für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H e r a u s g c g e b c n v o n d c n Dcputirtcn des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. ßl. Dienstags, den 1. August 183?. Ueber eine Reform des Deutschen Buchhandels. (Schluß.) Es giebt für den Verleger Ehancen genug; aber ein Mittel, sie zu besiegen, ist: Guter Verlag und Ankün digungen. Das Publicum muß im Nu wissen, was erschienen ist. Wo leben wir Alle? In der Provinz. — Berlin und Wien — wir leben überall in der Provinz. Eine Hauptstadt giebt es nicht, sie ist unsichtbar, sie ist ideell. Wir alle sind gewohnt, in den Dingen, die uns interessi- ren, 8, 14 Lage zu spat zu kommen. Hamburg ist gegen Frankfurt Provinz, Frankfurt gegen Hamburg. Haupt stadt für den Norddeutschen Buchhändler ist Leipzig, für den Süddeutschen und Rhcinländischen Frankfurt. Jetzt gäbe ein Verleger im kleinsten Orte, in Quedlinburg, in Zeitz nach unsrer Art eine Schrift heraus; so werden zwei Fälle eintreten: 1) Er hat die An kündigungen nicht gespart, die Kritik ist zum Urtheil auf gefordert, das Publicum weiß, was da ist. Der Gelehrte hört von einem neuen Eommentar über Tacitus. Wer hat ihn geschrieben? Zumpt. Was ist zu thun? Man kann ihn nur entweder haben wollen, oder nicht haben wollen. Der Gelehrte läßt ihn kommen und muß ihn behalten. Ein Uorno NVVU8 schrieb den Eommentar. Nun, warten wir die Kritik ab! So ist es in der Gelehrsamkeit, so in den schönen Wissenschaften. Ein Roman von W. v. Wachs mann ist erschienen. Ich mag ihn nicht lesen: meinetwe gen kann er auch nicht erschienen sein. Allein die Grisette will ihn lesen, der Hausknecht, der Kutscher, der Sol dat auf dem Wachtposten, der Copist, der sich Secretair nennt: also die Leihbibliothek muß ihn haben. Sie wird ihn kommen lassen. Wird er nicht verlangt, was ich noch 4r Jahrgang. eher glaube, sie muß ihn doch kommen lassen, um fri sches Material zu haben, und der Concurrenz mit dem an dern Leihbibliothekar im Orte wegen. 2) Die Schrift ist so wichtig, daß der Sortimentshändler eine Nachfrage ahnt. Er weiß, daß er da und dort Absatz hat, er fragt bei Die sem oder Jenem an, und schreibt, noch ehe die Schrift er schienen, um schleunige Zusendung der Exemplare, die er fest behält. Oder erfragt nicht nach; er sieht aber ein, daß es fatal wäre, wenn etwas von Nückert, Steffens, Rehfues, Schelling, etwas von Mundt, Heine u. s. w. angekündigt in den Blättern stünde und er könne damit nicht sogleich zur Hand sein; er fürchtet, sein Nachbar, mit dem ec rivalisirt, drüben könne es und risquire die Ver schreibung — nun, dann mag er's wagen, so gut, wie der Scidenhändler au «ietail den Seidenhändler eu Aroz bezah len muß, so gut der Spezereihändler seinen Kaffee, In digo nicht in Commission nimmt, er lasse sich das Buch kommen, einfach, zweifach, je nachdem er speculirl! Steht denn nicht eine außerordentliche Prämie auf sein Risiko? Womit verdient denn der Sortimentshändler seine 33^ ff, diese beispiellose Prämie! Durch seine Mühe! Gut; aber welche Mühe ? die Mühe, die du dir mit einem fremden Artikel, der nicht zieht, nimmst, soll dir ein andrer, für den du vielleicht nichts thust, ersehen? Dafür, daß das Buch vielleicht ganz einfach von dem Leihbibliothekar des Ortes gekauft wird, willst du ein Drittel des Gewinns ha ben? Ja, du sollst ihn haben; dann mußt du aber auch das Risiko deiner Geschäftskenntniß tragen, du muß: durch falsche und irrthümliche Spekulation eben so leicht falliren können, wie der Verleger! Speculire! Das ist die Firma alles heutigen Handels, und du, Buchhändler, bist 103