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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1915
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- 1915-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1915
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 79, 8. April 1915. zeichnend — gar kein Franzose, sondern ein Schweizer. Aus der Westschweiz allerdings. Und die Westschweizer fühlen beinahe französischer als die Franzosen. Oder gehoben sich doch jo!« Auch ich muß gestehen, daß ich hier in Italien und auch in Amerika französische Schweizer kennen gelernt habe, die flammenden Wortes die Integrität ihrer Neutralität bei jeder Gelegenheit auftischen, dabei aber trotz aller Vorgeschichten Neutralität aus der andern Seite sür sich persönlich das Recht in Anspruch nehmen, Deutschland und Österreich in feindselig kühlen oder gar gehässigen Ausdrücken herabzuwürdigen, und sogar im Dienste feindlicher Staaten offen Haß und Feindschaft, Verachtung und Verderben gegen uns bei ihren eigenen Landsleuten und den Bürgern andrer neutraler Staaten ersinnen und predigen und unsre Feinde in ihrem Hasse gegen uns zu bestärken versuchen! Diese Herrschaften sollte sich in Zukunst jeder Deutsche merken, um es ihnen heimzuzahlen, wenn sie wiederum einmal versucht sein sollten, sich bei uns unter dem Deckmantel einer mehr als übertünchten und schäbigen »Neutralität« oder gar Geistesverwandtschast Gastfreundschaft zu erbitten! Ein mehr oder minder kräftiger »barbarischer, moralischer Fußtritt des deutschen Michel sollte diesen internationalen Überläufern das Wiederkommen sür immer verleiden und ihnen noch recht oft und lange die »wunde« Stelle ihrer »Neutralität« fühlen lassen! Mailand, im März I9IS. R. H. Die Mobilisation der Arbeit.« (Bon unserm Spezialberichterstatter.) Malland, im Januar 1915. Seit Kriegsbeginn ist Italien wie eine prunkliebende Erb tante von schweifwedelnden Schmeichlern umringt. Seine Neu tralitätserklärung hat eine bittere Enttäuschung in den Ländern der »Kultur« verursacht. Auf die Zornesausbrüche und Drohungen sind flehentliche Bitten, Schmeicheleien und ein heimliches Lächeln gefolgt, und die Anstrengungen der deutschen Diplomatie haben sich verzehnfacht, nur damit Italien passiv bleibt. Ah ! man spricht nicht mehr von Verrat, man schwingt nicht mehr ein bereits schartiges Schwert, man droht nicht mehr Libyen in Beschlag zu nehmen! Die Sendung des Fürsten Bülow bezeichnet klar genug die Tonart, die man in Berlin hat wählen müssen und die Hoff nung, mit der man sich schmeichelt, den ehemaligen Verbündeten zu hindern, sich mit den Streitern des Rechts zu verbünden. Italien bewahrt noch eine rätselhafte Haltung. Der stumme Bruch des Dreibundes, wennschon er gleich im ersten Anlaus dem Beifall des Volkes begegnete, hat um nichts weniger auch auseinandergehende Ansichten in den Kreisen der Regierung ge schaffen. Deutschland hatte große Freunde in Nom. Es hat sie nach und nach verloren, seitdem die zweifelsfreien Zeichen seiner ehrgeizigen Bestrebungen ans Tageslicht getreten sind. Die Frevel seiner Armeen haben das noch Fehlende beigetragen, um ihm das Mitgefühl Italiens zu entziehen. Man stellt eine immer mehr anwachsende Feindseligkeit der italienischen Handels welt gegenüber deutschen Erzeugnissen fest. Bereits geraume Zeit vor Beginn der Feindseligkeiten ist eine Armee deutscher Agenten in Italien eingebrochen; sie hat die Städte des Nordens überflutet und die Hauptplätze, die den Handel in sich fest vereinigt halten: Turin, Mailand, Genua und Venedig eingenommen. Sie ist gewaltsam in die Fabriken, die Büros und die Geschäfte eingefallen, um zu kaufen und zu verkaufen. Sie hat alles weggerafst, was nur irgend möglich war an sich zu reißen: die vergleichenden Ausstellungen der Gott hardbahn werden uns, sobald sie fertig gestellt sein werden, die ungeheuerlichen Ziffern der Güterbeförderungen, die bereits im Monat Juli sich vollzogen, verkünden. Der Kriegszustand hatte ansangs diesen Verkehr nicht ab geschwächt. Dank seiner Neutralität, die ihm nicht verbietet, seine Erzeugnisse den Kriegführenden zu verkaufen, fuhr Italien fort, den Deutschen sowohl die Erzeugnisse seiner Industrie wie die Früchte seines Bodens zu liefern. Die deutschen Makler knauserten nicht wegen der Preise. Erst die energischen Einwände Englands haben diese Operationen etwas beschränkt, bis zu dem Tage, an dem sich die Regierung in Rom entschlossen hat, das Ausfuhr-! 