für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgcgebcn von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvsreins. ^§78. Freitags, den 29. September 183?. Buch!) a n d e l. Uebcr Preis-Herabsetzungen. Wer seit einer Reihe von Jahren den Gang des Buch handels aufmerksam verfolgte, mußte die Bemerkung ma chen, daß die Preis-Herabsetzung in der letzten Zeit auf eine bedauerliche und dem Rufe des Geschäfts im Allgemeinen eben nicht förderliche Weise überhand genommen hat. —Manche Vorschläge und gewichtige Stimmen haben sich bereits darüber in diesen Blättern vernehmen lassen, und möchte es wohl vielleicht deshalb unpassend scheinen, nochmals darauf zurück zu kommen. Es kann jedoch nicht schaden, eine Ma nipulation wieder zu berühren, die in steigender Progression sich zu einem faulen Fleck gestaltet, der mit trauriger Schnel ligkeit um sich greift, und, wenn auch nicht ganz ausge schnitten, doch auf passende Art beschränkt werden könnte. Ich bin weit entfernt zu verkennen, daß am Ende jeder Geschäftsmann das Recht besitze, mit seinem Eigenthum auf beliebige Weise zu verfahren, aber warum sollte es nicht im Interesse des Einzelnen, so wie des Ganzen liegen, dies so zu thun, daß es Ersterem möglichst Nutzen brächte ohne das Letztere in Mißcredit zu bringen? Was soll aber das Publicum davon denken, wenn grö ßere Werke kaum nach ihrer Vollendung, und selbst jeder unbedeutende Quark auf diese Art behandelt werden, was soll das Publicum noch von Büchern bei deren Entste hung kaufen? Der Sortimentsbuchhändler, als nothwendige Mittels- Person zwischen Verleger und Publicum, hat schon lange den Gedanken aufgeben müssen, sich ein Lager des Be st en zu unterhalten, da er nie sicher ist, sein ohnedies müh sam genug zu erwerbendes Capital für Lager-Unterhalt durch 4r Jahrgang. das beständige, zuweilen schamlose Herabsctzcn zu seinem Schaden geschmälert zu sehen. Es bedarf keines großen Scharfsinnes, um den Grund der Preisherabsetzungen in der steigenden Anzahl buchhänd- ^ lerischer Etablissements, oft an den unbedeutendsten Orten, und der damit nothwendig sich steigernden Bücher-Produ- clion zu finden. — Trotz aller vorliegenden Erfahrungen, welche sehr leicht durch den Vergleich 10—20jähriger Buch händler-Verzeichnisse Und der darin auftauchenden und verschwindenden Firmen documentict werden können, hallst sich die Anzahl unreifer Etablissements, und wasAndere, na mentlich »icht-buchhändlccische Statistiker, als einen Flor be trachten, ist, bei Licht besehen und untersucht, nur eine jammer volle optische Täuschung! — Wie viele, kaum der Lehre ent laufene junge Leute begründen flugs ein neues Geschäft, suchen so viel als möglich den Bestehenden zu schaden, unö nach wenigen Jahren haben sie letzteres zwar erreicht, indessen auch für sich keine Seide gesponnen und sehen sich genöthigt, vom Schauplatz abzutreten. — Andrerseits werden Asso ciationen geknüpft, gelöst, wieder angefangen mit einem erschreckenden Leichtsinne, der bald genug seine Früchte trägt; kein Besitz eines Verlagswerkes, eines ganzen Geschäftes ist noch dauernd zu nennen. — Heute begründet, morgen verkauft, übermorgen wieder Neues begründet, das ist die Geschichte gar mancher neueren Geschäfte. — Der neue Besitzer sucht dann zu Gelde zu machen/ und glaubt dies am leichtesten durch Preisherabsetzungen zu können; er findet darin die lebendigsten Muster in man chen sogenannten großen Geschäften, welche mit Hülfe gutwilliger Banquiers alles zusammen drucken, was ihnen vorkommt, fabriciren, so lange es geht, und stockt es/ dann alle Mittel in Bewegung gesctzr, um die Ma- 137