Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1933
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- 1933-05-23
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- 23.05.1933
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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x° 116. 23. Mai 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. schätzt die Kosten, die den drei Zeitungen durch diese Konkurrenz- Maßnahme entstehen, auf 2- bis 300 000 Pfund. Keine der Parteien verspricht sich einen Erfolg davon. Der Buchhandel aber muß Zusehen, wie auf eine unnatürliche Weise das Volk mit Büchern versorgt und er ausgeschaltet wird. Man hat aber wohl berechtigte Zweifel, ob Dickens neben dem Ruhm, der »meistbesessene« Schriftsteller zu sein, noch einmal der meistgelesene Schriftsteller werden wird. » II. Von Gerhart Koehler, Leipzig, z. Zt. Cambridge. Wenn mir heute d>ie Gelegenheit gegeben ist, etwas von meiner Arbeit in einer englischen Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung zu berichten, so glaube ich das allgemeine Interesse, das der deutsche Buchhandel daran haben könnte, auf zwei Punkte festlegen zu können. In erster Linie wird dem Verleger daran biegen zu erfahren, nach welchen deutschen Büchern man im Ausland fragt; daran anschließen möchte ich einige oft wiederkehrende Äußerungen englischer Buch händler über Geschäftsbeziehungen zum deutschen Verlag. Ich bin mir wohl bewußt, daß es äußerst schwierig ist, das Interesse am deutschen Buch im Ausland zu begrenzen. In einer englischen Universitätsstadt jedoch — es handelt sich hier um Cam bridge — läßt sich diesen Schwierigkeiten am ehesten begegnen, findet sich doch hier nicht nur die akademische Jugend Englands ein, sondern junge Menschen der ganzen Welt kommen zu gemeinsamem Studium zu- samnren. Damit bleiben die hier gemachten Ausführungen nicht lediglich auf England beschränkt, sondern zeigen Beziehungen aus das Ausland im allgemeinen. In seiner unbefangenen Art betritt der Kunde die ausländische Abteilung, die ihm in ihrem Ausbau durch die Regelmäßigkeit seiner Besuche bekannt ist, und er beginnt nun, den ihn interessierenden Teil des Lagers zu durchstöbern. Oft wendet er sich erst beim Ver lassen des Geschäftes an den Verkäufer mit der Bitte, die ausge- wähltcn Bücher auf sein Konto zu setzen. Was war es denn nun, was er auswählte? Zuerst brauchte er einmal einige Textausgaden, die ihm das Studium vorschreibt. Der Student in allen Ländern sucht für diese Bücher, die er nach einmaligen Durcharbeiten glaubt beiseite legen zu können, die billigste Ausgabe; hier kommt jedoch im Augenblick noch der ungünstige Stand der englischen Währung hinzu. Entweder er greift zu einem antiquarischen Exemplar oder er wählt es sich aus einer billigen Sammlung, sei es nun die »Deutsche Bibliothek«, »Schöninghs Textausgaben alter und neuer Schriftsteller« oder eine ähnliche. Dasselbe trifft zu für biographische Werke, erläuternde Schriften, ja Literaturgeschichten. Die Bändchen der Sammlungen »Göschen«, »Aus Natur und Geisteswelt« u. dgl. haben eine starke Nachfrage. Dabei wird selbst etwas in Kauf genommeu, was dein Engländer zum Teil Schwierigkeiten macht: das Lesen der Fraktur- fchris«. Die finanzielle« Verhältnisse erlauben es sowohl der Universität im allgemeinen als auch den einzelnen Colleges, einer ungewöhnlich großen Zahl von Studenten Prämien für besondere Leistungen zu verleihen. Dieses weitausgebaute »Prämiensystem« hilft dem Buch händler außerordentlich, gibt es doch einer größeren Anzahl von Studenten die Möglichkeit zur Anschaffung bewährter und umfang reicher Werke, da an eine solche Geldprämie die Bedingung restloser Verwertung für Bllcherkäufe geknüpft «ist. Zu erwähnen ist dabei noch, daß die von dem Studenten gewünschten Bücher, soweit sie nur im broschierten Zustande zu haben sind, auf jeden Fall gebunden werden müssen, wodurch dem ortsansässigen Buchbinder gleichzeitig noch ein sicherer Verdienst zukommt, denn der Einbandpreis muß dabei vorher in den Prämienpreis eingerechnet werden. Gefragt sind in dieser Beziehung unter anderen Werke von Korff, Gundolf, Er- matinger, Scherer, Kühnemann, Wiegler. Bälden Klassikerausgaben, für die immer ein gewisser Bedarf vorhanden ist, wird besonderer Wert auf schöne Einbände und klaren, leicht leserlichen Druck (Antiqua) gelegt. Gern gekauft werden auch einbändige Dttnndruck- ausgabcn, wie die des Insel-Verlages. Das Lager der modernen, schönen Literatur setzt sich vorwiegend aus Werken zusammen, für die im Börsenblatt eine besondere Propa ganda gemacht wird. Der englische Buchhändler ist selbstverständlich nicht in der Lage, die verschiedensten Urteile über Neuerscheinungen zu lesen, und somit hat auf ihn die -sich mehrmals wiederholende AnPreisung die gewünschte Wirkung. Wesentlicher scheint es mir, auf diejenigen Autoren einzugehen, mit deren Namen die Kunden mit der Frage nach unserm Urteil zu uns kommen. Es ist auffallend, wie wenig man oft von Autoren hier etwas weiß, deren Namen doch schon fest mit der Geschichte der deutschen Literatur