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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1933
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1933
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X 118, 23. Mai 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. L. DtschnBuchhandel. land entfacht worden ist, erachte ich die Zeitschrift als Exponenten dentscher Kultnr ganz besonders wertvoll und fast unersetzlich. So ist die Zeitschrift ein getreues Abbild unserer Kultur und ihrer organischen Entwicklung, ein Spiegel unseres völkischen Daseins und Werdens. Daß dieser Spiegel nicht immer rein und klar war, sondern oft Verzerrungen wiedergab, war einer der wichtigsten Gründe für den Verfall des deutschen nationalen Geisteslebens. Der außerordentlichen Bedeutung der Zeitschrift im geistigen Leben unseres Volkes entspricht nun die große Verantwortung von Verlag und Redaktion. Der deutsche Zeitschriften-Verleger muß sich stets bewußt sein, daß er nicht nur Kaufmann und damit ein wich tiger Faktor der deutschen Wirtschaft, sondern daß er auch Ver walter kostbarsten deutschen Kulturgutes ist. Danach muß ein jeder unter Ihnen seine Arbeit einstellen. Nicht geringer ist die Aufgabe all der Männer, die die Zeitschrift redaktionell auszugestalten haben. In weit stärkerem Maße, als es dem Tagesjournalisten möglich ist, haben sie Zeit, ihre Arbeit durch zudenken und zu durchgeistigen. Das bedingt auf der anderen Seite, daß man an ihre Tätigkeit einen viel strengeren Maßstab anlegen muß als an die des Tagesjournalisten. Diesem mag in der Hitze des Gefechtes einmal ein Schnitzer unterlaufen oder eine Ent gleisung durchgehen: dem Zeitschriftenfachmann, dem Verleger sowohl als auch dem Redakteur, braucht mau solches nicht zu verzeihen. Meine Herren, Sie kennen in allgemeinen Umrissen die Auf gabe, die mir vom Herrn Reichspräsidenten und vom Herrn Reichs kanzler übertragen worden ist. Sie besteht darin, dem deutschen Volk wieder eine geistige und moralische Grundlage zu geben, die in den letzten vierzehn Jahren verlorengegangen ist, und zwar eine Grundlage, die so tief und fest im Wesen unseres Volkes begründet sein muß, daß auf ihr der stolze und ewig ragende Baum einer neuen deutschen Nation erwachsen kann. Zu diesem Werke fordere ich die Hilfe uud die Mitarbeit aller aufbauwilligen deutschen Geistes arbeiter, und darum spreche ich hier zu Ihnen, um Sie aufzurufen, mich bei dieser schweren Arbeit und Verantwortung nach besten Kräften zu unterstützen. Wir haben große Pflichten auf uns genom men und noch größere Verantwortlichkeiten: denn unsere Aufgabe wurde uns zugewiesen in einer Zeit, da Deutschland am tiefsten daniederlag, und es gehörte schon eine große Portion Mut dazu, diese Aufgabe überhaupt zu übernehmen. Unser Weg ist deshalb vor geschrieben. Er nimmt sein Ziel aus den historischen Notwendig keiten. Er geht steil nach oben, nnd es gibt, mag manchem der Weg noch so beschwerlich erscheinen, kein feiges und bequemes Ausweichen mehr, weder nach rechts noch nach links. Wer aus dem Zuge der marschierenden Kolonnen des neuen Deutschlands ausbricht, der trennt sich damit selbst fiir immer vom Quell alles lebendigen und volkhaften Lebens. Wir sollen im Volk eine neue deutsche Gesinnung wachrusen. Diese Gesinnung erschöpft sich nicht in der Begeisterung mitreißender Aufmärsche und Demonstrationen: sie erschöpft sich nicht in patriotischen Reden und Versammlungen oder Banketten, sondern sie manifestiert sich vielmehr am besten und eindringlichsten in der vielgestaltigen, mühseligen