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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1933
- Strukturtyp
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- 1933-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1933
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- Deutsch
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x° 182, 8. August 1933. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. zu dem ja auch das Sortiment gehört, zu schwächen und zu zer mürben. Es gilt also zunächst, das wirtschaftliche Gleich gewicht im Buchhandel wieder herzustellen, nüchtern gesagt: das Sortiment wieder in seine naturgegebene Stellung zwischen Buch produktion (Verlag) und Buchkonsum (Publikum) voll und ganz einzuschalten. Das läßt sich natürlich nicht mit einem Schlag erreichen. Die gegensätzlichen Auffassungen und die wirtschaft lichen Faktoren sind zu stark in der Bewirtschaft verankert, daß sie sich nicht ohne Funktionsstörungen plötzlich beseitigen lassen. Auch der Abbau des bisherigen überspitzten Zustandes im Buch handel muß organisch erfolgen. Das heißt aber nicht: die Dinge sich selbst zu überlassen, sondern auch hierfür gilt es, die Dinge durch Wille und Tat in Fluß zu bringen. Die heutige Zeit ist außerordentlich günstig für die Verwirk lichung der Forderung, eine neue Basis für das Zusammenarbeiten zwischen Verlag und Sortiment zu schaffen. Wir stehen vor einer Neugestaltung des geistigen Lebens, das auch der Literatur einen neuen Impuls geben wird. Dieser neue Impuls wird sich nicht nur der schöngeistigen Literatur Mitteilen, er wird sich auch auf die wissenschaftliche Literatur übertragen. Die Wissenschaft, die dem Staate und der Erziehung seiner Bürger dient, wird in der nächsten Zeit einen wesentlichen Teil der literarischen Produktion ausmachcn. Der Aufbruch der Literatur stellt auch den Buchhan del wieder vor große Aufgaben. Man kann wohl sagen, daß sich uns wieder ein Neuland erschließt, an dessen Kultivierung der Buch handel einen gewaltigen Anteil hat. Gibt es einen günstigeren Augenblick als diesen, um die notwendig gewordenen Reparaturen am Apparat des Buchhandels vorzunchmcn? Jetzt ist doch der richtige Zeitpunkt, um die verschütteten Kanäle wieder frei zu machen, um den Strom des neuen Lebens in sie hineinzuführen. Es bedarf nur des Willens, aus dem die Tat geboren wird. Die Vorbedingung für eine Verständigung zwischen Verlag und Sortiment ist die bedingungslose Anerkennung des festen und unumstößlichen Ladenpreises. Der Begriff des Ladenpreises ist der ruhende Pol, um den sich die ganze Arbeit des Buchhandels gruppiert. Die dringendste Forderung ist daher: Schutz dem Ladenpreise. Die Garantie für diese Forde rung liegt zunächst auf gesetzmäßigem Gebiete. Wir haben die Satzung, die den Begriff des Ladenpreises einigermaßen fest umreißt. Aber durch das ewige Hin- und Herzerren an diesem Begriff ist der Ladenpreis heute zum Wechselbalg geworden; es glaubt nie mand mehr recht an ihn und an seine Geltungskrast, Dem Begriff des Ladenpreises muß wieder neues Leben eingeflößt werden, er muß wieder zu einer Formel gemacht werden, an deren Klarheit und Schärfe nicht mehr herumgedeutclt werden darf und kann. Auch dieser Durchbruch des neuen Ladenpreisbegrisfes wird nur syste matisch erfolgen können. Begonnen mit dem Wegfall der »Vorzugs ladenpreise« für Mitarbeiter des Verlags, Bezieher von Zeitschrif ten usw. muß der Abbau nach und nach überall dort durchgeführt werden, wo die Bedürsnissrage für eine Verbilligung des Buch preises nach kaufmännischen und volkswirtschaftlichen Gesichts punkten zu verneinen ist. Der Mengenpreis ist kaufmännisch wohl berechtigt, jedoch ist seine Anwendung über die Grenzen hin ausgegangen, die durch einen gesunden Wettbewerb gezogen sind. Es steht im Widerspruch zum Streben nach einem Wirt- schaftsausgleich, wenn die Versorgung von Käufer Massen durch eine Hand erfolgt. Damit ist der unbeschränkten Werbung keine Grenze gesetzt, aber die Werbung soll nicht mehr mit dem Köder eines verbilligten Preises einem ganzen Berufsstand'Schaden zu fügen. Sieht sich das Sortiment wieder auf der ganzen Linie in seine Stellung eingeschaltet, so wird ihm das Gefühl der Sicher heit, der Glaube an einen lauteren Wettbewerb und die Aus sicht auf den Erfolg seiner Arbeit zurückgegeben. Es kann seine Ar beit um so aktiver und freudiger erfüllen, je weniger es gezwungen ist, den Preis in den Mittelpunkt seiner Vertriebsmaßnahmen zu stellen. Gewinnt der Ladenpreis für unfern Buchhandel seine ur sprüngliche Bedeutung zurück, so wird sich auch die gesunkene Be rufsmoral wieder heben, in der eine weitere Garantie für den Schutz des Ladenpreises gegeben ist. Wenn das vorstehend um- rissene Ziel erreicht