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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1935
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- 1935-02-09
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- 09.02.1935
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X» 34, 8. Februar 1935. Redaktioneller Teil. Zur Wirtschaftslage Von Prof. Dr. G. Menz Weltwährungslage — Der neue Wirtschaftsgcist — Organisationsfragcn — Wcrberatsbericht — Konjunktur und Volkseinkommen — Einzelhandelsumsätze — Buchhandel Weihnachtsgeschäft Zwei Tatsachen sind es in den letzten Wochen, die auch vom Standpunkt der Wirtschaft als deutsche Erfolge von besonderer Bedeutung an die Spitze aller Betrachtungen zu stellen find: der Sieg an der Saar und die glücklich durchgeführte Zins- senkung der Goldpsandb riefe. Was beides bedeutet, liegt klar aus der Hand, sodatz darüber keine Worte Weiler verloren zu werden brauchen. Noch nicht übersehbar hinsichtlich der Bedeu tung für die Wirtschaftsentwicklung sind die Londoner französisch- englischen Vereinbarungen der letzten Tage. Nur eins steht wohl bereits fest: Die daran geknüpft gewesenen Erwartungen einer bal digen Bereinigung der Weltwährungslage dürften sich vorerst nicht erfüllen. Der bekannte Währungsthcoretiker Professor Cassel war schon in einem vor der Londoner Zusammenkunst veröffentlichten Aufsatz über die Möglichkeiten oiner zwischenstaatlichen Währungs stabilisierung zu der Schlußfolgerung gekommen, daß nur ein wohl- ausgewogenes Gleichgewichtsverhältnis zwischen den verschiedenen Währungen Aussicht auf eine dauerhafte Stabilisierung und damit aus ein gesundes Wirtschaften der Völker biete. Die internationalen Werte der Währungen, wie sie in dem Wechselkurse zum Ausdruck kommen, müßten mit den Kaufkrastparitäten in Übereinstimmung gebracht werden. Vorläufig besteht ein solches Gleichgewicht noch nicht. Das Pfund ist gegenüber dem Dollar leicht über-, gegenüber den Goldwährungen wie namentlich dem französischen Franken leicht unterbewertet. Damit vor allem begründet die Londoner City ihre Abneigung gegen eine vorzeitige Stabilisierung. Bei den währungspolitischen Besprechungen Flandins in London ist es nach den offiziösen französischen Kommentaren nur zu einem Aus tausch der Ansichten gekommen, wobei Flandin festgestellt habe, daß die Engländer keine Veranlassung sähen, ihre bekannte Ansicht zu ändern. Angcdeutet wurde die Möglichkeit eines Ausbaues der Zusammenarbeit zwischen der französischen und der englischen No tenbank, aus der sich später eventuell Vorschläge über die Stabili sierung entwickeln könnten. In englischen Finanzkreisen wies man außerdem darauf hin, daß man London für den verfehlten Platz für den Beginn einer neuen Stabilisierungskampagne hält. Erste Bedingung sei eine bindende Zusage der USA., mitzumachcn und für die nächste Zeit nicht Widder auszubrechen. Hier spricht die englische Sorge ganz offensichtlich mit, sich nicht übereilt in eine Kollcktivsront gegen USA. hineinziehen zu lassen. England muß unr der im Pazifik bestehenden Probleme willen pcinlichst ver meiden, die ohnehin vorhandenen Gegensätzlichkeiten USA gegen über unnötig zu versteifen und sich vorzeitig in eine Lage manöv riert zu sehen, in der es zu einer Option für oder gegen die Union genötigt werden könnte. So standen die Dinge auch schon 1831 bei der gescheiterten Weltwirtschaftskonferenz, als es in erster Linie noch tun die Schuldenregelung ging. Seitdem hat sich im Grund sätzlichen wenig geändert. Die Unsicherheit ist im Augenblick gerade noch erhöht durch den Streit um die amerikanische Goldklausel. Die Bekanntgabe der Entscheidung des Bundcsobergcrichts ist auf den 11. Februar vertagt worden. Der Gencralstaatsanwalt hat eine Konferenz der Rechts- und Finanzsachverständigen der Re gierung zusammeNbcrufen, die im Falle einer für die Regierung ungünstigen Entscheidung über die zu ergreifenden Wirtschafts- Maßnahmen beraten soll. Es steht viel auf dem Spiel. Auch das Scheitern der Vorlage über den Beitritt Amerikas zur Genfer Schiedsgerichtsorganisation dieser Tage im Senat hat nicht dazu beigetragen, das Vertrauen zu heben. Hier liegt eine unverkenn bare Niederlage Roosevelts vor, die seine Bewegungsfreiheit be hindert. Welche Wirkung eine zweite in der Goldklauselfrage haben müßte, ist nicht zu übersehen. Aus jeden Fall war bei dieser Lage Zurückhaltung geboten. Umgekehrt hofft vielleicht England auch noch, einige Partner vom Goldblock abbröckeln und zum Sterling block überwechseln zu sehen. Die Weltwährungslage bedarf jeden falls auch weiterhin einiger Aufmerksamkeit. Für Deutschland aber bestätigt sich damit immer wieder, daß es fehl ginge, wollte es ab- warten, was die anderen tun; es kann sich nur auf sich selbst ver lassen und muß aus eigenen Kräften aufbauen. 