Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1837
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1837-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1837
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18370711
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-183707111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18370711
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1837
- Monat1837-07
- Tag1837-07-11
- Monat1837-07
- Jahr1837
-
1209
-
1211
-
1213
-
1215
-
1217
-
1219
-
1221
-
1223
-
1225
-
1227
-
1229
-
1231
-
1233
-
1235
-
1237
-
1239
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1211 55 1212 der europäisch - christlichen Civilisation in asten Welttheilcn und in fast asten Eilanden der Oceanc. Die Segnungen der Erfin dung Gutcnbcrg's können nur, werden nur mit dem Zeiten- ströme wachsen, und mittels dieser Erfindung mag die Civilisa- tion, wie das Weltmeer, allein sich selbst die Grenzen setzen, bei jeder neuen Forschung, bei jedem neuen Auffluge allein selbstbestimmcnd zu sich sagen: „Bis hieher und nicht weiter!" Wie weit tönten wohl die jetzt fernhin nach allen Welt- gcgcnden verbreiteten, die gcpriefenen Namen der Heroen des Menschengeschlechtes im Felde des Gedankens wie der Tbat, wenn ihnen nicht Gutcnbcrg's Geist den lockenden Silberton des unbegränztcn Nachhalls verliehet wenn nicht Gutcnberg's Genius auf seinen allmächtigen Schwingen sie über Räume und Zeiten cmporflügclte? Was war denn des Ruhms Ausdehnung und Dauer für die verdientesten Namen des Atkcrthums, für die ausgezeichnetsten Männer des Mittelalters? „wie verstäubte er in die Lüfte, wie krümmte er sich ins Kleine," blos weil ihn die Presse nicht festhiclt? Und wenn nun jene Namen, jene Kronen der edleren Menschlichkeit, mit allgegenwärtigem und unvergänglichem Lichte auf uns, wie auf die fernsten Geschlech ter herabflammcn: ist dieses Lichtes Strom nicht dem Haupte Gutcnbcrg's entquollen ? Geht auch des Edleren Augenmerk höher als auf Ruhm und Ehre bei der Mit- und Nachwelt; strebt er auch nach dem allein hohen und würdigen Ziele, seinen Beitrag zu dem heili gen, zu dem nie ruhenden Baue der Menschheit zu steuern, Individuen, Classcn, Stände, Staaten, Völker, Alle, das Gesammtc zu heben, zu vergeistigen, zu veredeln durch Intelligenz, durch Wohlstand, durch die Künste des Friedens, Lurch die Leuchte des Genies, durch die Flamme der Vaterlands- und der Menschen liebe, der Tugend und der Religion: welche Kraft, welch' unermeßliche Wirksamkeit leiht solch' edlem Streben überall und allezeit der Hebel der Presse! Die errungene Herrschaft über den Blitz, über das Feuer und den Dampf; der Kompaß, das Fernrohr und das Mikroskop; die Fassung der Sprach- laute und der Töne in wenige Schrift- und Musikzeichcn: hät ten sie so in die Fernen der Zeiten und Räume, hätten sie so in die Tiefen der Völker gewirkt, und wären ihre und so tau send andere Segnungen des sinnenden und fortschreitenden Men- schengcistes eben so verbürgt für alle Zukunft ohne die Dazwi- schcnkunst von Gutcnberg's Genius? Und weht nicht, flü stert nicht um Geist und Herz des beobachtenden und denkenden Menschenfreundes die tröstende, die erhebendste Ahnung: daß die meisten jetzt lebenden Menschengeschlechter, gleichsam und kaum noch Proselytcn des Thors, nur erst in den Vorhallen des wahren Gottesbaues, des Tempels des menschheitlichen Bundes stehen; das Endergcbniß der Presse im Bunde mit der Christuslehre und der gerechteren Menschcnvcrnunft werde sein der Eintritt aller jetzt noch geschiedenen, jetzt noch sich entgc- genstrebenden, jetzt noch sich hassenden Stämme des Einen Menschengeschlechtes in das Heiiigthum der Erkenntniß: „daß Alle, Kinder Eines und desselben Gottes, sonach Alle als Brü der, als Thcilhaber an demselben Erbe, der Erde, in der Idee dcS Gesammten, der Menschheit, sich wieder vereinen sollen durch die Bande der Einheit im Nothwcndigcn, der Freiheit im Un entschiedenen und Aeußerlichen, und der Liebe in Allem?" So fest die Ueberzcugungcn von der unübcrschaulichcn, weltgeschichtlichen Wichtigkeit der Erfindung Gutcnbcrg's ste hen, so fern ist von der zur Errichtung des Denkmals für un fern großen Mitbürger niedcrgcseßten Commission jedes auch leise Wort der Klage und des Befremdens, als sei das vierte Jahr- zehcnd