Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.11.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-11-18
- Erscheinungsdatum
- 18.11.1938
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19381118
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193811188
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19381118
- Bemerkung
- Seiten 6799+6800 fehlen im Original
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1938
- Monat1938-11
- Tag1938-11-18
- Monat1938-11
- Jahr1938
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
!>! 24. LILrr 1938 » dir. 83 » Leite 6 Kulturpolitik und Unterhaltung hinter -er, Kulissen -er Weltgeschichte Biologie unS Geschichte üer Geheimbünüe Die Geschichte ist das Lebensbuch der Völker. Jeder, der es zu lesen vermag, erkennt mit jedem neuen Tag die unab lässige Bewegung, die im Ablauf von Jahrtausenden Krieg und Frieden, Höhepunkt und Tiefen, Anfang und Ende, Tag und Nacht scheinbar wirr und regellos nebeneinander stellt oder auf einander folgen läßt. Es schält sich aber, blickt man recht hinein, ein Gesetz heraus, das besagt, daß alle Größe in den Lebensschicksalen der Völker von der Größe der sie gestaltenden Persönlich keiten herrührt. Da aber, wo Verfalls erscheinungen sichtbar werden, wo es mit dem Bestehen eines Volkes »bergab« geht, offenbart sich ein Nachlassen der inneren eigenen Kraft und Zucht, das lässige Nachgeben und Sichgehenlassen, das mit gleichgültiger Vertraulichkeit dem »Zufall« vertraut. Ober aber —? Solange die Welt besteht, d. h. solange durch eine Gesellschaftsordnung das nun einmal wohl oder übel auf die eine Erd kugel beschränkte Zusammenleben der Menschheit geregelt und eingeteilt ist, spannen sich, dem bloßen Auge unsicht bar, Fäden um den ganzen Weltkreis, von denen man eigentlich nicht recht weiß, wo sie beginnen und wo sie enden. Das sind die geheimen Kräfte, die man cherlei »Zufälle«, die von einem unsicht baren Hintergrund aus, der Welten Lauf lenken oder zu lenken vorgeben. Denn der gesunde Lebenswille starker Völker schüttelt die Fesseln ab, in die sie diese Fäden einspinnen, und baut sich aus eigener Kraft und eigenem Er messen das Haus, hinter dessen Fenstern keine Geheimnisse zu verbergen sind. Von den Isis-Mysterien der Ägypter, dem Magiertum Babylons und dem seine Einflüsse weit in die Welt und Zu kunft erstreckenden persisch-römischen Mithra-Kult, den Eleusischen Mysterien der Griechen bis hin zu jenen inter nationalen Unsichtbaren, die die Welt revolution entfesseln, reicht das dichte Netz der Geheimbllnde, das sich über Jahrtausende menschlicher Geschichte spannt. Was hinter den Kulissen der Weltgeschichte geschah und noch geschieht — Deutschland ist, Gott sei Dank, frei von allem mehr oder weniger angeberi schen, dennoch nicht ungefährlichen Bin dungen solcher Art —, ist das Werk der Geheimbttnde. Eine biologische Untersuchung ihrer Geschichte gibt erst mals der Münchener Felix Franz Egon Llltzeler in seinem zweibändigen, in neun Bücher gegliederten Werk »Hin ter den Kulissen der Welt geschichte« (Helingsche Verlagsan stalt Leipzig). Dieses Werk ist eine Le- liche Fleiß, die Gründlichkeit und Be lesenheit, das Wissen und Nachdenken des Verfassers bewundernswert sind, sondern vor allem die mit wissenschaft lich-sachlichem Ernst betriebene Erfor schung all der Untergründe und Zusam menhänge, die das Dasein und Wirken der Geheimbünde in die Weltgeschichte hineinführten. Lebendig und herzhaft in der Darstellung, entwirft Lützeler ein nahezu vollständiges Bild der großen und kleinen Geheimmächte, die am Nade der Zeit mit und ohne Erfolg drehten. Der Blick, den er uns hinter die Ku lissen tun läßt, ist belehrend. Lützeler hat uns aber zugleich mit diesem wichti gen politischen Werk eine neue Kultur geschichte geschenkt,die vieles, was