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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1933
- Strukturtyp
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- 1933-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1933
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- Deutsch
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x° 168, 22. Juli 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtscbn BuLbandet. Es handelt sich also nicht um etwas grundsätzlich Neues, wohl aber um eine Erleichterung der Schleudereibekämpfung, insofern als bei nachgewiesener Schleuderet die Verhängung der Sperre oder die Zufügung eines sperrähnlichen Nachteils im Regelfälle nicht als unbillige Einschränkung dor- Bewegungsfreiheit des Betroffenen an gesehen werden soll. Der notorisch schleudert, gilt als geschäftlich unzuverlässig. Wenn dabei als Kriterium die Würdigung der Be lange des Betriebes angeführt werden und damit einem im Einzel fall nicht immer leichten Prüsungsverfahren stattgegeben wird, so wird es immerhin doch leichter und vor allen Dingen schneller als bisher möglich sein, die Sperrerlaubnis zu erhalten. Deshalb wird der Börsenverein von der erleichterten Gestaltung der Schleuderei- bckämpfung Gebrauch machen, wo dies möglich ist. Freilich erfüllt die Neufassung des § 9 der Kartellverordnung die von uns immer vertretene Forderung nicht, daß verantwortungs bewußten Verbänden die Möglichkeit des sofortigen unbehinderten Vorgehens gegen notorische Schleudercr wieder gewährt werden muß. Will man Sicherheiten gegen den Mißbrauch wirtschaftlicher Machtstel lung, so soll man in weitgehendem Maße dem Geschädigten Schadens- crsatzansprüche und dem Staat das Recht der Ordnungsstrafe geben. Die Aufrechterhaltung eines ehrbaren und wirtschaftlich gesunden Berufsstandes — wie es in der Begründung zur Gesetzesänderuug als deren Zweck dargetan wird — wird in vollem Maße nur sicher gestellt, wenn wie in früheren Zeiten rasches Zugreifen ermöglicht wird. Auch vor Erlaß der Kartcllverorduung konnte sich der Ge sperrte durch Anrufung der ordentlichen Gerichte gegen ungerecht fertigte Maßnahmen schützen; die oft hohen Schadensersatzansprüche, welche die obersten Gerichte verhängten, bildeten ein wirksames Schutzmittel. Deshalb unsere Forderung: Nicht grundsätzliches Ver bot mit Ausnahmeerlaubnis der Kartellbehörden, sondern grundsätz liche Erlaubnis mit Beschwerderecht des Betroffenen und nachträg lichem Verwaltungsverfahren. vr. Heß. Was liest die Jugend? Von vr. Karl Ludwig. Im Sommer 1932 versuchte ich zum ersten Male, den Lesestoff von etwa 229 Jugendlichen verschiedener Gruppen zu erfassen. Das Ergebnis war sehr aufschlußreich, sodatz ich diese statistische Stich probe in diesem Jahre wiederholte. Ersaht wurden 255 Jugendliche. Die jungen Leser waren gebeten worden, den Lesestoff, den sie sich seit Januar 1933 bis Mitte Juni selber gewählt hatten, aufzuschreiben und die Bücher möglichst mit einem Worte zu kennzeichnen. Die Schreiber brauchten ihren Namen nicht zu nennen, sie sollten nur an geben, ob männlich oder weiblich. Die Stichprobe erstreckte sich auf Grobstadtjugend. Ich teilte in sechs Gruppen ein: Gruppei: 38 berufstätige 15jährige, meist Volksschulbilbung, 8 davon weiblich, 3 Fehlmeldungen Michtleser), Lesehäusigkeit: lOmal Karl Map; 5mal Hav vackis? von Sienkiewicz; 4mal Soll und Haben, 3,nal die Ahnen, 2mal Bilder aus deutscher Vergangen heit von Gustav Freytag; je 4mal Wallace, Pistortus <Die hölzernen Kreuzes, Haustein; je 3mal Dahn jKampf um Noms, Luckner <See- teufels, Heer <An heiligen Wassern), Verne <Jn 89 Tagen um die Erde), Alle Werke wurden mit -blendend, sein, Sachel« oder ähnlich beurteilt, 2mal erscheint Grimm: Volk ohne Raum sschwers, Imal: Llsuchcr von Duala strocken). Je Imal werden ohne besondere Kenn zeichnung genannt: Bcumelburg, Voß, Hofcrichter, Schauwecker, Bioein, Hitler sMein Kampfs u. a,, im ganzen 28 Autoren, Gruppe II:-22 berufstätige, 17jährige, Volksschule und mitt lere Reife, 7 davon weiblich. 2 Fehlmeldungen, Lesehäusigkeit: 5mal Ewers: Horst Wessel sspannends; 5mal Hitler: Mein Kampf sohne Urteil); je 4mal Löns: Wehrwolf; Grimm: Volk ohne Raum <lang); Stephan Zweig: Fouchs, Antoinette Ifein); je 3mal Bcumel burg: Spcrrseuer (gut); Undset: Lavranstochter snur von Mädchen, begeistert); 2mal Stegnweit: Jüngling im Feuerofen; je Imal von 32 Autoren Earossa, Dwinger, Ganghofer, Mcschendörfer, Munthe, Vesper, Völlig abgelehnt wurde keiner, Gruppe III: 89 berufstätige 18- bis 29jährige, 18 davon weiblich, 3 Fehlmeldungen. Lesehäusigkeit: 18mal Kolbenheyer stzinal Paracclsuss; lömal Ewers j8mal Wessel, 5mal Reiter, je Imal Alraune, Vampyrs; 12mal Hausmann <9mal Lampioon, 3mal Abels; je 8mal Ganghoser, Thieß, Grimm s5mat Volk ohne Raum, 3mal Oelsucher, beurteilt »schwerfällig, eigenwillige Sprache«!: Nicmkasten (5mal Genosse», 3mal Bonze!; 7mai Thomas (Kathrins: Kmai Glacscr sJahrgang 1992, merkwürdig); ic 5mal Herzog, Hesse ilmat Narzih und Goldmundi, Wicchert (Magdi, Vost <2 Mcnscheni: Timmerinans stzmal Pallicters und Svmincrfeldt (Göringi; je 4mal Naso (Seydiitzs, Winnig, Stephan Zweig, Ina Seidel jWunschkinds, Sinclair; je 3mai Hitler sMein Kampfs, Moeller van de» Bruck, 538 Earossa, Hamsun, Johst, Wassermann, Von im ganzen 82 Autoren werden 5mal Gedichte gelesen, und zwar Rilke s4mal), Bröger und Binding je 2mat, Fler und Dauthendey je Imal, Bei diesen Berufs tätigen finden sich auch Bücher, die nicht in die Hand junger Leute gehören. Genannt wurden bereits Ewers sAiraune und Vampyrs und Glaeser sJahrgang 1992), Dazu kommen Heinrich Mann, sSchlaraffenlanb), Döblin sAlexanberplatzs, Margueritte sGarycnne, Dein Körper gehört Dir), Bicrbaum (Prinz Kuckuck), Boccaccio und Gruppe IV: 32 Abiturienten, seit April 1933 im Beruf, 3 davon weiblich. Kein Nichtleser, Lesehäusigkeit: Je 7>nal Werke von Dwinger und Gerhart Hauptmann; 6mal Bcumelburg und Jack London; 4mal Grimm, Hitler, Hesse, Kolbenheyer, Zola; je 3mal Karl May, Thieß, Thomas sKathrin, sehr gelobt), Voß s2 Menschens, Popert (Harringa — ,nützte jeder lesen), Rudolph Herzog, Fallada, Thomas Mann, Moeller van den Bruck sschwers, Gorki, Meyrink; je 2mal Ewers (Wessels, Vicki Baum, Tolstoi, Sommerseldt sGörings, Im ganzen werden 82 Autoren angeführt, Gedichte wurden gelesen von Bröger <2mal> und Ruth Schaumann slmal). Die bessere Vor bildung zeigt sich in der Reichhaltigkeit der Interessen, Gruppe V: 85 17jährige auf höherer Schule, 15 davon weiblich. Ebenfalls keine Fehlmeldung, Lesehäusigkeit: lümal Rudolph Herzog; 9mal Gagern; je 7mal Ewers sWessels und Thomas Mann sBuddcnbrookss; je 8mal Kolbenheyer, Stephan Zweig, Gang hofer, Rilke; je 5mal Botz, Blocm, Fritz Miiller-Partenkirchen; je 4mal Bcumelburg, Binding, Grimm, C, F. Meyer, Wassermann, Wersel, Richard Katz, Galsworthy und Sinclair; je 3,nal Hitler, Blunck, Hamsun, Jack London und Wilde sDorian Greys; je 2mal Thieß und Remarque. Von den 35 Lesern und Leserinnen werden 87 Autoren genannt, darunter auch Boccaccio mit dem Decamerone, Die Übersicht über die Lesehäusigkeit zeigt die Entwicklungsstuse der 17jährigen: Rudolph Herzog steht weit voran. Die Jüngeren haben im Gegensatz zu den Älteren wieder eifrig beurteilt: Schröers »Peter Lorenz« wird als »mittelmäßig« bezeichnet, Carossas »Gion» als »ungesund«, JmmermannS »Oberhos« als »rührselig«, Hausmanns »Abel» als »sehr nett», Dahns »Kampf um Rom« als »wundervoll«, Stehrs »Nathanael Maechler« als »überspannt«. Gedichte wurden gelesen von Rilke s5mai>, je Imal von Agnes Miegel, Lulu von Strautz-Torney und Ruth Schaumann. Gruppe VI: 79 Studierende im ersten Semester, die Hälfte weiblich. Keine Fehlmeldung, Lesehäusigkeit: llmal Earossa; 9,nal Grimm; je 8mal Dwinger, Hesse, Thomas sKathrin); je 8mal Hitler, Romain Rolland und Wilde; je 5mal Wittkop sKriegsbrieses, Tosto- jcwsky sErniedrigtc und Beleidigtes, Stephan Zweig, Pania Mober- sohn-Becker, Seldte und Sommerseldt sGöring, nur 1 Leser männ lich) ; je 4mal Kiez, Bcumelburg, Binding, Jünger, Schleich, Wiechcrt, Galsworthy; je 3,nal Blocm, Bonsels, Hamsun, Nie,»kosten, Thieß, Undset, Wassermann, Vesper, Gorki, Knickerbocker, Moeller van den Bruck, Genannt werden 93 Autoren, darunter 24 Ausländer, n, a, außer den bereits genannten je Imal Balzac, Huxley, Hugo, Klaubert, Margueritte, Turgenjew, Plattkow, Im Vergleich zum vorigen Jahre fällt auf, daß Hamsun außerordentlich zurückgedrängt worden ist, Selma Lagerlös und Stehr sind verschwunden. Auch Grimms »Volk ohne Raum« und VeSpers »Hartes Geschlecht« find bei dieser Gruppe in den Hintergrund getreten. Dazu fehlen Waggerl, Joseph Winckler, Giono und die Tiergeschichten von Fleuron und Thompson, Schnitzler — voriges Jahr ümal erwähnt und energisch abgctehnt — wird nur noch 2ma! genannt. Ebenso wandte man sich gegen Tolstoi und Dosto- jewsky, die dieses Jahr in stärkerem Matze wieder auftauchen. Aus fällig ist, baß die Studenten keine Lyrik lesen und die Studenitnnen nur sehr wenig. Die Gruppen der Alteren geben wenig Kennzeichnungen, Im vorigen Jahre sielen einige ausführliche Äußerungen auf, die sich gegen Schnitzler, Stefan Zweig, Wassermann und andere Mndten und gegen die ausschlietzltche Selbstbeobachtung und Zerfaserung jedes Gefühls protestierten, »Wir suchen, was uns aufrichtct, was uns Mut und frische Luft gibt«. sAninerkung: Trotzdem wir von der Unzulänglichkeit der artiger Statistiken im allgemeinen, von der Zufälligkeit der vor liegenden Statistik im besonderen überzeugt sind, haben wir uns ent schlossen, dem Beitrag »Was liest die Jugend?« lediglich deshalb Raum zu geben, weil die ihm zugrundeliegenden statistischen Fest stellungen die erschreckende Richtungslosigkeit darin», in der unsere literarisch interessierte Jugend bisher heranwuchs. Die Ausgaben, die einer neuen Erziehung ans diesem Gebiet harren, können nur durch verantwortungsfreudige Uneigcn- ntitzigkcit der Träger dieser neuen Erziehung erfüllt werden. Für den Buchhandel gilt dabei das Bort: »Wer Ohren hat zu hören, der höre«, D, Schrift!,)
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