für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputieren des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. Ol. Dienstags, den 14.November Buchhandel. Ueber das Crcditgcbcn an neue Etablissements. Schon eine Reihe von Jahren hindurch schien cs die Ansicht vieler Handlungen zu sein: daß je mehr Handlun gen, je größer und besser das Geschäft! Daß das Hinzu kommen neuer Handlungen nur an einzelnen Orten zu et was Gutem geführt hat, zeigt sich immer mehr; an andern Orten, wo bereits solide und thätige Handlungen waren, ist es dem Handel entschieden nachtheilig geworden. Man überließ sich, nur um Geschäfte zu machen, den Schleude rten, suchte dem Publicum auf unwürdige, den Buchhan del in Verruf bringende Art Bücher aufzudringen, benutzte den erhaltenen Credit nach Möglichkeit, und zahlte dann theils gar nicht, theils suchte man sich zu arrangiren. Das Resultat des Gesagten scheint denn zu sein: Die Masse des Verkauften wird allerdings durch so sehr vermehrte Anzahl der Handlungen vermehrt, ein Theil des Verkauften geht aber auf Handlungen über, die theils bereits insolvent sind, theils bei allzugroßer Concurrenz früher oder später zur In solvenz gelangen müssen. Wird man denn nicht zur Ein sicht gelangen: daß es ungleich besser ist, mit einer minder großen Anzahl anerkannt guter Handlungen solide Ge schäfte zu machen, als Conto an Conto zu reihen und Jahr zu Jahr mehr die Anzahl derer zu vermehren, die man zu keinem Abschluß, noch weniger zum Saldiren der Rech nung bringen kann! ... r. Ist Ostern die passendste Zeit zum Abrechnen? Eine Frage zur Beantwortung an sämmtliche Deutsche Buchhändler. Eine, wie ich glaube für den Deutschen Buchhandel höchst wichtige Sache, scheint mir noch nicht nach Verdienst erkannt zu sein, weshalb es mir erlaubt sein mag, sie hier im Kurzen in Anregung zu bringen. Die Winterszeit, das beißt ungefähr die Monate September — October bis März — April sind die eigent lichen Erntemonate für den Buchhändler. In den an dern Monaten wird auch wohl hier und da von Diesem oder Jenem gekauft, aber im Ganzen sind die wärmern Monate die stillern in unserm Verkehr zu nennen. Wäre es nicht sowohl für den Sortiments- wie Verlagshändler von dem wesentlichsten Vortheile, wenn ersterer in den Erntemonaten seine ganze Aufmerksamkeit den Kunden zuwenden könnte, während er jetzt bald nach Neujahr schon ans Remittiren gehen muß, und dadurch wenigstens drei kostbare Monate, oder fast die Hälfte der besten Absahzeit im Jahre , einer Arbeit sich hingeben muß, die in dieser Zeit zu allseitigem Nachtheile gereicht. Wer das Sortimentsgeschäft kennt, wird mir hierin beistimmen, und ich kann Ostern nur eine höchst unpassende Zeit zum Abrcchnen nennen. Wie wäre es, wenn man Anfang Juli zur Abrech nung festsetzle, und das noch auf alte Rechnung nähme, was bis Ende März in den Händen des Empfängers sein kann? Es ließe sich hierdurch vielleicht auch mit Süddeutsch land für Süddeutsche Handlungen eine Vereinbarung tref fen, wie denn auch andere Vortheile und Annehmlichkeiten, als längere Tage, eine lieblichere und gesündere Jahres zeit und dergl. damit verbunden wären. 4r Jahrgang. 164