108 Die Rückblicke Anfang des neuen Jahres haben vielfach Gele genheit geboten, die grundsätzlichen Voraussetzungen des Erfolge- dieserAufbauarbeit erneut herauszustellen. Eine Korrespondenz z. B. führte aus/wenn die Rechnungen der Konjunkturpolitikcr gestimmt hätten, die man Anfang 1934 aufmachte, dann hätte Deutschland am Ende des Jahres 1834 vor einem hoffnungslosen Ruin stehen müssen. Besonders das Ausland habe sich mit diesen Konjunkturprognosen geradezu gegenseitig überboten. Nun sei es alles anders gekommen. Der Nationalsozialismus hätte gewußt, daß Wirtschaft etwas anderes sein könne als ein sich selbst steuern der Mechanismus. Das sei Wirtschaft immer nur, wenn sie sich aus der geistigen Herrschaft der Menschen gelöst habe. Wirtschaft aber, die in die Zucht menschlichen Geistes genommen sei, reiche damit in die überrationale Sphäre, in das Metaphysische hinein und empfange die entscheidenden Impulse aus dieser metaphysischen Sphäre. Der Opfersinn, der dem Ausländer als ein wirkliches Wunder erscheine, sei eine der Wirklichkeiten, mit der das Meta physische auch in den Bereich der Wirtschaft hineinwirke. Hier liege das tiefste Geheimnis des Nationalsozialismus, daß er es vermöge, Metaphysisches, d. h. von den Aufklärern für eine über sinnliche Kraft Erklärtes Realität werden zu lassen. Auch an der Saar hat sich das bewährt. Wie ani Abstimmungstage in der Deutschen Allgemeinen Zeitung überzeugend dargclcgt wurde, be ruhte der ganze französische Werbefeldzug im Saargebiet aus einer fundamentalen Verkennung der Zusammenhänge zwischen Volk und Wirtschaft. Er habe unterstellt, daß ein Volk seine Zugehörig keit zu einer Nationalwirtschaft ohne weiteres wechseln könne wie einen Rock. An der Saar zeigte sich der enge Zusammenhang zwi schen Volksart und Wirtschaftsgcstalt,dcn auch die moderne Bcdarss- weckungswirkschast nicht zu verwischen vermöge. Für die Selbst behauptung einer Nation von heute sei wesentlich, daß in ihr Wirt schaft und Volk an einem Strang ziehen. Eine Nation, in der das nicht geschehe, sei als Lebens- und Machtcinhcit brüchig. Der ganze soziale Körper eines Volkes gerate in Unordnung, wenn die bestim menden Wirtschaftsideale der Nation im Volk nicht mehr geglaubt und, abgcwanüelt, von den einzelnen Berufs- und Wohlstands schichten nicht mitgemacht würden. Eine seiner großen Gegen- wartsaufgabcn sehe der Nationalsozialismus daher gerade in der erzieherischen und organisierenden Arbeit an der Gleichrichtung von Wirtschastsgestalt und Volksart, ökonomischer Triebkraft und nationaler Energie. Dieses Mühen sei Fundamcnticrungsarbeit an der sozialen Ordnung. Alle großen Wirtschastsländer hätte» um ihre Sicherung oder Entwicklung zu ringen, überall sei durch Kapi talismus und Bevölkerungsvermehrung, Auflösung alter sozialer Formen oder Klassenkampf die Einheit von Volk und Wirtschaft fragwürdig und zur Aufgabe geworden. Wie Hunkc im ersten Fe bruarheft seiner trefflichen Wochenschrift »Die deutsche Volkswirt schaft« betont, gibt uns bas Aufbauwerk Wolf Hitlers die Berechtigung, von unserer Zeit als einer neuen Zeit zu spre chen, obwohl wir erst am Anfang des Werdens und Wachsens unseres Volkes und unseres Reiches ständen. Wir müßten nur da für sorgen, daß in unserem deutschen Hause der Standesdünkel und der engstirnige Berufshorizont nicht den neuen Geist zerstören. Alle seien zum Aufbau willkommen. Wer aber jene ins Haus schmuggele, der sei ein Feind Deutschlands. Die O rga n is a t i o n s f r a g en der Wirtschaft schei nen durch die letzten Maßnahmen zu einem gewissen Abschluß ge langt. In diesem Sinne ist sicherlich auch die endgültige Ablösung vr. Schmitts durch Ilr. Schacht als Reichswirtschaftsministcr ans- zufassen, die dieser Tage erfolgte. Neue Erörterungen in der Fach presse können aber vermuten lassen, daß sich vielleicht doch noch weitere Umgestaltungen vorbereiten. So betonte z. B. eben die »Braune Wirtschafts-Post« die Notwendigkeit der Schaffung einer einzigen einheitlichen Führungsstellc, die tatsächlich und wirksam die Oberleitungsfunktion des Staates gegenüber der Wirtschaft er füllen könne. Auf die Dauer gesehen könne es eine Trennung in eine Wirtschafts- und in eine Berkehrspolitik nicht geben. Viel bedeut-
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