und getreulichen Arbeit des deut schen Alltags. (Lebhaftes Händeklatschen.) Die Festtage der natio nalen Revolution liegen hinter uns. Wir stehen nun wieder im grauen Alltag, im Arbeitstag dieser Revolution. Was wir jetzt schaffen, das wird oft in der Stille geschehen müssen und wird sich nicht immer unter den Augen der gesamten Öffentlichkeit vollziehen. Aber gerade diese Arbeit in der Stille, im Verborgenen ist in Wahr heit der Mörtel, der die Quadern zum Fundament der nationalen Aufbauarbeit Zusammenhalten soll. Wir reichen jedem freudig und gern die Hand, der mit uns zusammen schaffen will, der mit uns arbeitet, die deutsche Volksgemeinschaft aufzurichten und zu festigen. Mit unerbittlicher Rücksichtslosigkeit und erbarmungsloser Strenge aber werden wir gegen jeden Vorgehen, der bewußt dieses schwere Werk zu sabotieren versucht. (Lebhaftes Bravo.) Jeder Stand und jeder Beruf soll und muß seine Interessen vertreten. Aber das soll in würdiger Form geschehen und immer unter dem Gedanken der sozialen und nationalen Zusammengehörigkeit aller deutschen Volksgenossen. Die Zeiten sind endgültig vorbei, da der Arbeiter scheel ans den Beamten blickte und umgekehrt. Jeder Stand soll seine Ehre haben und soll sie auch in seinen Organen vertreten. Aber er soll auch die anderen Stände achten lernen nnd dieser Achtung wo auch immer Ausdruck geben. So muß man auch iu ver deutschen Zeitschriftenpresse in Zukunft den einen alles beherrschen den Grnndzug verspüren, daß das Zusammengehörigkeitsgefühl aller deutschen Volksgenossen über den materiellen, zeitlich bedingten Interessen bestimmter Gruppen und Stände stehen muß. Wer eine gute Zeitschrift macht, die vom Geiste der deutschen Erneuerung getragen ist, der wird auch in geschäftlicher Beziehung ans seine Kosten kommen: denn im Volke wächst das lebendige Ge fühl für das Gute und für das, was den Interessen der Nation dient. Das Volk wird in seinem sicheren Instinkt alle Zeitschriften ablehncn, die seinem Willen nicht mehr entsprechen. So liegt cs auch im Interesse des Blühens und Gedeihens Ihres Gewerbes, daß Sie uns ans dem von mir gekennzeichneten Wege folgen. Vielfach und reich sind die Möglichkeiten Ihrer Mitwirkung, und indem Sie uns Helsen, helfen Sie sich auch selbst. Ich weiß, daß der deutsche Zeitschriften-Verleger gewillt ist, uns sein Wollen und sein Können restlos zur Verfügung zu stellen: denn das ist der Sinn nnd der Zweck seines Berufes. So wollen wir in gemeinschaftlicher Arbeit tätig sein, die deutsche Zukunft zu gestalten und neuem Leben in unserem Vaterlande die Bahn frei zu machen. Einer ganz neuen Epoche der Weltgeschichte werden wir unfern Stempel aufprägen, und auch die deutsche Zeitschrift wird wieder zur Weltgeltung kommen, zu jener Weltgeltung, die sie vor dem Kriege besaß, zum Nutzen und zum Wohle unseres Volkes und unseres Vaterlandes. (Lebhaftes Bravo.) — Das im Prinzip zu Ihnen gesagt! Und nun gestatten Sie mir noch ein paar politische Ausfüh rungen! Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten schon des öfteren in der Öffentlichkeit betont, daß am 30. Januar sich ein historisch-politischer Prozeß abgespielt hat, der nicht durch Zufall und nicht von ungefähr gekommen ist, eine Revolution, die zwar am 30. Januar sichtbar wurde, die aber vierzehn Jahre lang vorher planmäßig vorbereitet worden ist. Diese Revolution kam nicht von oben, sondern sie kam von unten. Sie wurde nicht diktiert, sondern gefordert. Ihr Träger war nicht eine dünne Oberschicht, sondern das Volk selbst in seinen breiten Massen. Diese