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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. Ps5 gg, l. Mai 1915. Hände der getauften und ungetansten Kipper und Wipper ge krochen und zuletzt vor Angst sich in die Buchhändlerladen gestürzt hatten), abgeschliffenen halben und ganzen Laubthalern, oder schreiben, wenn sie nicht zahlen können, solche auf neue Rechnung. Alsdann breiten sie wechselseitig die Aushängeschilds oder Titel der von ihnen verlegten neuen oder umgewandten Geistes und Federprodukte deutscher Genies und Buchmacher vor sich hin, begleiten jedes dieser Schilder mit der Quintessenz eines ihnen vom Autor dazu aufgesetzten Avertissements, notieren wechsel seitig, was sie von des andern Artikeln für den Kreis ihrer Gegend, innerhalb dessen sie Handelsgeschäfte treiben, brauchen und fahren alsdann nach vorangeschickten Ballen mit Himmelfahrt in ihre respektiven Heimaten zurück.« Ein gefürchtetes, sehr häufiges Zahlungsmittel waren da mals auch die großen »Hundertthalertüten« mit lauter einzelnen Groschen, ganz bedeckt mit den Namen aller, durch deren Hände sie bereits gegangen waren. Wehe dem, in dessen Händen die morsch gewordene Hülle platzte und der dann den ganzen Groschen haufen durchzählen mußte! Geht man weiter alten Berichten nach, die sich nicht nur auf die Schilderung des geschäftlichen Verkehrs beschränken, sondern auch etwas von dem geselligen Leben und Treiben der auswärtigen Buchhändler in Leipzig zur Messe verraten, so kann man zwar keine reiche Auslese halten, aber immerhin findet man gelegentliche Mitteilungen, die auf einen lebhaften freundschaft lichen Verkehr der Buchhändler untereinander während der Messe schließen lassen. Feste Freundschaftsbündnisse wurden geschlossen, und ein angenehmer geselliger Verkehr führte zu mancherlei Bekannt schaften, die nicht selten auch mit einer glücklichen Ehe einen fröh lichen Abschluß fanden. Schon in der eisten Hälfte des 18. Jahrhun derts veranstalteten angesehene Leipziger Verleger, wie Fritsch, Gle- ditsch, ihren zu den Messen anwesenden Geschäftsfreunden Fest lichkeiten, und auch aus späteren Zeiten wird berichtet, daß sich die Buchhändler öfters nach den Anstrengungen und Mühseligkeiten der Messe bei einem Zusammensein gütlich taten. In der Ostermesse vom Jahre 1817 war das gemeinsame Buchhändlcrmittagsmahl am Sonntag nach der Zahlwoche, die von Sonntag Jubilate bis Sonntag Kantate gerechnet wurde, sehr zahlreich besucht, wie Horvath in seinen Lebenserinnerungen mitteilt; es nahmen 172 Personen teil. Aber auch sonst zwischen der Arbeit und besonders nach vollendetem Tagewerk suchte man gern Vergnügungen auf und pflegte geselligen Verkehr. Um 1800 ging man nach des Tages Last und Mühen in die musikalischen »Collegien« im Richterschen Kasscehaus oder in Richters Garten in der Hintergasse. Nach mittags machte man, wenn es die vielen Meßarbeiten zulieben, zuweilen Ausslüge mit Frauen und Töchtern der Kollegen, und abends ging man Wohl ins Theater. Wer von seinen Geschäften sestgehalten wurde und sich an den Ausflügen nicht beteiligen konnte, traf im Rosental oder in Schimmels Gut sicher stets gleichgesinnte, Erholung suchende Kollegen. Auswärtige Buch händler brachten auch oft ihre Frauen und erwachsenen Töchter zur Messe mit, und mit Rücksicht auf diese wurden dann wohl auch Buchhändlerbälle veranstaltet, gerade wie jetzt noch zur Buchhändlermesse in Stuttgart. Die von den Meßbesuchern be vorzugten Lokale wechselten natürlich ini Lause der Zeit. In den zwanziger und dreißiger Jahren des IS. Jahrhunderts ging inan gern zum Kaffee in Rudolfs Garten gegenüber der Pleißenburg, wo sich auch sehr gern die Leipziger Kollegen, wieder mit Frauen und Töchtern, einfanden. Sonnabends nachmittags strömte dann alles aus Rudolfs Garten in die neue Thomaskirche zur Motette. Abends ließ man sich's mit lieben Kollegen dann wohl sein in Treibers sieht Ackerleins) Keller, der also schon fast 100 Jahre lang ein Lieblings-Lokal der Meßbesucher ist, wenn man so glücklich war, einen Platz zu finden, denn es herrschte dort stets ein großer Mcßtrubel, wie auch heute noch. Nötel de Unssio und Hotel ckö Laviere in der Petersstraße mit ihren welschen Namen errangen erst später die Gunst der meßbesuchenden Buch händler. Man war in diesen Hotels auf gut deutsch sidel, ließ sich, wie Fr. I. Frommann in seiner Geschichte des Börscnvereins mitteilt, nichts abgehen, auch diejenigen nicht ausgenommen, die zu Hause das einfachste