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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1915
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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79, 8. April 1915. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. von Orten Listen italienischer Kausleute, die mit französischen Produzenten in Verbindung zu treten wünschen, gelangen lassen. Man kann nur wünschen, daß all diese mühevolle Arbeit nicht verloren sei. »Der italienische Markt«, sagte mir der betreffende Sekretär, »ist ganz und gar bereit, mit dem französischen Handel Geschäfte zu machen; aber was für Umstände! Die französischen Fabri kanten wollen ihre Waren nur gegen Nachnahme schicken. Diese Maßnahme würde ja der italienische Handel ohne Einspruch gelten lassen, wenn sie nicht zu kostspielig wäre. Aber die Post besteht darauf, daß der Betrag der Nachnahme in Gold bezahlt werde. Wie soll man sich einer solchen anspruchsvollen Forderung fügen? Das Gold ist rar in dieser Zeit und kostet 8 bis 10"/„ (jetzt sogar I2>. Wird es für den Gläubiger nicht einfacher sein, sich mit einem Scheck zu begnügen, der nur 3°/„ <?) kostet? Viele italienische Handelsleute würden gerne bereit sein, ihrer Bestellung auch gleich den Scheck beizufügen. Übrigens würden die französischen Produzenten auch allen Vorteil haben, wenn sie aus 30 Tage ziehen würden; die Handelskammer ist bereit, ihnen die not wendigen Auskünste über die Zahlungsfähigkeit der Kunden zu liefern. Daß man sich erst mit genauen Auskünften versieht, ehe mau handelt nichts ist wohl.begreiflicher als das, und die Handelskammer hat niemals ihre Mitwirkung versagt. Man hat in Frankreich eine zu ausgesprochene Vorliebe für allen Papierkram. Wieviel an Briesen, wieviel an Korrespondenz, che man zum Abschluß eines Geschäftes kommt! Ein Deutscher, von irgendeinem Kunden um etwas ersucht, wird keine Zeit mit Schreiben verlieren; er schickt ganz einfach seinen Reisenden oder geht selbst, die Sache persönlich zu verhandeln. Und so kommt es, daß im allgemeinen der Deutsche den Franzosen die besten Märkte fortnimmt. Wollen Sie Beispiele? Sechs Wochen ist es her, da wollte ein Mailänder Glashüttenwerk ein französisches Haus begünstigen und wandte sich an einen Händler in Fontaineblau zwecks Lieferung von Sand. Der Sandhändler versteifte sich anfangs auf Barzahlung dieser Lieferung zuzüglich Transportkosten, alles zahlbar in Gold. Ein Mißverständnis entwickelt sich daraus und bald ist das bewußte Paket hin- und hergejandter Briefe vorhanden, obwohl man noch immer nicht einig ist. Inzwischen hat ein deutsches Haus, da ja das Glashüttenwerk nicht brach liegen konnte, den Sand gegen Zahlung nach 30 Tagen Frist geliefert und sogar in eine Preisermäßigung der Transport kosten gewilligt. Sie können sich keine Vorstellung von der Kühnheit deutscher Reisender machen; sie sehen, daß man sie verabscheut und daß man nichts mehr von ihnen wissen will. Sie stellen sich viel leicht nun vor, daß sie das aufregt? Nicht im geringsten! Man empfängt sie — wenn man sie überhaupt empfängt — mit Widerwillen, der jedweden andern als sie abschrecken würde. Aber sie zeigen sich nur noch freundlicher lächelnd, in noch übertreibender Weise höflich, gehen auf alle übertriebenen Forderungen ein, lassen sich alle Abzüge gefallen und heimsen die Bestellungen ein. Um sie zu überweisen, vermeiden sie den allzu schleppenden brieflichen Weg und bedienen sich nur noch des Telegraphs. Ihre Chefs billigen die Aufträge und behaupten so trotz alledem den italienischen Markt. Ich begegne ihnen hier oft; in ihrer erstaunlichen Be harrlichkeit kommen sie sogar zur französischen Handelskammer, um Auskünfte über italienische Häuser einzuholen und verlangen solche sogar über die vermutlichen Absatzziffern in ihren Be ziehungen mit französischen Häusern. Diese Tatsache beweist klar, bis zu welchem Grade ihre Rührigkeit bedrohlich ist. , Wenn die wenigen französischen Reisenden, die zu uns kommen, nur den zehnten Teil ihrer Kühnheit und Rührigkeit besäßen, sie würden hier, in ganz Norditalien, goldene Geschäfte machen. Sagen Sie es laut, rufen Sie es aus, verkünden Sie es aller Welt: Der italienische Markt ist den Franzosen für alle Zweige ihrer nationalen Industrie geöffnet. Man ist bereit, teurer zu bezahlen, man ist entschlossen, auf die deutschen Waren zu verzichten, aber, um Gotteswillen! macht Euch bekannt, Kauf leute und Industrielle Frankreichs! Wartet nicht, bis Euch die Geschäfte brühwarm auf den Flügeln des Zufalls in den Mund fliegen! Kommt herbei! Kommt, sie zu ergreifen, aber sputet Euch, bevor den italienischen Kunden die Geduld ausgeht und sie durch Eure Gleichgültigkeit abgestoßen werden könnten«. dallerie Vittorio KmLvuele, bei Einbruch der Nacht! An 30 Zeitungsverkäufer heulen mit lauter Stimme: I-a Sera, I-a 8sra . . . apeua ueeita la 8era! . . . (Die »Sera«, die »Sera« . . . soeben erschienen die »Sera«! ...