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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1933
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- 1933-05-02
- Erscheinungsdatum
- 02.05.1933
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Konversationslexikon hat dieser Kollektivismus im Buchhandel begonnen. Ucber die Bedeutung dieser wichtigen Werke ist mir in der That erst vor wenigen Tagen ein neues Licht aufgegangen, als ich in der Besprechung der neuen Auflage eines solchen, die ein hervorragender Schriftsteller in die Beilage einer unserer gro ßen Zeitungen schrieb, auScinandergesetzt fand: dieses Werk habe zwei merkwürdige Eigenschaften: erstens, es sei für jeden Gebil deten unentbehrlich, und zweitens, wer dieses Werk besitze, der brauche eigentlich gar keine andere Bibliothek. Auch hat ein junger Mann, der sich der Philosophie widmen wollte, mir vor kurzem auf meine Frage, wie er sich denn dazu vorbereitet habe, kurz und bündig geantwortet: Vorläufig habe ich mir den großen Brock- hauü angcschafft. Obgleich ich nun in sozialen Fragen ziemlich dem Kollektivis mus huldige, so gestehe ich doch, daß ich in wissenschaftlichen Din gen eigentlich mehr dem Individualismus zugeneigt bin. Umso mehr muß ich cS aber rühmend anerkennen, daß der deutsche Buch handel trotz jener Neigung zum Großbetrieb nicht aufgehört hat, auch der individuellen Arbeit des einzelnen Autors unter die Arme zu greifen und seine Hilfe auch solchen Unternehmungen nicht zu versagen, die ihrer Natur nach weder auf Bestellung geliefert wer den können, noch sich zur Kollektivarbeit eignen. Denn noch hat der alte Grundsatz des deutschen Verlags, nach welchem die Blüte einer Verlagsfirma nicht nur nach dem glänzenden Stand der Ge schäfte, sondern ebenso sehr nach den Diensten bemessen wird, die sie der Litteratur und der Wissenschaft leistet, heute nicht aufge hört, gültig zu sein. In Frankreich, in England ist der junge Schriftsteller, der mit seinen Leistungen nicht gerade dem Tagesbedürfnis entgegen kommt, auf die manchmal sehr zweifelhafte Protektion der Aka demiker« und gelehrten Gesellschaften angewiesen. Der deutsche Buchhandel aber hat — mit Stolz dürfen wir es sagen — für die Litteratur und Wissenschaft mehr gethan, als alle Akademieen der Welt zusammengenommcn. Doch glauben Sie nicht, daß ich nun etwa beabsichtige, auf die deutschen Buchhändler ein Hoch auszubringen. Sie haben heute schon ihren voll zugemessenen Teil davongetragen. Ich knüpfe vielmehr an die Bemerkung eines Vorredners an: Es ist gesagt worden, die Einheit des deutschen Buchhandels sei seü langer Zeit eine Art Vorbild unserer politischen Einheit gewesen. In der That, wie hätten unsere Staatsmänner und Feldherren und unsere Heere die politische Einheit Herstellen können, wenn nicht die gei stige Einheit unseres Volkes vorangegangen wäre, die, wie in so manchen andern Schöpfungen, so auch in der Organisation deS deutschen Buchhandels ihren Ausdruck findet. Aber hat die geistige Einheit die politische vorbereitet, so hat vielleicht mehr noch diese auf jene zurückgewirkt. Halb mitleidig wurden wir früher ein Volk der Denker genannt. Seit 1870 ist die deutsche Wissenschaft eine Macht geworden, zu der man überall mit Achtung cmporsieht. Darum habe ich die Empfindung, daß überall, wo deutsche Männer beisammen sind, des Mannes ge dacht werden sollte, den wir als den einzigen noch lebenden Schöp fer der deutschen Einheit verehren, und der jetzt zu unser aller Leid wesen von der Leitung der Staatsgcschäfte zurückgetretcn ist. Sie Alle wissen, wen ich meine. So lassen Sie uns denn unsere Gläser erheben und einstimmen in den Ruf: Der Schöpfer der deutschen Einheit, unser erster, unser einziger Reichskanzler, Fürst Bismarck lebe hoch!