Leben führten. Es herrschte ein vertraulicher, kameradschaftlicher, säst burschikoser Ton, und einer unserer bedeutendsten Buchhändler, Friedrich Perthes, soll zu den Muntersten gehört haben. So wuchs die Buchhändlerwelt zusammen, Verleger und Sortimenter traten sich persönlich nahe, und in dem alljährlichen, meistens monatelangen Zusammen leben erwuchsen viele Freundschaften fürs Leben. Die Leipziger Buchhändler ließen sich auch nicht lumpen und beschränkten sich vielmals nicht auf die bekannten üblichen Kommittentenschmäuse; bei den Brüdern Brockhaus konnte man während der Messen immer lebhafte Gesellschaft finden, halb Leipzig, Professoren und andere einheimische und fremde Notabilitäten pflegten sich dort zu versammeln. An dem großen Meß-Sonntag Kantate, an dem früher die Kommittentenschmäuse stattfanden, erging sich gegen Abend die ganze fremde Buchhandelswelt im Rosental und traf sich dort mit ihren zahlreichen Bekannten aus der ein heimischen Bevölkerung. Eine regelmäßige Erscheinung der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts war der alte CarlDuncker aus Berlin, der in militärischer Haltung, gehobenen Hauptes und mit ernstem Blick das junge Leipzig musterte. Ebenso ständig wie verwachsen mit Leipzig erschien der joviale, ewig lachende Papa Dobler, der Geschäftsführer der seinerzeit berühmten Musikalien handlung Ant. Diabelli L Comp, in Wien, durch eine zeisiggrüne Weste mit vergoldeten Knöpfen schon von weitem erkennbar. Auch der kleine muntere Tobias Haslinger, der erste Verleger von Lanner und Strauß, war da oft mit seiner Gemahlin unter den Lustwandelnden zu finden. Alle Vergnügungen gingen damals ohne besondere Veranstal tung von oben — das wäre zu jener Zeit wohl die tonangebende Deputation des Vereins der Leipziger Buchhändler gewesen —, ganz ohne Zwang, ohne Programm und Festbcitrag vor sich. Die Grundsteinlegung zur alten Buchhändlerbörse am 28. Ok tober 1834 und die Weihe des vollendeten Hauses am 28. April 1836 wurden zwar durch sehr würdige Feiern vollzogen, aber sie waren der damaligen Zeit angemessen einfacher, als sie heute ausfallen würden. Bon Festessen wird nichts berichtet. Man ließ sich damals an dem Kommittenten-Essen genügen, das ja immer einen großen Kreis von auswärtigen Kollegen mit den Leipziger Ge schäftsfreunden zusammenführte. Im Jahre 1834 nahm der Buchhandlungsgehilfen-Verein zu Leipzig zum ersten Male die Veranstaltung eines Festmahles in die Hand. Am 23. April erließ er ein Zirkular, in dem er mit teilte, daß er aus vielfach von fremden und einheimischen Kollegen ausgesprochenen Wunsch am Dienstag, dem 29. April 1834, ein gemeinschaftliches Abendessen im Saale des Herrn Ackerlein, Markt 174, veranstalten wolle, und dazu seine Vereinsmitglieder sowie fremde, zurzeit in Leipzig anwesende Kollegen einlud. Ausdrücklich wurde erwähnt, daß die Teilnahme der »etablirten Herren Buchhändler« zur besonderen Ehre und Freude gereichen würde. Der Erfolg dieses Rundschreibens ist ganz erfreulich gewesen, 128 Unterzeichneten sich als Teilnehmer, davon waren 30 Vereinsmitglieder, die übrigen fast ausschließlich auswärtige und Leipziger Prinzipale. Die Zahl der Teilnehmer an diesem Abendessen ist aber jedenfalls eine weit größere gewesen, da viele sich noch in letzter Stunde zur Teilnahme entschlossen und auch sicher Gäste eingeführt worden sind. Im salzenden Jahre fand das festliche Abendessen im Schützsnhaus (jetzt Krystall-Palast) unter Teilnahme von ca. 260 Personen statt. 1843 wurde zum ersten Male ein Ostermeß-Festessen durch ein Komitee von Prin zipalen im Nötel äe Ualozne veranstaltet. Dann übernahm wieder der Leipziger Buchhandlungsgehilfen-Verein das übliche Festmahl, das nach einigen Unterbrechungen in den Revolutions jahren dann immer Angelegenheit des genannten Vereins blieb. Saure Weine und schlechte Bedienung im alten Schützenhause scheinen diese Festessen während der fünfziger Jahre nach und nach in Mißkredit gebracht zu haben. Tenn als der Vorstand des Börsen- Vereins im Jahre 1861 zum ersten Male anläßlich des 2Sjährigen Jubiläums des alten Börsengebäudes und des Unterstützungs vereins der Deutschen Buchhändler und Buchhandlungsgehülsen ein Festmahl am Kantate-Sonntag im Saale des alten Schützen hauses veranstalten wollte, warnten verschiedene Anonymi im Börsenblatt sehr vor diesem Lokal: man könne sich eines Schau- derns nicht erwehren, wenn man an die gastronomischen Zu-
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