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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1933
- Sprache
- Deutsch
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118, 23, Mai 1833. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. die neue Rechtsnorm, und es wird Aufgabe kommender Ju risten, kommender Wissenschaftler und kommender Theologen sein, dieser Rechtsnorm die Gesetzlichkeit abzulesen. Ich betone das deshalb so eindringlich und so uneingeschränkt, weil ich Sie vor Illusionen bewahren wollte. Ich spreche vor einem Kreise, der zu einem Teil wenigstens nicht meiner Weltanschauung ist. Ich empfinde auch in diesem Augenblick nicht das Bedürfnis, Sie zu dieser Weltanschauung mit dem Herzen zu bekehren. Ich appelliere nur anIhren Verstand — an Ihren Verstand, der Ihnen wenigstens die eine Klugheit eingeben muß, diesen Zu stand als gegeben hinzunehmen und zu ihm in irgendeinen Kontakt zu kommen, damit Sie nicht Gefahr laufen, hinter der Zeit zu stehen und mit der Zeit die Verbindung zu verlieren. (Lebhaftes Hände klatschen.) Das haben Sie um so notwendiger, als Sie ja Organe der öffentlichen Meinung sind und eine öffentliche Meinung außer halb dessen, was wir meinen, in Deutschland gar nicht mehr ver boten zu werden braucht (Zustimmung), sondern das Volk sie einfach nicht mehr hinnimmt. (Zustimmung.) Das heißt: Das Volk straft sie mit Interesselosigkeit. (Lebhafte Zustimmung.) Es ist nun nicht der Wunsch der Regierung, Stände oder Berufe vom Neubau des Reiches auszuschließen. Wir sind keine Sieger mit kleinen Rankünen, und uns bewegt auch kein Rachegefühl. Wäre das der Fall, wir hätten ja diesen Durst stillen können. — Wir könnten ihn jeden Tag stillen, denn niemals gab es in der Welt eine Re gierung. die so viel Macht besessen hätte wie die unsere: wir können alles, was wir wollen; wir brauchten niemanden zu schonen. — Das tun wir nicht. Das tun wir deshalb nicht, weil wir nicht eine neue Parteiherrschaft in Deutschland einrichtcn wollen, sondern weil wir an die Stelle der Parteiherrschaft ein wirklich organisches Volkstum setzen möchten. (Lebhaftes Händeklatschen.) Und diesem Volkstum müssen auch Sie dienen, ob Sie wollen oder ob Sie sich dagegen sträuben. Eines allerdings ist dabei selbstverständlich: Trägerin der Re volution ist immer eine Gruppe. Revolutionen werden nie von einem Volk insgesamt gemacht. Das Volk bietet das Bett der Sympathie, durch das sich nun der breite Strom revolutionären Wollens hin durchwälzt. Immer sind es Avantgarden, die die Welt zur Erschütte rung bringen. So auch heute. Ich mache als Nationalsozialist, der ich selbstverständlich als Minister geblieben bin (Heiterkeit) und auch bleiben werde (lange andauerndes lebhaftes Händeklatschen), — ich mache als Nationalsozialist gar kein Hehl daraus, daß ich mir einen Neubau des Reiches und eine Reform der Nation an Haupt und Gliedern nur unter nationalsozialistischen Aspekten vorstellen kann (lebhaftes Händeklatschen). Darum zu ringen, ist Aufgabe dieser (auf die in der Nähe stehenden SA.-Leute zeigend) revolutionären Kampftruppe. Ihre Aufgabe ist es, dem Ringen Hilfsdienste zu leisten, auf diesem oder auf jenem Wege. Sträuben Sie sich, meine Herren, Sie werden sehr bald abseits stehen, und ohne daß Sie es merken, sitzen Sie im luftleeren Raum und sind vom rauschenden Leben der Nation ausgeschlossen. (Zustimmung.) Deshalb bin ich zu Ihnen gekommen, um Ihnen meine Hand darzubieten, und ich glaube und hoffe, daß Sie, sei es aus dem Herzen, sei es aus dem Verstand, in diese Hand einschlagen werden. (Redner reicht dem Vorsitzenden des Neichsverbandes Deutscher Zeitschriften-Verleger, Herrn Bischofs, die Hand.) — (Lange anhaltendes stürmisches Bravo und Hände klatschen.) Briefe aus England. i. Von W. I. Mageni s, früherem Sekretär der ^58ocia1e<1 Lovk- 8611-61-8 ok 0r6at kritsiu sack Ir6lan<j, Dozent für Buchhandel der Donclon Leliool vk ?rintinss. Der englische Buchhandel geht durch eine sehr kritische Zeit. Wie in vielen anderen Handelszweigen macht sich auch im Buch handel die gegenwärtige Wirtschaftskrise bemerkbar, da das Publi kum die Ausgaben für Bücher einschränkt. Wohin man hört, überall und in allen Zweigen des Buchhandels wird geklagt. Der Tiefstand ist so groß, daß kein Geschäft davon verschont bleibt und kein Angestellter seines Postens sicher ist. Manche Firmen schließen sich zusammen, andere geben das Geschäft auf. Junge Angestellte suchen Stellen, die sie aber nicht finden können; ältere Leute mit großen Erfahrungen und Kenntnissen werden stellenlos. Seit längerer Zeit haben viele Firmen ihr Personal verringert und verringern es weiter. Männer, die leitende Posten innehatten, suchen Unterstützung von wohltätigen Vereinen. Diese Umstellung zeitigte manche neue Versuche, einen Lebens unterhalt zu gewinnen. Eine große Rolle spielt dabei das ge werbsmäßige Verleihen von