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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1935
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- 1935-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1935
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Zir. 257 (R. 133). Leipzig. Dienstag den 5. November 1935. 102. Jahrgang. Volksdeutsche Botschaft Von Erwin Wittstock. Lermannstadt Die Buchwoche wird auch bei den Auslandbeutschen durchgefiihrt. Besondere Bedeutung kommt daher den Ausführungen des siebenbürgischen Dichters Erwin Wittstock zu, die dieser im Rahmen der Weiheslunde des Berliner Buchhandels in der Krolloper machte, und die wir hier im Wortlaut verössentlichen. In einer Zeil, da alle guten Kräfte der Nation sich besinnen und an ihrer Gesundung arbeiten und da unter dem Eindruck der Erstarkung selbst die fsrnewohnenden Siedlungsgruppen deutscher Art sich wieder ausrichten, sind Veranstaltungen und Feste zu Ehren des geistigen Bandes sicher angebracht, das über die Staats grenzen hinwegführt und alle, die dem gleichen Mutterlaut an- gchörcu, miteinander verbindet und dem es vornehmlich zu danken ist, wenn aus der weitläufigen Blutgemeinde immer mehr eine gesicherte, scharf umgrenzte geistige Gemeinschaft wird: dem Buch des deutschen Volkes.., Wir spüren bei den Worten »Volk und Buch- den engen Zusammenhang, in dem sie stehen, und zugleich die Weite, die sie umfassen. Das Volk hat weite Grenzen, weil der Deutsche in allen Erdteilen eine Heimat gesunden hat, weil er eine Geschichte hat, die ihm überall mitfolgt und weil seine Kinder, wenn wir die Zukunft meinen, wenigstens in der Idee die kom menden Geschlechter aus einem unerschöpflichen Born heraus beschwören können. Seine Anfänge verlieren sich im Dunkel der Frühgeschichte, wie sich heute seine Vorposten der Arbeit im Schatten des Urwaldes oder im Flimmern der Steppe verlieren. Das Buch aber sührt uns in den ausgedehnten Raum. Es deutet die Geschichte, es bringt den Urwald und die Steppe nahe, daß wir sie deutlich vor uns sehen, und der Spiegel der Dichtung, von der zeugenden Kraft des Schöpfertums getroffen, wirst seinen auf- leuchtenden Strahl bis in die Zukunft. Das ist der Sinn des Buches, uns bis zur Grenze der Klarheit Vordringen zu lassen, die wir ersehnen, bis zum Rand unseres Geschlechts, nach der gemein samen Herkunft und nach unserer Ausbreitung hin. Auf diese Weise dem drängenden Geist dienend bedeutet unser Buch zugleich die Bolksgrenze selbst in einem viel tieferen Sinne als bei den andern Völkern die Werke ihres Schrifttums, da der Deutsche mehr denkt und daher auch mehr schreibt und mit größerem geistigem Aufwand das Gelesene verarbeitet als diese. Dort nämlich, Ivo das Buch unserer Sprache aufhört, hören auch die letzten Ausläuser unseres Volkes auf. Dann finden wir die leichten, handlichen Grenzsteine nicht mehr, die sich so leicht ver setzen lassen und doch der beste Schutz der eigenen Art sind. Gewiß hat keine andere Nation durch ihre Bücher, nament lich durch ihre gelehrten Werke, den andern Völkern soviel ge geben als die deutsche. Wir denken stolz an die Geltung, die das deutsche Buch bei den fremden Völkern genießt. Wichtiger ist uns aber seine Ausbreitung und Wirkung bei den Brüdern des eigenen Stammes. Weit mehr als ein Drittel der deutschblütigen Leserschaft wohnt im Ausland und man spricht wohl von reichsdeutschen und auslandbeutschen Lesern, sobald praktische Gründe eine solche Tei lung notwendig machen. Dennoch wird die Geschlossenheit der Ge meinschaft, in der das deutsche Buch die Hochgeheimnisse des Lebens hütet, durch diese Unterscheidung nicht berührt. Die Wirklichkeit des Auslandbeutschen ist oft eine andere als die des Reichsdeutschen. Er ist von anderen Lebe.isbcdingungen abhängig, mit denen er, will er sich bewähren, vertraut sein muß. Jedes Buch steht aber zur Wirklichkeit in einer ganz bestimmten Beziehung, ja sein ganzer