Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1933
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- 1933-08-05
- Erscheinungsdatum
- 05.08.1933
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- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1933
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- Tag1933-08-05
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>4 ISO, S. August 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. DtschnBuchhan-el. nur eine händlerische, sondern auch eine kulturelle Aufgabe hat, als daß ein Zweifel an der Berechtigung einer gesonderten Orga nisation gestattet wäre. Was uns in bezug auf kaufmännisch-tech nische Struktur des Verlages oder Sortiments mit Industriezwei gen oder Einzelhandelsgruppen gemeinsam ist, wiegt leicht gegen über dom, was uns alle als Buchhändler verbindet, nämlich das Buch als wichtiges Kulturwerkzeug. Auch die Eingliederung der Angestelltenschaft in den gemeinsamen Berufsstand dürste kaum irgendwo so leicht zu vollziehen sein wie bei uns. Haben wir doch jetzt schon einen Jungbuchhandel, der ganz bewußt den berufsstän dischen Gedanken im besten Sinne Pflegt. Sehr zu recht hat schließ lich vr. Fr. Oldenbourg darauf hingewiesen, daß die Existenz so wesentlicher Dinge wie der Deutschen Bibliographie getragen wird vom Börsenverein, d. h. von einem Berufsstand der Buchhändler. Wenn überhaupt die Gefahr einer Eingliederung des Buch handels in andere berufsständische Gruppen besteht, so hat diese ihre Ursache, neben den sogenannten Auchbuchhändlern, in den Querulanten, welche einmal von Verleger-, dann von Sortimenter seite eigennützige Forderungen aufstellen, ohne sich bewußt zu sein, daß Gemeinnutz nicht nur vor Eigennutz geht, sondern letzen Endes den richtig verstandenen Eigennutz in sich mit einschließt! Wirtschaftlich geht es dem Buchhandel schlecht und es kann auch für ihn erst dann eine Besserung kommen, wenn es dem ganzen deutschen Volke wieder besser geht, wenn das Millionenheer der Arbeitslosen erheblich vermindert und das Volkseinkommen er heblich gestiegen sein wird. Wie beim Abebben der Konjunktur der Buchhandel nicht sogleich ein Absinken der Umsätze spürte, so wird vermutlich auch eine neue Konjunklurwelle erst eine gewisse Höhe erreicht haben müssen, ehe sie imstande ist, auch die Umsätze des Buchhandels zu heben. Wenn auch dem Buch bei der geistigen Unterbauung der neuen Staatsideen und bei der Bewußtmachung des deutschen Volkstums eine wichtige Rolle zukommt, so ist doch nicht zu vergessen, daß das Volk und namentlich die Jugend zur Zeit und voraussichtlich auch in den nächsten Jahren noch mar schiert, und daß dieses Marschieren zum Teil im bewußten Gegen satz zur Zeit des Buchgelehrten steht. Man mag diese Entwicklung als nicht ungesund und sympathisch empfinden — wir Buchhändler sollten aber nicht die Augen verschließen vor der Erkenntnis: Wer marschiert, liest (zumindest) weniger! Die mittelstandsfreundliche Tendenz der Regierung wird sich zweifellos für den Buchhandel und namentlich das Sortiment günstig auswirken. Doch auch hier sei vor einer Überschätzung der möglichen Folgen gewarnt: Ver besserte Handelsformen und Verkaufsordnungen können erst dann eine segensreiche Wirkung entfalten, wenn entsprechende Umsätze vor handen sind. Trotz allem, die Gewißheit stetiger Regierungsver hältnisse und die starke Propaganda des Vertrauens sollten auch dem Buchhandel das Bewußtsein geben, daß er wieder auf festem Boden steht. Was aber können wir tun, um unsere Lago zu bessern? Auf weite Sicht gibt es für den Buchhandel propagandistisch nur eine Aufgabe: die Werbung für den Eigen- besitz des Buches, für das Lesen und die Wertschätzung der Litera tur, letzten Endes für die deutsche Sprache sowie deren Geltung und Ausbreitung auch im Ausland. Eine Aufgabe, an deren Lösung, wie Horst Kliemann mit Recht betont hat, nicht nur der Buch händler interessiert ist, an deren Bewältigung er vielmehr nur ge meinsam mit den übrigen Trägern dieser Aufgabe Herangehen kann, mit der Schule, Wissenschaft und Regierung. Diese Aufgabe dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, im Augenblick aber kann ihre Erkenntnis uns nicht Helsen. Müssen wir einsehen, daß eine Er höhung der Umsätze zur Zeit nicht möglich ist, dann bleibt uns prak tisch nur übrig, uns die Verteilung des Bruttoerlöses und das Ver hältnis von Brutto- zu Nettoerlös nach Berbesserungsmöglichkeiten anzusehen, und zwar in erster Linie zugunsten des Sortiments, das als der wirtschaftlich schwächere Teil zweifellos am stärksten der Hilfe bedarf. (Die Ansichten über diesen Punkt sind freilich sehr verschieden! Die Schriftl.) Hier stoßen wir auf ein Kern problem aller Auseinandersetzungen zwischen Verlag und Sortiment: dieDirektlieferungenderVerleger. Es steht fest, daß ein erheblicher Teil des Bücherkonsums unter Ausschaltung des Sortiments vom Verlag direkt befriedigt wird, und ebenso unterliegt es keinem Zweifel, daß dieser Zustand den wirt- 580 schaftlichen Funktionen von Verlag und Sortiment nicht entspricht. Es ist zu fordern, daß dieser Zustand geändert wird; er wird aber nicht dadurch geändert, daß Heißsporne diese an sich richtige For derung in immer bestimmtere, dem Geiste einer berufsständischen Ordnung mehr oder weniger angemessene Formen kleiden. Ganz sicher verfügt der direkt liefernde Verlag über erfolgreichere Werbe methoden als das Sortiment, sonst wäre der ganze Streit ja gegen standslos. Ein Fachverlag z. B. kann aus Grund langjähriger Er fahrung und mit Hilfe eines geschulten Personals in vielen Fällen seine Interessenten mit wenig Aufwand und großer Sicherheit er fassen. Es wäre töricht und sinnwidrig, wenn man diese Einrich tungen zerschlagen wollte. Der Verlag muß und soll auch weiterhin für seine Werke die denkbar wirkungsvollste Propaganda machen — aber er soll die Lieferung dem Sortimenter überlassen, der das ganze Jahr bereitsteht, um Interessenten und Buch zusammenzubringen. Ich bin mir bewußt, daß das Sortiment, wenn es die Forderung erhebt: »Direkte Lieferungen vom Verlag an den Konsumenten müs sen unterbleiben«, vom Verlag ein erhebliches Opfer fordert, das ein Zugeständnis wert ist. Denn wenn auch die normale Berleger- kalkulation nur mit dem Erlös des Nettopreises rechnen darf, so er fordert doch eine umfangreiche Privatkundenpropaganda erhebliche Mittel, die vielfach nur durch einen Mehrerlös zu decken sind. Ich schlage also vor, daß zwar der Verleger in seiner ge samten direkten Propaganda auf den Bezug durch das ortsansässige Sortiment Hinweisen soll,daßerfernerallebeiihmeingehendenPri- vatbestellungen dem Sortiment zur Erledigung übergeben soll, daß ihm aber das Recht zu stehen soll, derartige Lieferungen dem Sortiment mit einemetwaumSV-gekürztenRabattinRechnung zu stellen. Diese Rabattdiffcrenz soll dazu dienen, die Propa gandakosten des Verlegers zu decken; von den übrigen Mehrkosten, welche ihm bisher die direkte Lieferung verursachte, wie Zustellung, Kontenführung, Korrespondenz, Einziehung der Schulden und Ver luste aus nicht eintreibbaren Außenständen, ist der Verlag durch die erfolgte Zwischenschaltung des Sortiments ja befreit. Ich bin überzeugt, daß dieser Weg praktisch gangbar ist und daß er beiden Teilen gerecht wird. Im Laufe der Zeit wird sich der bisherige Direktbczieher wieder an das ortsansässige Sortiment gewöhnen und auf diese Weise wahrscheinlich auch zu einem stärkeren Büchcr- konsum veranlaßt. Der Verlag wird sehr bald erkennen, daß sein Umsatz nicht zurückgcht und seine Spesen geringer geworden sind. Dieser Vorschlag hat vor anderen in der gleichen Richtung ge machten Vorschlägen den Vorteil, daß er alle Werbemöglichkeitcn be stehen läßt und den Verleger in einer Form, die seinen Interessen gerecht wird, auf die Zusammenarbeit mit dem Sortiment hinlenkt. Neben diesem wie mir scheint wichtigsten Problem gibt es zwi schen Verlag und Sortiment noch ein ganze Reihe Fragen minderer Bedeutung zu besprechen. Ich denke an die vielen Kleinigkei ten der täglichen Geschästsvorkommnisse, die in ihrer Häufung eben keine Kleinigkeit mehr bleiben, sondern man chen Sortimenter, der unter der Not der Zeit besonders zu leiden hat, verbittert und die so notwendige harmonische Zusammenarbeit mit dem Verlag empfindlich stört. Meine Herren Kollegen vom Verlag: Bewahren Sie uns vor jeder vermeidbaren Korrespon denz; seien Sic etwas großzügiger in der Zurücknahme festbestellter aber nicht abgenommcner Werke; schaffen Sie sich weniger ausge klügelte aber übersichtlichere Formulare an, auf denen Titel und Preis des gelieferten Buches mindestens so deutlich erkennbar sind wie Ihr Postscheckkonto in Budapest und Ihre Bankverbindung in Wladiwostok; führen Sie endlich einheitliche Abrechnungstermine für Kommissionskonten ein; seien Sie sachlicher in Ihren Ankündi gungen (es ist manchmal ja ganz amüsant, Ihre Anzeigen zu lesen, auf die Dauer wirkt es aber doch langweilig, wenn etwa von einem Werk, dessen Auflage auf 2000 oder 3000 Exemplare festzusetzcn Sie geschwankt haben, versichert wird, es verkaufe sich spielend aus dem Fenster und auch der Kleinstadtsortimenter könne Partien davon absetzen). Wenn es Ihnen so gar nicht gelingen will, für ein Ver lagsprodukt Gegenliebe zu finden, so sagen Sie nicht gleich, das Sortiment schlafe; nicht jeder, aber viele Sortimenter haben einen guten Instinkt und können oft schon an der Börsenblattanzeige erkennen, ob ein Buch Erfolg verspricht oder nicht. Besprechen Sie
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