Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1837
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- 1837-09-05
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1837
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1651 71 1652 hervorgerufene Gespensterfurcht, die von dem Deutschen, mit der Muttermilch eingesogcn, bei jedem Fcnsterverhül-! len neu erwacht, erst dann verschwindet, wann wieder Licht kommt. Er beruft sich, um sein Verdammungsurtheil zu rechtfertigen, auf den französischen Bücherhandel, zu dem sich der Deutsche Buchhandel, in Hinsicht auf Spe-! culation, nie emporschwingen kann, eben weil Deutschland! kein Paris hat, zu dem er aber, in wissenschaftlicher Hinsicht, sich auch nie erniedrigen wird, da ihm die besseren Erzeug-! nisse der Literatur hoffentlich zu heilig bleiben, um sie als bloße Modeartikel betrachten zu können. Wie der französi sche Bücherhandel ganz den Charakter der Franzosen zur Schau tragt, so spiegelt sich im Deutschen Buchhandel ganz der Charakter des Deutschen, wie in den Auswüchsen, die er leider getrieben hat, die Krankheit unserer Zeit zu erkennen Der Mißbrauch aber, der mit den Novaversendungen ge trieben wird, ist durch die Trödler entstanden, die in unserm einst so musterhaften Geschäfte überhand genommen haben, und wie man leider selbst den größten Theil der Börsenmit- gliedcr ihres Geschäftstreibens wegen nennen darf. Was lauft heutzutage nicht alles zum lieben Buchhandel! — Wir wollen die Masse verunglückter Buchbinder w., die Anti quare, welche Bücher wie alte Kleider verschachern, so wie die weggejagten Schulmeister und Bedienten, welche in der Provinz mit Subscriptionen umherlaufen, und den Käufer wie hungriges Ungeziefer anfallen, bis er, der Plage müde, unterschreibt, nicht rechnen, obgleich sie manchen bessern Buchhändler, des lieben Brodes willen, zum Trödel zwingen; der Subjecte wollen wir nur hier gedenken, die den Buch handel erlernt haben, und weiter nichts wissen, als ein Buch ist- Ihn davon zu heilen, das ist es vor Allem, wohin zu - ins Alphabet zu schießen. Wie kommt dieses Gesindel in streben ist, ihn aber in seinem Fundamente, das gleichsam! mit dem Boden, worin es ruht, verwachsen ist, zerstören wol len, weil der Bau, den er trägt, hie und da baufällig gewor- ^ den ist, Unverständige sich erfrecht haben, Krüppelhaftes und Verunstaltendes daran zu bauen, und das sich leider schon jetzt weit über sein Fundament ausgedehnt hat; ihn verach ten, weil literarische Straßenjungen seine Wände mit Zoten ^ und Pasquillen bemalt haben, die er nun wider Willen zur! Schau trägt, das wäre eben so ungerecht, als es frevelhaft! wäre, wollte man eine Bibliothek blos deshalb zerstören, um der Tagdieberei ein Kaffeehaus hinzubauen, damit sie einige Stunden mit dem Durchblättccn der Tagesliteratur vcrgeu- ^ den könnte. Das will nun Gutzkow gewiß eben so wenig, als es ihm ü mit der Geringschätzung der Deutschen Buchhändler und des Buchhandels Ernst sein kann. Wenn einzelne Eitle! ihr Gesicht zur Belustigung der übrigen Buchhändler litho- das so vielfordernde Geschäft? Ohne Wahl, ohne Prü fung nehmen kleine Buchhändler Lehrlinge, ob dieselben die Vorkcnntnisse oder sonstige Fähigkeiten dazu besitzen, oder nicht, gleichviel! Man gebraucht einen Ladenhüter, und so viel ist zuletzt dem Stumpfsinnigsten beizubringen, daß er Metznec Köchin unter M sucht und x 14 gA. bedeutet; und diese bis zum Handlanger Dressirten sind noch nicht die trau rigsten Subjecte, die der Buchhandel für den Buchhandel liefert, und leider müssen wir die Quelle der noch schlechtem an dem Orte suchen, wo sich der ganze Deutsche Buchhandel concentrirt. Die Menge der kleinen Commissionaire in Leipzig lassen Jahre laug solch einen Burschen, den sie nach dem gesunden Aussehen nehmen, mit Memorial rc. herum laufen, dann löst ihn ein Zweiter darin ab, und er avancirt zum Paqueteeintragen, Avisausziehen und Copiren. Was weiß solch' ein Mensch, wenn er ausgelernt, nun vom Buch handel?