X- 34, 9. Februar I93S. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. 533 Stefan Andres Die unsichtbare Mauer Roman, geh. 3.20, in Leinen 4.60 Andres sieht die Menschen als Dichter, in ihrer Gebundenheit und Eigenwilligkeit. Aus seinen Frauengestalten bricht oft reine Leidenschaft des Blutes und des Haffes durch. Mit starkem Tem perament erzählt er von dem Einbruch der Technik in die ländliche Abgeschiedenheit der Mosclland- schaft. Man muß aber durch die humorvollen und romantischen Einzelzüge das Hintergründige sehen, den Wandel der Landschaft und der Menschen, die aus ihrer Ruhe aufgestvrt gegen eine un sichtbare Mauer anrennen und der Natur ihres Schicksals verfallen. Eins starke ^rröklerbsgabung Hier weiß einer zu fabulieren, aus seinem - Blut und Boden! Hier wird in einer anständigen Tonart erzählt, ernsthaft und spaßig, wie cs das Leben gibt. Er hat ein Herz, der Stefan Andres, für sein Land. Aber er ist auch ein Weltmann: Einen ganzen Sack Weltgeschichte schüttet er aus in seinen Heimatwinkel. ^ins grok geschilderte koncischott Alles lebt und webt auf dem Boden einer tief erfühlten und groß geschilderten Landschaft. Mit wurzelechter Gestaltung erobert der Verfasser uns ein neues Stück seelischer Landschaft Deutsch lands. Seine Bedeutung aber hat cs wegen der klaren Notwendigkeit, mit der Altes und Neues zusammenstoßen und zur Umwandlung führen. „o/e Von innerer Wärme äurchveeht Der frische, von innerer Wärme durchwehte Ton der Erzählung steht im Gegensatz zu den vielfach traurigen Schicksalen. Dieser Gegensatz löst sich aber auf in der festen und gütigen Menschlichkeit, mit der kleine und große Dinge beobachtet sind. Srschüttsrncis Schicksals In diesen Menschen und um sie herum erfüllen sich erschütternde Schicksale. In einem ganz tiefen Sinn wird hier die ewige Gerechtigkeit sichtbar. Dichterische I-eistung von besonnenem Sprochroubsr Der Einbruch der Technik wird hier mit einer Sprachmächtigkcit gezeichnet, die überzeugt. Und so wird es eine dichterische Leistung von besonderem Sprachzaubcr. OLerrcä/e-r!rc/-e Eugen D i e d e r i ch s Verlag Jena Börsenblatt s. d. Deutschen Buchhandel. Ivst. Jahrgang. 73