Büchern. Viele Leute fahren, zum Teil mit Autos, aufs Land und bieten für 2 Pence wöchentlich Bücher zum Verleihen an. Die Bücher sind meist populäre Werke im Preise von zwei bis dreieinhalb Schilling. Ein großer Umsatz wird auf diese Weise erzielt. Andererseits haben sich die Leih büchereien stark vermehrt. In den letzten drei Jahren haben Zehn tausende von Zeitungsläden ihrem Betrieb eine Leihbücherei ange gliedert. Diese führen meist volkstümliche Bücher, die früher in billigen Ausgaben erschienen. Dann ist noch eine weitere und für den Buchhandel gefährliche Neuerung zu erwähnen: Kapitalkräftige Firmen richten überall Leihbüchereien ein, wodurch der Verkauf der billigen Ausgaben vollständig zerstört wird. Tie Gefahr für den Buchhandel wird klar, wenn man bedenkt, daß eine dieser Leihbüchereien täglich 2000 Bücher verleihen kann. Sie hat drei Läden in London und vier weitere in den Vororten. Es werden also nicht weniger als zehntausend Bücher täglich durch diese Firma in ihren Läden verliehen. Soweit ich feststellen kann, gibt es allein im Zentrum von London 72 Geschäfte, wo für den Einheitspreis von 2 Pence wöchentlich Bücher verliehen werden. Andererseits gibt es in demselben Umkreis nur fünfzehn Buchhand lungen, von denen einige unbedeutend sind. Das ist gewiß wenig erfreulich, aber es ist nur ein kleiner Teil von den Gefahren, die den Buchhandel bedrohen. Immer mehr andere Handelszweige gehen dazu über, Bücher zu führen, mit dem Zwecke, den Verkauf anderer Gegenstände zu heben. Es hat sich eingebürgert, daß die großen Warenhäuser sich eine Leihbücherei angegliedert haben, nicht um daraus Gewinn zu ziehen, sondern als Anlockmittel fürs Publikum. Die Bücher aus diesen Waren- 380 Häusern sind mit Anzeigen bedruckt, und wenn der Entleiher das Buch mit sich herumträgt, kann jedermann sehen, daß das Buch aus diesem oder jenem Warenhaus stammt. Bücher haben eine große Anziehungskraft für das Publikum, und die Werbe- und Anzeigenleiter haben schon längst herausgefunden, daß sie durch Bücher die Gunst des Publikums erwerben und dabei noch andere Zwecke erreichen können. Seit Jahren befassen sich auch Zeitungen mit dem Vertrieb von Büchern. Oft liest man eine An zeige, daß die Zeitung einen großen Posten eines Buches erworben hat und es ihren Lesern zu besonders billigem Preis anbieten kann. Dabei handelt es sich meist um eine alte Auflage eines Wörterbuches der englischen Sprache oder ein sonstiges Nachschlagebuch, das nicht mehr auf der Höhe ist. Trotzdem findet es willige Käufer, da sich das Publikum durch den niedrigen Preis verlocken läßt. Schon seit langem gibt es unter den großen Londoner Zeitungen ein Wettrennen um die Zahl der Leser und Abonnenten. Die Werbe abteilungen der Zeitungen griffen zu außergewöhnlichen Mitteln, unter anderem wurden den Lesern, die die Zeitung für eine gewisse Zeit regelmäßig zu beziehen sich verpflichteten, Geschenke angeboten. Alle erdenklichen Sachen wurden auf diese Weise angeboten: manch mal eine Lebensrente, ein Haus oder eine große Geldsumme. Häufig war es ein Gutschein, für den bei einer Firma Waren entnommen werden konnten, mitunter auch Bücher. Diese Art des Wettbewerbs wurde so übertrieben, daß niemand auf die Kosten kam und die Zeitungen verständigten sich untereinander, von diesen Werbe methoden abzulassen. Für ungefähr ein Jahr hielt man sich an die Abmachung, als plötzlich, ohne vorhergehende Anzeige, eine der Zeitungen, die an dem Vertrag beteiligt war: »1'k6 Daily kl6ralä«, sich entschloß, eine Ausgabe der Werke Charles Dickens' in sechzehn Bänden Herstellen zu lassen und dem Publikum anzubieten. Der Preis dafür war 11. Schilling, und die Anzeige hob hervor, daß das Publikum für diesen Betrag ein Werk im Werte von 4 Pfund erhalten würde. Die Auflage soll eine Million Exemplare betragen. Die anderen an dem Vertrag beteiligten Zeitungen: »Daily Uail«, »Daily Lxpr688« und »1d6 dl6>v8 Okrouiele« protestierten zunächst, aber schließlich boten sie dem Publikum ebenfalls eine sechzehn bändige Ausgabe der Werke von Dickens, in noch besserer Aus stattung und zu einem noch niedrigeren Preise, nämlich für 10 Schil ling an. Ferner war das Angebot nicht mit der Bedingung zur regelmäßigen Abnahme der betreffenden Zeitung verbunden. Es genügte die Ausfüllung eines Bestellscheins aus diesen Zeitungen. Ich habe die Bände gesehen, sie enthalten die alten und berühmten Illustrationen aus der Zeit Dickens', das Papier ist etwas dünn, die Tafeln zeigen Spuren der abgenutzten Platten, und die Type könnte etwas größer sein. Trotzdem werden die Bücher beim Publi kum Anklang finden. Die Ausgabe des »Daily H6ral<1« ist hergestellt von der Greycaine Company in Walford. Die Ausgabe der anderen drei Zeitungen wurde von der Firma Hazel, Watson L Viney in Aylesbury, eine der größten Provinzdruckereien, gedruckt. Man
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