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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1933
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- 1933-02-25
- Erscheinungsdatum
- 25.02.1933
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MsMMMwMMckmküäiilmM Nr. 48 (R. 22). Leipzig, Sonnabend den 25. Februar 1933. 100. Jahrgang. Hunöert Jahre Herein öer Huchhanüler zu Leipzig von Sr. Johannes Hohlfelö, Leipzig Ein hundertjähriger Verein mit einem kulturell und wirt schaftlich bedeutsamen Aufgabenkreis ist eine geschichtlich gewor dene und gewachsene Gemeinschaft, deren Wesen entscheidend be stimmt wird durch ihren bis in di« Gegenwart 'hinein wirksam gebliebenen Ursprung und die ihr von Anfang an bestimmten oder im Laufe der Jahrzehnte neuhinzugekommenen Aufgaben. Diese Überlieferung und Bindung an die Vergangenheit kann so übermächtig werden, daß neue Kräfte erstickt werden und für neu« Aufgaben kaum Raum bleibt. Vereinigungen mit allzu ängstlicher Traditionswahrung behalten dennoch oft sine erstaun liche Zählebigkeit — nur verlieren sie nach und nach den Kon takt mit dem Leben und versinken dann immer stärker in die Wahrung leerer Form und die gewohnheitsmäßige Fortpflegung an sich verdienstlicher Aufgaben, die schließlich doch nur Vegetie- rung und nicht mehr sprossendes Leben ist. Hundertjähriges Le ben ist für eine Vereinigung allein noch kein Verdienst; aber wenn diese hundert Jahre erfüllt sind von lebendigster Anteil nahme an den Fragen der Zeit und verdienstlicher Mitarbeit an ihrer Lösung, wenn in diesen hundert Jahren immer von neuem die unverbrauchten Kräfte jüngerer Generationen in dem Verein eine Wirkungsstätte verantwortlichen Mithandelns gefunden haben, wenn niemals ein Stillstand eingetreten ist, sondern immer wieder mit Mut und Hingabe die nur von einer Zusammenarbeit aller zu lösenden Ausgaben veränderter Zeiten in Angriff ge nommen wurden — dann ist der Tag des hundertjährigen Be stehens oines solchen Vereins ein Festtag auch der Gesamtheit und breiten Öffentlichkeit. Der »Verein der Buchhändler zu Leipzig« darf wohl für sich den Anspruch erheben, diesen kulturtragenden Gemeinschaften zugezählt zu werden. Zein Jubiläum ist ein Er eignis, das ein Anrecht auf staatliche und nationale Anteil nahme hat. Die Entstehung des Vereins geht auf zwei Wurzeln zurück, aus denen er bis in die Gegenwart lebendige Kraft gesogen hat: aus die in der Leipziger Buchhandels-Deputation verwirklichte berussständische obrigkeitliche Vertretung und auf den in der libe ralen Epoche des 19. Jahrhunderts hervortretenden Drang nach freiwilligem Zusammenschluß Gleichgesinnter und Gleichstreben der in Vereinen und Verbänden beruflicher und geselliger Art, die das öffentliche Leben jener Zeit bestimmten und beherrschten. Das besondere Kennzeichen des Leipziger Vereins war die glück liche Verbindung beider Bestrebungen, die bis heute erhalten geblieben ist. Auch nachdem die innungsmäßige Bindung gelöst war und der Verein nicht mehr alle Berussgenossen zwangs weise vereinte, blieb doch durch das Gewicht seiner geschichtlichen Sendung der Vorstand des Vereins praktisch der berufene Ver treter des Standes gegenüber Behörden und anderen Verbänden, nur nicht mehr kraft gesetzlicher ausschließlicher Vertretungs macht, sondern kraft seiner überragenden Bedeutung, dis er sich durch eigene Leistung gewonnen hat. Auch in den Zeiten liberaler Hemmungslosigkeit haben sich die »Deputierten« des Vereins, die lange Zeit diese Amtsbezeichnung behielten, der Anerkennung ihrer Berufung zu verantwortlicher Vertretung der Buchhandels interessen durch Behörden und eigene Berussgenossen erfreuen können. In allen Fragen der den Buchhandel berührenden Ge setzgebung ist der Vorstand des Vereins von staatlichen und städti schen Behörden zu verantwortlicher Äußerung berufen und ge hört worden. Seine führenden Männer wie Fleischer, Brockhaus, von Hase, Voigtländer, Linnemann haben einen nicht wegzu denkenden Einfluß aus die Gesetzgebung ausgeübt, ohne doch je mals dabei mit der Gesamtvertretung des deutschen Buchhandels, der Leitung des Börsenvereins, in Konflikt zu geraten und ohne daß jemals auch von Außenseitern seine Berufung angezweifelt worden wäre. Die Deputierten des Leipziger Buchhandels verdankten bis zur Gründung des Vereins ihr Amt tatsächlich behördlicher Be rufung — es fand zwar, ohne eine verfassungsmäßige Ordnung, eine Art Wohl statt, doch war diese im besten Falle eine Art Ak klamation derBersammlung, ohne daß Vorschläge aus ihr gemacht wurden. Schließlich ergänzt« sich der Kreis nur noch selbst und die ältere Generation der Buchhändler war zufrieden, wenn sich tatkräftige Berufsgenossen zur Übernahme der nicht immer ange nehmen Aufgabe bereitfanden. Aber unter den jüngeren, frei heitlich gesinnten und selbstbewußten Männern, die in der natio nalen Freiheitsbewegung von 1813 ihre entscheidenden Jugend jahre durchlebt hatten, trat dann der nicht mehr zu überhörende Wunsch hervor, in geordneter Form und gerechter Verfassung eine wirkliche Wahl vorzunehmen; die patriarchalische Gewohn heit wurde durch demokratische Ordnung ersetzt. Damit verband sich der aus dem gehobenen Standesbewußtsein geborene Wunsch, den Kreis der zur Wahl Berufenen fester zu umreißcn, di« Grenzen gegen die benachbarten Gewerbe der Buchdrucker einer seits, der Antiquare und Krämer anderseits schärfer zu ziehen. So war der Verein in der ersten Zeit seines Bestehens mehr eine Innung als ein freier und freiwilliger Zusammenschluß, und die Bindung und bisweilen auch engherzige Abschließung trat stärker hervor als Freiheit und Gleichberechtigung. Es bleibt aber das Verdienst des Vereins, daß er gerade durch die straffere, innungsmäßige Organisation der ersten Jahre das Standes bewußtsein und die Standesgeltung gehoben hat. Und es ist diesem Charakter des Vereins zu danken gewesen, daß Persönlich keiten von Format und Charaktere von Prägung seinen Vorstand bildeten, —daß nicht die Masse, sondern die Männer die Träger seiner Geschichte wurden. Erst um die Jahrhundertwende wurde die Vereinsversassung dahin geändert, daß bei der Wahl des Vor- 135
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