uns be kannt ist, einmal sozusagen von der Kehrseite beleuchtet und begründet. Wie wertvoll das Buch ist, bezeugt uns oben drein die Tatsache, daß es vor wenigen Wochen noch in Österreich verboten war. Es ist etwas geradezu Erschütterndes, wenn man bei bekannten weltgeschicht lichen Ereignissen vergangener Zeiten plötzlich entdecken muß, wie eine unsicht bare Hand die Dinge nach ihrem Gut dünken lenkte. Nun ist zu bemerken — darauf weist Lützeler nachdrücklich hin , daß diese geschichtlichen Gehcim- bündc aus den Gedankengängen der Zei ten, in denen sie geboren wurden, zu verstehen sind. Nicht alle diese Bünde und Bündchen waren politischer Natur, obwohl die Mehrzahl von ihnen zumeist aus Machtdünkel und Ehrgeiz ins ge schichtemachenwollende Fahrwasser ka men. Religiöse Ziele, Phantastereien, gesellschaftliche Belange. Wahnwitz spielten ebensooft wie Messer und Strick die Hauptrolle bei diesen Bünden, in deren Kreisen bekannte Namen, wie der des hochstaplerischcn Goldmachers Ca- gliostro, des Abenteurers Schepfer oder des »Umgangs«-Knigge, des Gründers des judenzugänglichen »Elektrischen« Freimaurersystems, ganz im Gegensatz zu idealistischen Männern wie etwa dem Jlkuminaten Weißhaupt, auftauchen. Besonders aufschlußreich und notwendig ist für uns natürlich die Geschichte der das 1717 in England seinen Anfang nahm, sich dabei auf die wesentlich anders gearteten »Steinmetzhütten« und »Werkmaurer« des ausgehenden Mittel alters berief, dann den »Templerorden« als Ahnherrn nannte, 1730 den oft ge leugneten politischenEinschlagvon Frank reich her übernahm, sich spaltete und mit den anderen Geheimbünden hcrum- schlug, mal mit diesen, mal mit jenem paktierte. Die Freimaurerei war, wie fast alle mystischen Verbände, eine Aus geburt des aufklärerischen 18. Jahr hunderts. »Es ist überhaupt erstaunlich, daß wir Immer wieder, wie bei allen diesen maurerischen und anderen noch so durch sichtigen Phantastereien, den »Nosen kreuzern«, den »Jlluminatenden alche- mistischen wie den spiritistischen Zirkeln, den Gcisterbcschwörenden und soge- manches gekrönte Haupt, so viele sonst untadelige Männer und Frauen aus deutschem Hochadcl und den sogenannten »ersten Gesellschaftskreisen« als blind gläubige Mitglieder und leidenschaftliche Verfechter von Plattheiten finden, über die sie doch Bildungsgcsang und ein er weiterter Gesichtswinkel, ganz zu schwei gen von einem gesunden Menschenver stand, hoch hinaus heben müßten.« Nicht minder wesentlich ist, was Lützeler von der Fülle der historischen Geheimbünde zu sagen hat, von den mehr oder weniger mit offenen Karten spielenden Gestnnungsgemeinschaften, die im Orient und Abendland ihr Wesen oder Unwesen trieben. Mit In teresse liest man von den ismaclitischen (nicht: israelitischen!) Assassine», von den Templern und Johannitern, von den heute noch bestehenden Thags, SMes„ von den Derwischen, vom Babis- mns Ali Mohammeds, von der poli tischen Zielrichtung der Trouba dours, Minnesänger und Meistersinger, von des jüdisch-iberischen Mischlings Ignaz von Loyola »Societas Jesu«, von den deutschen Bauernbünden, dem »Bundschuh« und »Armen Konrad«, von den Hussiten, von den Wiedertäufern, von den libcralistischen »Evergeten« Feßlers, von der spanischen Gardnna, der italienischen Camorra und Maffia, usw. Dr. Erich Valentin 1.-5. Tausend verkauft. 6.—IO. Tausend im Druck. Oie neue — verbesserte und umgeänderte — Auflage ist noch Liesen Monat lieferbar. Zwei Lände — etwa 1500 Seiten Ge?ct — in Ganzleinen INM 3L> — tzelingfche verlagsanftalt ^Leipzig Auslieferung: Carl Zr. Zletscher, Leipzig, für Berlin: Herbert LNaaß, Berlin SW öS, Markgrafenstr. HZ, für Breslau u. Schlesien: Schlestsches veretnssortiment, Breslau 6770 Nr. 2S8 Freitag, den 18. November 1083
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder