegen den deutschen, Rabatt erhaltenden Käufer, sein Buch um ein Viertel des ganzen Preises theurer kaust; was man'in Deutschland mit 4,^. bezahlt, dafür bezahlt er 5, ohne daß dem deutschen Verleger von dieser bedeutenden Preiserhö- bung etwas anderes zu Gute kommt, als daß der Pariser Käufer durch die hohen Preise in vielen Fällen abgeschreckt wird. In den Provinzen, mit Ausnahme der wenigen mit Deutschland in unmittelbarer Verbindung stehenden Grenz- dcpartements, ist natürlich der Preis deutscher Bücher noch höher, aber in die meisten drangen bis jetzt nur sehr wenige Strahlen von Kenntniß deutscher Gcisteswerke. Aus die sem Lage -brr Dinge geht l)ervor, daß der Absatz deutscher Verleger in Frankreich, mit Ausschluß blos für den eigentlichen Gelehrten bestimmter Werke, nur äußerst ge ring und unbedeutend sein konnte. Gegenwärtig aber hat durch das Unternehmen der Gebrüder Tetot die Kenntniß der deutschen Literatur und das Interesse an derselben schon bedeutend zugenommen; man lernt den unerschöpflichen Neichvhum ihrer Fundgruben, über den man bisher im grö- ßern Publicum einem Hörensagen nicht recht oder ohne Anschauung glaubte, nunmehr allmälig besser kennen und ausmessen; man fängt an, die trefflichen Wirkungen des deutschen Geistes zu fühlen und jeder sucht sich in dem ihn interessirenden Kreise mit Kenntniß und richtiger Schä tzung nuszudehnen, was früher unmöglich war. Er schöpft z. B. aus den Gocthc'schen und Jean Paul'schen Wecken die mehr oder weniger vollständige Kenntniß von mehreren hundert literarisch wichtigen Deutschen und wenigstens ei nem Theil ihrer Schriften, die meist nicht ein so zahlrei ches Publicum in Frankreich interessiren, daß man aus den Gedanken kommen könnte, sie für dasselbe besonders ab- drucken zu lassen: es ist kein Zweifel, daß diejenigen, de ren Geschmack oder Studien solche Schriften zusagen, sie sich zu verschaffen suchen werden. Auf diese Weise ist, während die Verleger des Goethe, Jean Paul, Tieck, viel leicht den Absatz einiger und zwar sehr weniger Exemplare dieses Verlags einbüßen, durch die, vermittelst der Pariser Sammlung mächtig fortschreitende Kenntniß der deutschen Literatur, ihren andern Vcrlagsartikeln und denen anderer Buchhändler ein neuer Markt geöffnet, der ohne die Pariser Sammlung ihnen für alle Zeiten verschlossen gewe sen wäre. Denn wohin die Kenntniß eines geistigen Ei genthums dringt, dahin ist ihm sein Eingang gebahnt; dagegen verschlossen, wo man es nicht kennt Für jeden also, der die Verhältnisse ohne Parteilichkeit und Leidenschaft überdenkt, sind die Gebrüder Tetot, die Unternehmer der Pariser Sammlung deutscher Classiker, nicht blos vollkommen in ihrem Rechte, sie machen sich durch die entschiedenste Erweiterung der Kenntniß deutscher Litera tur nicht blos um die geistige Bildung Frankreichs äußerst verdient, sondern schieben auch die Grenzen des deutschen Buchhandels viel weiter hinaus, als wo sie bis ;etzt gesteckt waren, vorzüglich auf dem Gebiete der Philosophie und Geschichte, und verschaffen bis jetzt in Frankreich unbekannten Werken ein größeres oder geringeres Publicum daselbst, auf welches die deutschen Verleger zu spcculircn sich nicht einfallen ließen. Während wir dieses schreiben, kommen uns die letzten Bogen des fünften Bandes von Goethe zu Gesicht, dessen Werke hiermit vollständig erschienen sind; schon vor längerer Zeit war der ganze Schiller ausgegcben. Jean Paul wird in drei Monaten vollendet sein, von Tieck's Werken ist der erste Band erschienen, der acht Bände der Berliner Ausgabe in sich schließt. Den vorstehenden Aufsatz, welcher mir handschriftlich aus Paris mitgetheilt wurde, und bestimmt ist, sowohl in fran zösischen als auswärtigen Blättern publicirt zu werden, glaube ich den Lesern des Börsenblatts nicht vorenthalcen zu dürfen, da eine so specicllc Darlegung und respective Ver- theidigung des Pariser Nachdrucks der deutschen Elassiker das beste Mittel an die Hand giebt, der Gefahr mit Erfolg zu begegnen, denn nur wenn man sie scharf in's Auge faßt und Waffen und Feldzugsplan des Gegners kennt, darf man auf Sieg hoffen. Eine Widerlegung der meisten Behauptun gen dürfte nicht eben schwierig sein, und ich glaube die Grundzüge dazu in meinen Mittheilungen an die erste Ge- 1 necalversammlung des Börsenvereins von diesem Jahre ziem- , lich vollständig gegeben zu haben. Es wird aber nicht un nütz und überflüssig sein, wenn ich auch Andere ersuche, ihre Ansichten darüber im Börsenblatte auszusprechen. — Die Blindheit, deren die deutschen Originalverleger oben bc- i schuldigt werden, ist keineswegs so groß, daß sie einen reel len Vortheil nicht erblicken sollten; wenn aber durch ein großes Nebel der Gegenwart ein möglicher Vortheil der Zu kunft ausgewogen werden soll, so würden dazu andere Ele mente gehören, als die geltend gemachten, — denn mit gleichem — d. h. eben so wenigem — Recht und gleicher Logik hat uns vor wenigen Jahren das B i b li o gr. I nsti - tut begreiflich zu machen gesucht, daß dessen nachgedruckte Auszüge aus deutschen Elassiker» eigentlich nur eine Lock speise sein sollten, um zum Ankauf von deren sämmtlichen Werken zu reizen. So verblendet sind wir auch ferner nicht, daß wir den Franzosen das Retorsionsrccht unbedingt abstreiten wollten, aber unfern Markt wollen wir von jenen Erzeugnissen rein halten, und dies zu thun ist eine heilige Pflicht jedes Mitgliedes des Börsenvereins, wozu es aber hoffentlich einer Aufforderung von meiner Seite nicht bedürfen wird. Berlin, 30. Mai 1837. Der Vorsteher des Börsenvereins Lnslin.
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