— Der Herr Principal, dessen Winkelcommissionen graphiren lassen, so ist das hoffentlich ein Scherz, der unter nicht erlauben, einen Commis zu nehmen, sucht ihn ander- ven Buchhändlern geblieben ist; denn im Ernst sich so wich tig zu halten, wäre eben so toll, als viele Meilen darum nach Mainz zu reisen, um den Täg der Feier bestimmen zu wollen. Wahr ist es, das Novaversenden ist bis zur Plage aus-! weitig unterzubringen. Ein halbes Jahr quält sich der neue Principal mit ihm herum, während dessen hat erdasgroße Ge- heimniß begriffen, in dem der meisten Soctimentshändler ganzes Wissen besteht: den Hinrichs nachschlagen — das geartet, doch weiß Gutzkow, so gut wie jeder Vernünftige, H Alphabet geht von der Linken zur Rechten >— und das offen- daß die beste Arznei selbst in den Händen der Dummheit zu Gift werden kann. Der wahre Buchhändler ist gewiß vor-! sichtig darin, und wenn er ein Werk auf diese Weise gebraucht, so ist cs wahrhaftig nicht ohne Nutzen für dasselbe, Unbedeu tendes legt er zurück; doch das Glück ist der Dummheit Vormund, und so wird ihm trotz allen Bemühungen beim Rcmittiren die traurige Erfahrung, daß er im Laufe des Jahrs von sogenanntem Bettel hat 10 — 20 Exemplare! nachverlangen müssen, während von wahrhaft Gediegenem nicht ein Exemplar abgesetzt wurde. Der Abnehmer des Ge- j digenen sind zu wenig, da die meisten der Wissenschaftlich-Gc-! bildeten pecuniär zu beschränkt sind, um alles das zu kau fen, was ihr Wunsch ihnen zuruft, und sie würden sich noch auf weniger beschränken, könnten sie sich von dem zur Ansicht Empfangenen, ihnen während des Lesens Liebgewordenen trennen; und welch' cineWohlthat ist es nicht, solch'einem armen Teufel, der durch ein jahrelanges Warten auf eine Anstellung oft selbst das Nöthigste entbehren muß, die Mit tel in die Hand zu geben, mit der Literatur fortzuschrciten. liegende Geheimniß der Auszeichnung, das, streng genommen, doch eine ganz überflüssige Spielerei ist. Voll Salomon'scher Weisheit sich jetzt denkend, wird eine zweite Stelle gar nicht angenommen — der Vater hat ein Tausend Thaler zusam mengescharrt, hiemit wird sich etablirt, und nun schleudert, im Geschästseifer, der junge thätigeBuchhändler die Nova umher, wie es uns nicht einmal — zehnmal vorgekommen ist, selbst hier schon durch falsche Zurücksendungen: dem Thieraczte werden Bücher gesandt, die dem philosophischen Mediciner zukommen, und diesem, was für den Kammerjäger paßt. Hier liegt es, wodurch das der Verbreitung der Wissen schaft nützende Novaversenden zu etwas Gcschäftentehren- dem, dem Publicum Lästigem geworden ist. In Nocddeutschland, wo der Buchhandel noch eine wissenschaftliche Tendenz, einen innern Zusammenhang hat, bringt der Gelehrte, der Wissenschaftlich-Gebildete, gern eine Stunde zu, um sich mit dem Buchhändler, oder dessen Commis, über Literatur zu unterhalten; so war es zu un- j serer Zeit, als wir das Geschäft erlernten, und so ist es noch
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