des neunzehnten Jahrhunderts, im Allgemeinen eine Zeit des Weltfriedens, des Völkerwohlstandes, der geistigen Regsam keit und Freiheit, hinter unserer und so Tausender Erwartung geblieben. Der Commission ist das glückliche Loos gefallen, das, was sie im I. 1832 der gebildeten Welt versprochen, in seinem ganzen Inhalt auch aller Welt als verwirklicht vorzcigcn zu können: ein edles, großartiges, dauerndes Denkmal Güten der g's. Eine volle Generation hat die Idee eines solchen Denk mals in sich getragen, genährt, ausgebildet und nun zur Voll- 1 endung durchgeführt. In einer zur Förderung von Kunst und Wissen im I. 1804 hier in Mainz zusammcngetretenen Gesell schaft ward der erste Anstoß gegeben; in einer ähnlichen Gesell schaft neueren Ursprungs, dem hiesigen Vereine für Kunst und Literatur, ward der Faden im I. 1827, und definitiv im Win ter 18^ wieder ausgenommen, und hier steht die Idee end lich verkörpert vor uns, 1837. Ein erfreuliches Zeichen, was die Idee, auch mitten im bunten Wechsel der äußeren Umstände und wcltcrschüttcrndcn Begebenheiten vermag, und wie das geistige Saatkorn, der Gedanke, in dem empfänglichen Boden ununterbrochen, wenn gleich langsam forkkeimt, harrend nur, um hervorzuspricßen und als nährender Halm emporzustcigen, der lächelnden Früh- lingssonnc! Hier, in der Mitte unserer Stadt, erhebt sich nun das Denkmal des unsterblichen Mannes, für — wir hoffen i es — viele Jahrhunderte, als Gruß unserer Zeit, unseres Sin- ' »cs, an cine, hinsichtlich ihres Sinnes, ihrer Entwicklungen und I Geschicke, unserer Voraussicht unzugängliche, nur dem höchsten Weltgeist überschauliche Zukunft! Zu dem Acte der feierlichen Inauguration des Denkmals beehrt sich die Stadt Mainz, hiermit alle Wohlgesinnte, alle Gebildete einzuladen. «. Dieser Act wird hiermit unabänderlich auf Montag den 14. August dieses Jahres 1837 fest gesetzt. Der Friede in fast ganz Europa und die glückliche I Lage unserer Stadt verheißen Erfüllung unseren herzlichen Wün schen: Tausende Mitfcierndcr von allen Sprachen Europas in unserem Kreise zu begrüßen. Festlichkeiten verschiedener Art sollen den Bcfuchcr erfreuen, und diese Festlichkeiten sollen vor zugsweise einen geistigen Charakter tragen, in Angemessenheit zu den vorzugsweise geistigen Segnungen der hier mitgefeierten Erfindung. Segneten Loch auch die ersten Erzeugnisse der Gu- tcnberg'schen Presse, die heiligen Urkunden unseres Glaubens, ! gewissermaßen die Wirksamkeit alles ferneren Bücherdrucks ein ! und stellten sie dadurch unter den besonderen Schutz der über ^ uns wachenden, uns nach ihren Plänen fort und fort führenden Forschung, des alllicbcnden Gottes! Und so wenig dem Com- ! missions-Aufrufe zu Beiträgen irgend eine blos örtliche, noch ! weniger, irgend eine politische Tendenz oder Parteisachc, heim- I lich oder offenbar, zu Grunde lag, sondern lediglich nur die, wenn auch späte, Abtragung einer Ehrenschuld gegen den um j das Menschengeschlecht höchstverdicntcn Erfinder: so soll dieser j Act der Dankbarkeit, vier Jahrhunderte nach der Erfindung be- , gangen, diese Erfindung als eine neue Acra der allgemeinsten Bcleh- -rung, des welkbeglückcndcn Lichtes und des umfassendsten Gei- i stervcrbandcs feiern. Mit solchen Gesinnungen ladet hiermit die Stadt Mainz 1 zur Feier dieses Actes ein, nicht als zu einem einzel-städtischen, oder zu einem temporären, oder nationalen Feste, sondern gleich sam zu dem allgemeinsten Völkerfcste, zu dem Feste aller Civi- lisirten und Gebildeten, zu dem Feste eines unermeßlichen, un blutigen Triumphs des Menschengeistes, kurz, zu einem rein geistigen Aerntefestc, wobei Jeder Schnitter, Einsammlcr und Aerntehcrr ist. Sie kommen Alle, sie schauen Alle das Werk, ! geschaffen von Thorwaldsen in Rom und von Crozaticr in Paris! Dabei mögen dann die Schauenden sich der edlen Worte erinnern, welche Thorwaldsen unter dem 8. Juni 1834 der Gutcnbcrg's-Commission aus Rom geschrieben: „Ich habe nun cine Arbeit geendigt, die für mich so hohes Interesse hatte, und ich darf sagen, wenn wahre Liebe zum Gegenstände ^ vorthcilhaft auf die Vollendung der Arbeit cingcwirkt, daS Mo nument in dieser Beziehung seiner edlen Bestimmung nicht unwürdig sein wird." Mainz, den 1. Juni 1837. Der Vorstand der Stadt Mainz.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht