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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1837
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1837-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1837
- Sprache
- Deutsch
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1339 60 1340 fehlt kein theures Haupt. Er hat nichts verkauft, er hat 1000 verloren. Was soll aus ihm werden? Gut; er soll auch 200, 300, ec soll 600 Exemplare ab setzen ; das Uebel bleibt dasselbe; er könnte weit mehr abse tzen, wenn die gegenwärtige Methode des Deutschen Buch handels nicht bis zur Abgeschmacktheit naiv wäre. Man schiebt die Schuld der schlechten Geschäfte, die überwie gend im Buchhandel gemacht werden, auf das Publi cum. Das ist Thorheit; das Publicum ist nicht so stumpf, als es scheint. Es benutzt nur die Gutmüthigkeit der Buch händler, es liest die Schriften, ohne sie zu kaufen. Will man denn von manchen Schriften mehr, als die bloße An sicht? Wer will sie durchlcsen, von A bisZ, im gemüthli- chen Familienkreise hinterm Lichtschirm? wer will das? Das Interesse z. B., das dieser oder jener Professor an einer Dichtung von Julius Mosen hat, ist ganz oberfläch lich; aber man spricht davon, man will das Buch sehen, beriechen, man braucht es nicht aufzuschneiden, nicht ein mal an der Seite und kennt den Ton, die Manier, den Gegenstand des Buches hinlänglich, um darüber au kalt zu sein. Ihr gutmüthigen Verleger! Ihr schickt ihm von Stuttgart oder Leipzig das Buch nach Dorpat, Wien, Triest; der Sortimentshändler schickt's ihm ins Haus; er schickt's zurück, der Soctimcntshändler schickt's nach Leip zig, vollü, Petz ist wieder da, der Eommissionair schickt ihn in den Schooß der Mutter zurück, in welchem er mit so vie len andern vergeblichen Hoffnungen geboren wurde. So kann ein Buch in 600 Exemplaren versandt sein, in 600 kommt es wieder zurück — und hat seine Bestimmung er füllt, ist nicht spurlos vorübergegangen, ist gelesen und beurtheilt worden. Ich seh' cs an mir selbst. Hätten nicht Buchhändler die Gewogenheit, meiner Kritik ihre Nova anzuvertcauen, und versendeten sie nichts; ich würde bald aus dem Zusam menhang kommen oder gezwungen sein, viel Geld auszuge- ben. Gesetzt, es erscheint in Hamburg eine Schrift von Mundt und wird Niemandem, auch mir nicht zugesandt. Was muß ich thun? Ich muß die Schrift kommen lasten; denn lesen muß ich sie doch! Die Herren Soctimenlisten glauben auch hier wohlfeil wegzukommen; sie verschreiben das Buch ä oouckltlou; d. h. sie nehmen es nicht auf feste Rechnung, sie behalten sich das Recht vor, das Buch zu remittiren. Toller Gebrauch! Ich weiß keinen andern Aus druck dafür. Mundt's Schrift kommt, ich lese sie, und — schicke sie zurück. Wer wollte mir verdenken, daß ich einige Thaler, die ich sparen kann, in der Tasche behalte! Ich denke, Herr Veit in Berlin, Herr Perthes und Bester in Hamburg sind reiche Leute, diebrauchen meinen Thlr.20 siff. nicht. Sagte der Verleger: Ich versende nur fest! so würde mich der Sortimentist in Frankfurt fragen: Ja, ich ver schreib'es, aber Sie müssen es behalten? Ich werde ein saures Gesicht machen und sagen: Nun, wenn's denn nicht anders ist, schreiben Sie nur! Dies soll nur ein Beispiel sein und etwa die HH. Buchhändler nicht verleiten, indem sie mich für einen großen Bücherkäufer halten, mir keine Zusendungen mehr zu machen! Es ist ein ganz thörichter Wahn, anzunehmen, die Bü cher wären da, um gekauft zu werden. Die Bücher sind da, um gelesen zu werden. Und der Verle ger soll bedacht sein, dies Lesenkönnen der Bücher nur durch das Kaufen möglich zu machen. In Frank reich und England hat man diesen Grundsatz. In Deutsch land dagegen wird der Autor durch eine falsche Buchhänd lermanipulation geplündert. In Deutschland würde dreimal mehr als in Frankreich gekauft werden, wenn un sere schöne Buchhandlungsverfassung nicht das Nichtkau- fen und doch Lesen so sehr erleichterte. Der Pariser Buchhändler verlegt eine Brochüre von Elauzel. Er kün digt sie in den Journalen an und läßt sich einen Gensdar- mcn an den Laden stellen, wenn der Zudrang der Kaufen den zu stark ist. Wird er ein Narr sein, und seine Bro chüre zur Ansicht versenden? Zur Ansich t in den Fau- burg St. Germain? Zur Ansicht in die Eabinets der Lectüre? Zur Ansicht in die Provinz? Zur Ansicht in die Colonien? Nein; die Deutschen sind wirklich gerade da am dümmsten, wo sie sich für die Klügsten halten, näm lich in der Literatur. Wollte man dasKa ufen der Bücher nur auf den Eh ren punkt ankommen lassen, auf den Dilettantismus und den seltnen Trieb, sich eine kleine Bibliothek anzulegen, so würde unter diesen Umständen auch in Frankreich und Eng land so wenig gekauft werden, wie in Deutschland. Von Lamartine's Jocelyn, versandt an die Pariser Buch händler, versandt in die Provinz, würden 1000 Exem plare verkauft sein; während Gosselin, der ihn, glaub' ich, verlegte, we'nigstens 5000 Exemplare verkaufte. Eor- menin's Brochüre, die bald 20 Auflagen erlebt hat, würde, wenn ein Deutscher die schöne auf der Leipziger Buchhänd lerakademie gelernte Versendung derselben betrieben hätte, mit Facturen und Spesen und Commissionsgcbühren u. s. w. es kaum aus 3 Auflagen gebracht haben. Also kann man nicht geradezu sagen, der Deutsche Schriftsteller wird durch den schlechten Vertrieb, der im Deutschen Buchhan del herrscht, um den Vortheil betrogen, den er von seinem Talente ziehen könnte? Ich will an mir selbst ein Beispiel geben. Die vergessene und verschmerzte Wall» ist in ihrer ganzen Auflage allerdings vergriffen und Niemand wird wagen, sie wieder aufzulegen. Allein nähme man das Verbot fort, zöge man es als nicht dagewesen von dem Beispiele ab, so würde vielleicht noch eine 2. Auflage nicht gerade das, was bei der ersten verdient war, wie das ge wöhnlich geht, wieder aufgezehrt haben, es aber bei der Methoden oouck. auszuliefern und zu versen den, nicht höher gebracht haben, als eben auf die 2. Auf lage. Im entgegengesetzten Falle, nach Act des fran zösischen Buchhandels, würde der Erfolg um das Doppelte größer gewesen sein. Es kommt bei so vielen Schriften darauf an, sie schnell zu haben. Die Neugier laßt sich's wohl einmal etwas kosten. Eh' ich in einer Leihbibliothek Wochen lang mich vertrösten lasse, geh' ich lieber zum Buchhändler und kaufe die Schrift, wenn sie einmal auf andere Art gar nicht an gesehen werden kann. Deutschland hat ja nichts, woran es sich erholt, als sein Schriftwesen. Selbst der Jndiffe- rentismus unsrer Epoche liegt nur darin, daß die Men schen selbst keine Meinungen mehr fassen wollen; aber —
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