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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1933
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- 1933-02-25
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- 25.02.1933
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Duchhanüelsstatistjsches über Leipzig von Dr. A. Hess Statistik spielt in der heutigen Zeit der Dauerkrise eine be deutsame Rolle, insbesondere dann, wenn es den Nachweis gilt, warum es in Deutschland und anderwärts wirtschaftlich so schlecht steht. In Jahresberichten und Aufsätzen, in Wort und Schrift marschieren die Zahlenkolonnen als Beweismaterial auf. Trostreich ist es im allgemeinen nicht. Um so mehr sind die Beteiligten beglückt und meinen, schon den bekannten Silber streifen zu sehen, wenn die für den betreffenden Industrie- oder Handelszweig gezogenen Kurven auch nur einen kleinen Ausschlag nach oben zeigen. Dabei stimmt das Ergebnis vielfach mit den Feststellungen im eigenen Geschäft nicht überein. Das kommt bekanntermaßen daher, daß statistische Berechnungen immer nur das Mittel aus einer Vielheit von Zahlen geben können. Gerade in dieser beschränkten Möglichkeit liegt wohl hauptsächlich die Ersprießlichkeit der Nutzanwendung solcher Betrachtungen: ent weder man ist getröstet, daß das eigene Unternehmen hinter dem Ergebnis der Statistik nicht zurückbleibt, oder man ist gezwungen, sich mit verstärkter Kraft ins Geschirr zu werfen, wenn es gilt aufzuholen. Solche Erwägungen und Schlußfolgerungen gelten aber nicht nur für den einzelnen und seinen Betrieb, sondern auch für ganze Berufsstände, für die großen öffentlichen Körper schaften und insbesondere für die Volkswirtschaften der Länder. Wie sieht es unter solchem Aspekt mit dem Buch handel in Leipzig aus? Dieser Frage sei aus Anlaß der Hundert jahrfeier des Vereins der Buchhändler zu Leipzig eine kurze Be trachtung gewidmet. Dabei muß von vornherein als eine Selbstverständlichkeit hervorgehoben werden, daß die Jahre nach dem Weltkriege keine Weiterentwicklung im Vergleich zu den Vorkriegsjahren bringen konnten und daß man froh sein muß, wenn der Rückschlag gegen über der Blütezeit der letzten Friedensjahre nicht allzu groß ist. Die Gesamtzahl der in Leipzig ansässigen Firmen aller buch- händlerischen Zweige war, auch verglichen mit den Vorkriegs zeiten, am höchsten im Jahre 1925. Jetzt beträgt sie nur noch 970. Der namentlich in den ersten Nachkriegsjahren und in der In flationszeit zu beobachtende Zudrang zu gewerblicher Betätigung hat also merklich nachgelassen. Aber man darf eigentlich auch innerhalb derselhen Stadt solche Ziffern nicht einfach mitein ander vergleichen; denn wenn daraus Schlußfolgerungen für die Bedeutung und Ausdehnung des Gewerbes gezogen werden sollen, muß die Art der Firmen unterschieden und insbesondere die Höhe ihres Umsatzes festgelegt werden. Gerade dieser Gesichtspunkt ist nicht außer acht zu lassen bei der in der Tagespresse wiederholt erörterten Frage der buchhändlerischen Bedeutung der beiden Städte Leipzig und Berlin. Daß die Reichsmetropole mit ihrer sechsmal größeren Einwohnerzahl mehr Buchhandelsunternehmen beherbergt als Leipzig, kann nicht wundernehmen. Ihr Übergewicht in dieser Beziehung geht weit zurück, und zwar bis zum Jahre 1846. Berlin, das damals rund siebenmal soviel Einwohner als Leip zig zählte, wies 154 buchhändlerische Firmen aus; Leipzig da gegen nur 148. Leipzig hatte bis dahin unter den deutschen Städten die Führung, aber immer nur mit geringem Vorsprung vor Berlin. Am größten war er im Jahre 1840 mit zwanzig Firmen. Auch in der Zahl der Verlagsveröffentlichungen dominiert Berlin feit langem. Auf diesem Gebiet überholte es Leipzig, das seitdem immer den zweiten Platz vor München und Stuttgart hält, im Jahre 1885 mit 2743 gegenüber 2664 