« 189; feierte Geheimer Rat Professor Or. Flechsig als Leipziger kdootor magllikious die Waffenbrüderschaft von Universität und Buchhandel in einer auch für die unmittelbare Gegen wart beachtlichen Weise: »Ich darf wohl annehmen, daß dem deutschen Buchhandel die Erhaltung guter Beziehungen zu den Universitäten am Herzen liegt. Wir hegen die gleichen Gefühle, wobei wir uns vollkommen darüber klar sind, daß cs sich hier keineswegs um ein rein pla tonisches Liebesverhältnis handelt. Von beiden Seiten hofft man etwas Reelles zu erlangen; sind wir doch mit lebenswichtigen Interessen auf einander angewiesen. Aber diese Interessen sind glücklicherweise nicht nur materieller, sondern auch idealer Art. Erst vor kurzem ist dies gerade hier in diesem Saale zum Aus druck gekommen, als die Buchhändler Leipzigs sich mit den Pro fessoren versammelten, um gemeinsam Front zu machen gegen jeden Versuch, die Freiheit des deutschen Geisteslebens zu min dern, zu verkümmern. Hierbei lag uns nichts ferner als dem Umsturz Vorschub zu leisten; nur die Möglichkeit, die Mittel zu einer Wiederaufrichtung des deutschen Volksgeistes wollten wir uns nicht entwinden lassen. Denn das müssen wir ja leider zu geben, daß dieser gegenwärtig im Niedergang begriffen ist, daß die edelsten Gefühle, insbesondere die Vaterlandsliebe, weiten Kreisen abhanden gekommen sind. Dieser traurigsten Erscheinung unserer Zeit gegenüber scheint eS mir gegenwärtig eine Haupt aufgabe der deutschen Universitäten zu sein, wieder die Fahne des Idealismus zu entfalten und hoch zu halten, aber freilich nicht eines ziel- und interesselosen Idealismus, sondern eines solchen, der sich in klarbewußten Gegensatz stellt zu den Auswüchsen des Realismus unserer Tage. Aus diesem Gefühl heraus haben sich die deutschen Universitäten in letzter Zeit, ihrer sonstigen Gewohn heit zuwider, zu einer Art politischer Demonstration entschlossen, indem sic dem Hauptrepräscntantcn des nationalen Bewußtseins, dem Fürsten Bismarck ihre Huldigung zum achtzigsten Geburts tage darbrachten, und wir haben hierbei die akademische Jugend sich nicht minder ihrer Verantwortlichkeit bewußt gefunden, als die Universitätslehrer. Ja! es will mir scheinen, als ob wir einer Zeit entgegengingen, wo es für die Universitäten eine wichtigere Aufgabe sein wird, veredelnd auf den Volksgeist cinzuwirken als gelehrte Bücher zu schreiben. Run, meine Herren, wir werden hier bei dem Buchhandel nicht entfremdet werden. Hat es doch unter Ihnen allezeit Männer gegeben, die von der gleichen Gesinnung ge tragen wurden, Männer, denen cs nicht bloß darauf ankam, ein trägliche Bücher zu verbreiten, sondern vor allem nützliche, die zum Heile des Ganzen dienen konnten. Wenn ich bedenke, was die deutschen Verleger für die Verbreitung rein wissenschaftlicher Werke thun, wie sie den Gelehrten in dieser Beziehung weit mehr entgegenkommen als ihre Kollegen im Auslande, dann be zweifle ich nicht, daß der deutsche Buchhandel an unserer Seite sein wird, wenn wir den Schwerpunkt unserer Bemühungen darauf legen werden, dem deutschen Volke eine ideale Gesinnung zu erhalten oder wieder zu gewinnen.»
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