Wert ist daran zu erkennen, ob es ziel sicher und kräftig seine Aufgabe erfüllt: die Wirklichkeit zu er klären, zu ordnen und, will es ein Kunstwerk sein, dadurch zu heiligen, daß es sie in die Höhe der Dichtung emporhebt. Unser heute lebendes Geschlecht liebt jene Dichtungen am meisten, die der Wirklichkeit nahebleiben, in denen der Drang nach der Unend lichkeit, nach dem Bleibenden oder der Wahrheit, den Grundfesten des Wachstums, den berührbaren und sichtbaren Quellen des Volks- oder Menschenbodens entsteigt. Dem Dichter, dessen Werk die gemeinsame Sprache und ihre Kraft bestimmte, geht es dabei nicht um Pen einzelnen oder die größere oder geringere Gruppe, sondern um alle, die, von der gleichen Art geboren, sein Wesen verstehen und seiner Wahrheit folgen können. Unter diesen steht gleichberechtigt, mit dem Recht aus gleiches Verstehen und gleiche Dankbarkeit der Auslanddeutsche. Durch die Dichtung wird er an die schassenden Kräste seines Volkes gefesselt, durch das Buch aus seiner begrenzten engen Wirklichkeit in den weiten Raum des Bolksganzen emporgehoben und in der reineren Luft des Gültigen mit den zahlreichen Nationsgenossen geeint. Und während in seinem Hause das Buch die mannigfachen Zwecke erfüllt, nicht anders wie ini Hause des Reichsdeutschen, wird seine Aufgabe hier aus einer tieferen Lebensschicht noch besonders ergänzt, aus der die Gefühle wachsen: wo der fremde Laut täglich an unser Ohr dringt, spricht der vertraute Klang der eigenen Sprache uns viel persönlicher an und läßt ihren Geist mit allen seinen geheimnis vollen und zarten Beziehungen reicher wirken als im festen Ring sprachlicher Selbstverständlichkeit. Hier in der Fremde erkennen wir eher als sonst, warum unsere Sprache sich Mutter spräche genannt hat. Weit über das Stoffliche und Gedankliche hinaus gewinnt das deutsche Buch in der fremden Umgebung an Bedeu tung, da es sich als Gebilde der Muttersprache zu uns gesellt, dasbeiunsbleibt und uns in jedem Satz und jedem Wort die mütterlichen Kräfte der größeren Heimat vermittelt. Was die Männersprache im Gedanklichen festhält, wie sie das geistige Vaterland mit ihren Lauten erfüllt, bleibt dabei wichtig genug. Wie die Großen unserer Sprache lieben, hassen oder ehr fürchtig sind oder wo sie das Menschlich-Verbindende, Versöhnende und Göttliche suchen, läßt den deutschen Menschen, wo immer er lebt, aushorchen und wirkt an seiner Prägung mit. Da liegt die Verantwortung für alle, die in jenem Volke schreiben und Bücher erzeugen und verbreiten, das die größten Dichter sein eigen nennt und die Buchdruckerkunst erfunden und bis zur Leistungskraft der modernen Technik beispielgebend entwickelt hat. Sie ist doppelt so groß denjenigen Bolksteilen gegenüber, die gefährdet sind und dem geistigen Baterlande und der größeren Heimat erhalten bleiben sollen. Deshalb geht die Frage, was der deutsche Mensch auch außer halb der Reichsgrenzen liest, jeden einzelnen an, es ist eine wahre Volkssrage, und wenn er durch fremde Eingriffe am Lesen irgend wo gehindert wird, müssen wir dies als eigene Kränkung empfin den, so etwa, wie es eine Verletzung unser aller Würde ist, wenn wir hören, daß deutsche Kinder hier oder dort gezwungen sind, ohne deutsche Schule aufzuwachscn. Die meisten Völker, die ihren friedliebenden, pflichtbewußten, deutschstämmigen Untertanen das deutsche Buch verbieten, sind von der Jrrmeinung ergriffen, daß Volk und Menschheit ein Wider spruch wären. Auch sie haben zwar ihre nationalen Dichtungen, aber sie billigen einem selbstbewußten, großen Volk das Eigenste und Natürlichste nicht ohne weiteres zu, weil sie das Nationale und Menschheitliche, das der Deutsche in seiner Kunst zu ver mählen strebt, als widerstreitende Begrifft verschiedenen Sittlich- keitsordnungcn entnehmen. Sie beurteilen das Verhältnis zwi schen Erde und Allwelt, Kunst und Religion im Zwielicht einer 929
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