>... Tausende von Menschen versperren die unermeßlich weite Passage, wo die Stimme der Ausrufer mächtig widerhallt unter den hochausstrebenden Gewölben. Jedermann hält das Abend blatt vor sich und liest den französischen Kriegsbericht . . . Und aus den angesammelten Gruppen junger Leute bricht mit einem Male der Ruf hervor: . . . lüviva, eviva lg. k'raveia! . . . ^basso la Oermania! — 6. V. Hinter de» Kulissen des Börsenblattes. m. (I u. II siehe Nr. 3.) Unter die Überschrift »Bruns oder Spittel er!« hat Herr Eugen Diederichs in Jena einen Artikel gestellt, der, ursprüng lich von ihm zum Abdruck nn Börsenblatt bestimmt, jetzt an den Buch handel als Ostergabe versandt worden ist. Da die Leser des Börsen blattes ein Recht darauf haben, zu wissen, warum die Auslassung nicht an dieser Stelle veröffentlicht worden ist, so drucken wir in nach stehendem unser Schreiben vom 11. März an Herrn Diederichs ab: Der Fall Spitteler hat im Börsenblatt eine so eingehende Be handlung erfahren, daß wir uns nicht mehr den Wünschen derer ent ziehen können, die der Meinung sind, daß es nunmehr an der Zeit sei, damit ein Ende zu machen. Sie selbst haben zweimal in ausführ licher Weise zu der Sache das Wort genommen und werden somit nicht sagen können, daß Ihr Standpunkt nicht in ausreichendem Maße im Börsenblatt gewahrt worden sei. Neues zur Beurteilung der Spitte- ler-Frage hat auch Herr Bruns nicht beigebracht, er hat sie nur ver tieft und nachzuweisen gesucht, daß der »neutrale« Standpunkt Spitte- lers sich mit dem Empfinden des Dichters, wie es sich in seinen Wer ken äußere, durchaus decke. Sie haben zweimal das Gegenteil nachzuweisen gesucht und Spitteler als einen der Lichtbringer des neuen Deutschlands hingeftellt. Während aber Herr Bruns immer wieder zu dem Ausgangs punkt der Frage zurückkehrt, nämlich, ob es mit der Aufgabe eines deutschen Sortimenters vereinbar sei, sich für die Werke eines Man nes zu verwenden, der sich in so geringschätziger, um nicht zu sagen gehässiger Weise über Deutschland geäußert hat, schieben Sie die ganze Erörterung auf ein völlig anderes Gleis, wie das auch aus der Überschrift: »Nochmals: Spitteler oder Bruns!«*) hervorgcht. Es handelt sich aber gar nicht um Spitteler oder Bruns, sondern ganz allein um .Herrn Spitteler. Infolgedessen gehört auch die Frage nach dem Kunstwcrte der Spittelerschcn Dichtungen, die einen so brei ten Nanm in Ihrer Entgegnung einnimmt, nur bedingt hierher und muß an anderer Stelle als im Börsenblatt ausgetragen werden. Was aber den deutschen oder undeutschen Charakter seiner Dichtungen an betrifft, so würden Sie auch durch diesen dritten Artikel die Meinung jener im Buchhandel wie im Publikum nicht erschüttern können, die eine Probe der deutschen Gesinnung Spittelers in seinem Vortrag erhalten haben und es vorziehen, sich nach anderen, mehr Vertrauen erweckenden Kulturgütern als den Spittelerschcn Werken umzusehen. Wir geben Ihnen daher usw Noch deutlicher wird der Leser die Berechtigung unserer Zurück weisung erkennen, wenn er den Artikel selbst liest, den Herr Eugen Diederichs gleichzeitig mit einer Empfehlung der in seinem Verlage erscheinenden Monatsschrift »Die Tat« als Rundschreiben an den Buch handel versandt hat. Damit hat die Auslassung des Herrn Diederichs eine ihrem Inhalte angemessenere Form gefunden, als ihr durch eine Veröffentlichung im Börsenblatt hätte gegeben werden können. Zur Sache selbst bemerken wir, daß der Ausdruck, »er (Spitteler) sei der Herostrat des 2l). Jahrhunderts«, den Herr D. in Anführnngs- striche setzt, von der Redaktion überhaupt nicht gebraucht worden ist, und daß es uns weit zweckmäßiger erscheint, über Herostrat nicht, wie Herr D. empfiehlt, Meyers Konversationslexikon (6. Auflage, Bd. IX, S. 230) nachznlesen, sondern sich den hier in Frage kommenden Artikel im Börsenblatt Nr. 53, S. 308: »Spitteler und kein Ende?« etwas näher anzusehen. Uber die Stellungnahme der Redaktion in der Spitteler-Frage hat sich Herr F e d o r v o n Z o b e l t i tz in der Sonntagsbeilage Nr. 13 zur *) So lautete der ursprüngliche Titel des Aufsatzes. 459
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