verbunden zu sein scheinen. Entschließt sich der Kunde auf unfern Rat hin zur Bestellung eines ihm bisher unbekannten Buches, so bestellen wir gleichzeitig ein weiteres Exemplar für unser Lager; ist cs uns möglich, auch dieses Exemplar in kürzerer Zeit zu verkaufen, dann versuchen wir, unser Lager auch mit den anderen Werken des gleichen Autors zu ergänzen. Daß bei diesem Vorgang die Ausstattung der Bücher eine wesentliche Nolle spielt, könnte ich an mehreren Bei spielen beweisen. Lassen Sie mich ein Buch kritiklos herausgreifen: Manfred Hausmann »Lampioon küßt Mädchen und kleine Birken«. Dieses Buch in der Ausstattung von Professor Hans Meid zu einem Preise von RM 2.85 (Verkaufspreis hier 4 sli. 3 cl.) ging den oben beschriebenen Weg und war das meistgekaufte Buch vor Weihnachten. Ähnliches erlebten wir mit Hans Carossa und Rudolf G. Binding, ja bis zu einem gewissen Grade mit Rainer Maria Rilke. In der letzten Zeit ist hier auch auf Dichter aufmerksam gemacht worden, die im Ausland bisher wohl nur äußerst selten gefragt wurden. Es kommen Anfragen nach Büchern von Emil Strauß, Herm. Stehr, Nich. Billinger, Hanns Johst oder Ernst Wiechert (Das Spiel vom deut schen Bettelmann). Bei diesem Kennenlernen von Autoren spielen die Neiheübände wiederum eine große Nolle, womit ich zu dem Kernproblem überhaupt komme. Tie Werbetätigkeit für das deutsche Buch geht in erster Linie von diesen Sammlungen aus, an deren erster Stelle die Jnsel- bllcherei steht. Hilfreich sind die Sammlungen wie »Neue deutsche Erzähler«, die kleinen Bändchen des Verlages Rütten L Locning und im Augenblick die »Kleine Bücherei« des Verlages Albert Langen/ Georg Müller. Wenn der Leser in diesen billigen und gut ausge statteten Sammlungen einen Schriftsteller findet, der ihm »zusagt«, dann bestellt er weitere, größere Werke desselben, bei deren Auswahl ihm der Buchhändler oder eine moderne Literaturgeschichte hilft. (Mahrholz, »Deutsche Literatur der Gegenwart« wird oft gekauft.) In zwei Fällen der jüngsten Zeit war der Film ausschlaggebend. Einmal war es Luis Trenker, dessen Film »l'be voomeä Lattaliou« seinen Büchern einen größeren Absatz brachte, und das andere Mal »Oranck Hotel« (Vicki Baum, Menschen im Hotel). Besonders Hinweisen möchte ich die Verleger auf die Tatsache, daß der Engländer den deutschen Bildwerken ein großes Interesse entgegenbringt. Nicht allein Bildwerke über Deutschland selbst, auch solche über andere Länder und Bildwerke der verschiedensten Ge biete finden großen Anklang. Wenn hierbei auch die preiswerten »Blauen Bücher« in erster Linie zu nennen sind, so werden doch öfters auch größere Werke gekauft. Diese» Teil abschließend möchte ich auf die Bedeutung der Zeit schrift »Nimm und lies!« aufmerksam machen. Mit ihr können wir das Interesse des Auslandes am deutschen Buch maßgebend beein flussen. Darin kommen auch die Neuerscheinungen der kleineren Ver leger zur Geltung, denen es in der letzten Zeit nicht mehr möglich war, eine umfangreiche Propaganda zu betreiben. Man kann wohl sagen, daß das Ausland jetzt einen weiteren Blick auf die deutsche Literatur hat, als das früher der Fall war. Wenn ich hieran einige Sätze über den deutsch-englischen Ge schäftsverkehr im Buchhandel anschließe, so möchte ich mich selbst zuerst zu größter Vorsicht ermahnen. Daß im Auslande die Organi sation des deutschen Buchhandels bedeutendes Ansehen genießt, — darüber zu sprechen erübrigt sich. Wir sind stolz, daß unsere wissen schaftliche Literatur im Ausland geschätzt ist und schulden — neben allen anderen Gesichtspunkten — auch dem ausländischen Sortimenter Dank für seine tatkräftige Werbearbeit. Dem Engländer ist jedoch die fortschreitende Ausschaltung des Sortimenters bei Zeitschriften, Fortsctzilngs- oder Lieserungswerken, die an Mitglieder wissenschaft licher Gesellschaften zu Vorzugspreisen, zum Teil vom Verleger direkt, geliefert werden, unverständlich; diesem Handelsbrauch verschließt er sich und sie lähmt-sein Interesse am deutschen Buch entscheidend. Die Besuche von Gelehrten und Bibliotheken durch Agenten einiger Ver leger wären in diesem Zusammenhang ebenfalls zu nennen. Besondere Schwierigkeiten entstehen dem englischen Buchhändler bei den zahl reichen Zeitschriftcnlieferungen nach Indien, da sich dabei oft Ab bestellungen des Kunden mit der Lieferung des ersten Heftes eines neuen Bandes oder einer neuen Reihe auf dem Postwege kreuzen. Obwohl diese ersten Hefte meist »pro eomplett« berechnet geliefert werden, ist der Sortimenter teilweise noch nach Lieferung des zweiten oder dritten Heftes gezwungen, den Verleger um Rücknahme der einzelnen Hefte und Gutschrift des Gesamtbetrages zu bitten. In dem sich daraus ergebenden Briefwechsel macht sich sehr oft von seiten der Verleger ein Briefstil bemerkbar, der im hiesigen Geschäftsleben nicht bekannt ist. Wir wollen uns nicht gegenseitig mit Kompli menten überschütten, aber der Verkehr würde sich angenehmer ge stalten, wenn dem ausländischen Abnehmer gegenüber der richtige Ton gefunden würde. 381
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