Revolution unterschied sich grundsätzlich von der Revolte des November 1918. Im November 1918 wurde ein Reich gestürzt, das durch den Krieg in eine furchtbare Notlage hineingebracht worden war. In der Nervosität nnd in der inneren Haltlosigkeit und Unsicherheit jener Tage nur konnte die Revolution verstanden werden und geschehen. Das, was sich am 30. Januar abspielte, mar ganz etwas anderes: das war in der Tat der Durchbruch einer neuen Weltanschauung. Wenn diese Weltanschauung nun legal an die Macht kam, so soll niemand daraus zu schließen versuchen, daß sie damit ihren revo lutionären Charakter abgelegt hat. Der revolutionäre Charakter eines Umsturzes wird niemals entschieden durch die Mittel, die dabei zur Anwendung gelangen, sondern durch die Ziele, denen man nachstrebt. Man kann auf Barrikaden stehen und ein schwarzer Reaktionär sein, und man kann sich des Mittels einer legalen Macht übernahme bedienen und tatsächlich die Welt erschüttern. Das, was wir am 30. Januar uns zu eigen machten, war eine Art revolutio närer Legalität oder einer legalen Revolution — einer legalen Revolution, die deshalb unverändert und unverrückbar dem einen großen Ziele nachstrebt, wie das immer bei Revolutionen der Fall zu sein pflegt. Sie erschöpft sich eigentlich in einer großen Parole. Diese große Parole aber muß dann so allgemein umfassend sein, daß sie das ganze öffentliche und private Leben in ihren Schatten stellt. Wie ich das gestern schon vor den Bühnenintendanten betonte: auch das Christentum hat sich in seinen Anfängen in einem Satz er schöpft. Dieser Satz aber mar so allgemein verpflichtend, daß er die ganze antike Welt zum Sturz brachte. Es war die Antithese zur Antike. Die französische Revolution ist unter drei Worten vor sich ge gangen: »Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit«, und diese drei Worte sind nun das Signum des gesamten 19. Jahrhunderts ge wesen. Von diesen drei Worten kann ich den Marxismus, kann ich den Liberalismus, kann ich die Demokratie und-kann ich den Parla mentarismus logisch deduzieren. Auch die Revolution des 30. Januar hat sich unter einer einzigen Parole abgespielt. Diese Parole wird jetzt selbstverständlich auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens in Beziehung zum Staate gebracht, genau so, wie das in der Vergangen heit der Fall gewesen ist. Im Anfang des Christentums standen nicht die Theologen, sondern die Prediger, und am Anfäng der libe ralen Bourgeoisie standen nicht die Wirtschaftler, sondern die Straßen redner, und so ist es auch hier. Selbstverständlich wird einmal nach Jahrzehnten oder nach einem halben Jahrhundert von der Gesetz lichkeit, die wir schaffen, das Prinzip deduziert. Aber das ist nicht der Sinn des Prinzips oder der Verfassung oder des Programms, dem Leben den Kurs abzuzwingen, sondern das Leben selbst schafft einen Zustand, und Aufgabe der Wissenschaft ist nur, von diesem Zustand die Gesetzlichkeit abzulesen. Niemals haben Historiker Ge schichte gemacht, sondern sie haben nur Geschichte nachgedacht und nachempfunden (Zustimmung), nnd niemals hat die Wissenschaft Leben gestaltet, sondern die Wissenschaft hat immer nur Leben ab gezeichnet. So ist das auch hier, und es ist nun ganz selbstver ständlich, daß der Nechtszustand, der unter Zuhilfenahme einer revo lutionären Legalität mit dem 30. Januar geschaffen worden ist, da mit unabänderlich bleibt. Er kann auch nicht auf dem Wege wieder neueingeschmuggelter Paragraphen abgeändert werden. Er ist jetzt 379
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