ist, so wird es auch dem Verlag leicht sein, seine direkten Lieserungen an das Publikum, die ja heute bereits im Widerspruch mit seiner Aufgabe als Produzent stehen, einzustellen. S88 In engem Zusammenhang mit der Garantie für den Laden preisschutz steht die Frage, wie die außerhalb der buchhänd lerischen Organisation stehenden bücherhandelnden Exi st e n z e n an die Ordnung gebunden und kontrolliert werden kön nen. Die Bindung ist zwar äußerlich durch das vorhandene Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb da. Wir Sortimenter wissen aber recht gut, welchen geringen Einfluß dieses Gesetz heute noch auf den wilden Buchhandel hat. Das Sortiment kämpft gegen diesen Handel wie gegen einen unsichtbaren Feind, dem es allen falls mal im kleinen, aber nie im großen und ganzen beikommcn kann. Es ist eine Zügellosigkeit im Handeln mit Büchern einge rissen, die sowohl aus volkswirtschaftlichen wie auch aus kulturellen Gründen ausgemerzt werden muß. Der Schutz, der auch dem Sor timent durch die Einzelhandelssperre zuteil werden sollte, bedeutet ein Nichts gegenüber der unerträglichen Ausbreitung des Bücher vertriebs durch Reisende, die zum Teil mit unlauteren Mitteln dem soliden Sortiment das Wasser abgraben oder auch gegenüber der Ausdehnung des Büchervertriebs auf andere Handelszweige, die mit dem Buchhandel nichts gemein haben. Der Schaden, der dem Buchhandel dadurch wirtschastlich zugefügt wird, ist unüber sehbar, und die Gefahr der Zersetzung des Ladenpreises ist unab wendbar, denn es ist unmöglich, das Preisgebaren des nicht seß haften Handels laufend zu kontrollieren. Wenn wir den Begriff des Ladenpreises wiederherstellen wollen, so ist es unerläßlich, auch diese unerquickliche Wucherung am buchhändlerischen Wirtschafts körper unter unsere Kontrolle zu bekommen. Das günstigste wäre freilich, wenn diese Art des Büchervcrtriebs von einer verschärften Konzessionspslicht abhängig gemacht würde. Allein von dieser Richtung her gesehen, wäre die Einführung des Konzessions zwanges ein Segen für den Buchhandel. Ich habe aber schon ein gangs meine Bedenken ausgedrückt, wie schwer es sein wird, für den Buchhandel in kürzester Zeit ein Sondergesetz zu erlangen. Bis dahin gilt eben die Forderung der Selbsthilfe. Sie gebietet uns, alles zu tun, um den Schäden aus eigner Kraft beizukommen. Ähnlich wie bei den L e i h b ü ch e r e i e n, so muß der Börsen verein auch hier versuchen, den gesamten Reisebuchhandel zu erfassen und unter seine Hoheit zu stellen. Diese Aufgabe ist natürlich viel schwerer, sie könnte wahrscheinlich ohne gesetzliche Unterlage überhaupt nicht gelöst werden, wenn der Verlag als Lieferant nicht den größten Teil der Aufgabe übernehmen würde. Der Absatz des Verlags soll durch diesen Kampf gegen den wilden Büchervertrieb nicht etwa geschmälert werden. Ich denke noch gar nicht an eine Liefersperre. Aber der Verlag und auch der Grossist sollen dem Börsenverein alle die Adressen von Personen und Fir men zuleiten, die hierfür in Frage kommen. Das sind Unter nehmen, die Reisende beschäftigen, und Einzelpersonen, die auf eigene Rechnung den Buchvertrieb pflegen. In beiden Fäl len kann es sich zunächst natürlich nur um Unternehmen und Leute handeln, die nicht im Adreßbuch des Deutschen Buchhandels ver zeichnet stehen, und die noch keinem Fachverband angehören. Diese Mitteilungen bedeuten keine Preisgabe von Geschäftsgeheimnissen, sie sollen dem Börsenverein als Geheimmaterial dienen, mit dessen Hilse der Versuch einer durchgreifenden Organisierung des gesamten Reisebuchhandels gemacht werden kann. Selbstverständlich muß » auch das Sortiment Mitarbeiten, und ich bin überzeugt, daß auch der Verein der Reise- und Versandbuchhandlungen Deutschlands seine Mitwirkung nicht versagen wird. Im Interesse einer Gesun dung der buchhändlerischen Wirtschaft und im Interesse einer be- russständischen Konsolidierung des Buchhandels muß alles unter eine Führung gebracht werden, der es dann obliegt, die weiteren Maßnahmen durchzuführen, die zur Sicherung der Satzung, vor züglich des Ladenpreises, dienen. Ich kann dieses Thema nicht verlassen, ohne der Bedeutung des Adreßbuches des Deutschen Buchhandels Be achtung zu zollen. In seiner heutigen Form ist das Adreßbuch ent weder zu umfangreich, oder zu unvollkommen. Bor Jahr und Tag vertrat ich noch den Standpunkt, daß das Adreßbuch zu viel Fir men enthielte, die gar nichts darin zu suchen hatten, weil ihr Buch handelsbetrieb ohne Bedeutung war. Heute — im Hinblick aus den berufsständischen Aufbau und seinen wirklichen Sinn — möchte ich sagen, daß mir ein Ausbau des Adreßbuches als notwendig er scheint. Mancher Sortimenter wird dieser Meinung mit Skepsis
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