458 verbot für die meisten als Kriegskonterbande anzusehenden Pro dukte zu erlassen. Die durch die Verbündeten gegen die Schweiz erhobenen An klagen — schlechtbegründete Anklagen, gegen die der frühere Präsident der Eidgenossenschaft, Herr Hofsmann, zu protestieren nicht aufgehört hat — haben gewiß bestimmend auf die Ent scheidung der italienischen Regierung gewirkt, ihre Grenzen im Norden fast gänzlich zu sperren. »Die Schweiz ist ein neutrales Land«, sagt Herr Hosfmann, »und sie hat nicht voreingenommen zu sein bezüglich der Natur der Waren, die ihr Gebiet in plombierten Güterwagen über schreiten und über die ihr also keine Kontrolle zusteht. Wenn also die Gesetze der Neutralität verletzt worden sind, so sind sie nur durch das Land der Ausfuhr, das wäre also Italien, verletzt worden. Folglich hat man an dieses Land seine Reklamationen zu richten.« Das gesetzliche Verbot der Ausfuhr, das die italienische Regierung anfangs Dezember 1914 erließ, scheint also wohl die Folge der durch die englische und die französische Regierung formulierten Be schwerden gewesen zu sein. Der Erlaß bezieht sich vor allem auf Getreide, Futtermittel, bearbeitete Metalle jwie z. B. Geschoßzünder) und die zur Her stellung von Projektilen notwendigen Mineralien. Tatsächlich tut also Italien nichts anderes, als daß es sich verteidigt; es be- greist, daß die durch die Deutschen ausgeführten Raubzüge sür das Land selbst eine Gesahr bedeuten würden, wenn es sich nicht entschlösse, die Wünsche der Vertreter der »Icke» H»rion»Ie« voll und ganz zu erfüllen. W U Der kommerzielle deutsche Einbruch in Italien hat sich nicht allein als Ziel gesetzt, gegen die Blockade zu kämpfen, indem er den reichen Speicher Italiens ausräumt, er hat es auch darauf abgesehen, in einem gewissen Maße die zur Neuverproviantierung Deutschlands geopferten Summen wiederzuerlangen, indem es seine ausgestapelten unverkauften Warenvorräte zu ganz gleich was immer sür Preisen verschleudert. Deutschland, dessen ganze Ausfuhrwege abgeschnitten sind, kann in der Tat jetzt die Erzeug nisse seines allzu überspannten Schaffens liquidieren. Nur der italienische Markt bleibt ihm offen. In den nord- italienischen Städten, vor allem in Mailand, wuchern die deutschen Reisenden, mit verführerischen Musterkollektionen ausgestattet, nur so aus dem Boden hervor; die Preise, in die sie willigen und die kaum dem inner» Werte der Waren entsprechen, berechtigen zu den hartnäckigsten nationalen Bedenken; die Handelsleute, trotz ihrer Sympathie sür die Alliierten, kaufen und füllen ihre Lager, verführt durch die Aussicht auf einen beträchtlichen Gewinn. Die Kunden wiederum lassen sich durch die Billigkeit verführen und tragen so wider ihren Willen zum Erfolg der Deutschen bei. Übrigens haben sie überhaupt Auswahl? Das Publikum verlangt in den Geschäften nach französischen und englischen Erzeugnissen, ganz gleich, was auch der Preis da für sein möge. Ihre Vorzüge sind nicht zweifelhast. Aber findet man auch schon oft genug englische Waren, so kann man sich hin gegen nur selten einen französischen Artikel verschaffen. Seit dem Kriege hat der Handel mit Frankreich so gut wie aufgehört. Man sieht in Mailand keine sranzösischen Reisenden mehr; man kann auch keine französischen Erzeugnisse mehr einführen. Die französischen Fabrikanten entschuldigen sich damit, daß, wie sie behaupten, ihnen die Arbeitskräste mangeln. Wenn zufällig ein mal Waren eingehen, so ist die Verzögerung so groß, daß der Händler sich inzwischen Wider Willen den Angeboten der Deutschen hat unterwersen müssen. - ß - Dieses Abseitsstehen des sranzösischen Handels kann nicht ties genug bedauert werden. Vielleicht würde es doch möglich sein, die Fabrikanten in die Lage zu setzen, das Personal, das ihnen abgeht und das nicht immer unmobilisierbare Kräste er setzen können, leichter zu erlangen.'S» i, Der Sekretär der sranzösischen Handelskammer in Mailand scheut weder Kosten noch Mühe. Seit den ersten Anzeichen von »Germanophobie« in der italienischen Handelswelt hat er die Rundschreiben an die französischen Handelskammern, an die großen Exporteure, Fabrikanten und Kommissionäre verdoppelt. Er hat Listen von Gebrauchsartikeln, deren Absatz gesichert ist, aufgestellt, > hat Preislisten und Zolltarife herausgegeben; er hat an Tausende
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