Neuerscheinungen. Der Vorsprung Berlins hat sich mit Zunahme der gesamten deut schen Verlagsproduition ständig vergrößert und betrug im Jahre 1930 3000 Werke. Aber auch bei diesen Ziffern gilt es nicht einfach zu zählen, sondern zu wägen, wodurch das Bild doch etwas andere Farben gewinnt. Recht interessante Ergebnisse hat hierüber Schönrock aus der Jahresproduktion 1927 und 1930 im Börsenblatt veröffentlicht. Von Verlagssirmen, die im Jahre 1927 nur ein einziges Werk herausbrachten, kommen aus Berlin bei rund 1000 Firmen 456; auf Leipzig bei rund 700 Firmen nur 147. Um je mehr Werke in der Jahresproduktion einer Firma es sich handelt, um so weniger klafft die Schere. Bei einer Jahresproduktion zwischen 31 und 50 hat Berlin nur noch zwei Firmen mehr, bei einer Jahresproduktion von je 51 bis 100 Werken stehen sich die beiden Städte gleich. Es kann wohl mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, daß sich dieses Verhältnis bei der seit 1930 rückläufigen Produktion nicht ge ändert hat. Recht interessant ist auch ein Blick auf die einzelnen Ver lagszweige. Daß Berlin auf manchen Wissenschaftsgebieten ein fach führend sein muß, ist selbstverständlich. Als Sitz der meisten obersten Reichsbehörden, als Sammelstätte vieler zentraler wirt schaftlicher und kultureller Organisationen zieht es wie ein Magnet den dafür in Frage kommenden Verlag an sich. So hat es die Vorherrschaft auf dem Gebiete der Rechts-, Wirtschafts und Sozialwissenschast, der Politik und in der Belletristik. Leip zig führt dagegen auch jetzt noch aus dem Gebiet des Schul- und Lehrbuches, in der Jugendbewegung, in klassischen Sprachen und Literatur, in Musik- und Theaterliteratur, auf kulturgeschicht lichem Gebiete, auf dem Gebiete des Turnens und des Sports, in der Philosophie und in Jugendschriften. Aber so unbestreitbar ist, daß Berlin als Berlagsort in der Gesamtheit der Produktion alle anderen deutschen Verlagsorte in erhehlichem Abstand hinter sich läßt, so ist damit allein die Frage Berlin—Leipzig bekanntlich noch nicht entschieden. Man könnte zum Beweis dafür, daß trotz dieser Zahlen Leipzig die führende Stadt im Buchhandel ist, auf den Umstand Hinweisen, daß die meisten Berliner Verlage ja in Leipzig ausliefern lassen und somit eigentlich auch in Leipzig eine Art zweite Niederlassung haben. Tatsächlich liegt eben doch die Bedeutung Leipzigs von jeher auf dem Gebiete des Handels, d. h. des Umschlags an Buchhandelsgut. Auch insoweit ist die Lage nicht mehr so günstig wie in Vorkriegszeiten — bei welchem deutschen Gewerbezweig wäre das möglich gewesen? —, aber immerhin haben es die Leipziger Firmen verstanden, sich gegenüber der Ungunst der Entwicklung gut zu behaupten. Während 1910 die Zahl der in Leipzig vertretenen Firmen mit 11 219 den Höchststand erreicht hatte, ist sie bis 1933 auf 8 305 gesunken. Dieser Rückgang wird verständlich, wenn man vergleicht, daß die Gesamtzahl der Buch handelsfirmen, die durch das Buchhändleradreßbuch erfaßt wer den, 1910: 12 650, 1926: 13 551, 1933 aber nur noch 11417 be trug. Auch darf nicht vergessen werden, daß die Inflationszeit den Leipziger Platz außerordentlich in Bedrängnis brachte, sodaß er in den darauffolgenden Jahren und auch jetzt noch um ver lorengegangenes Gebiet kämpfen muß. Die Zahl der Verleger, die in Leipzig ausliefern lassen, bewegt sich jetzt aus der gleichen Höhe wie ums Jahr 1900; damals wie 1933 rund 2 200 Firmen. Leider ist es unmöglich, über den entscheidenden Punkt, auf den es für die Bedeutung Leipzigs als buchhändlerischen Umschlags platz ankommt, genaue Angaben zu machen, nämlich über die mengen- und wertmäßige Höhe seines Gesamtumsatzes. Daß er einen erheblichen Teil des Gesamtumsatzes der deutschen Litera tur — wobei nicht nur an Bücher, sondern an Musik-, Kunst- und Lehrmittelverlag zu denken ist — umfaßt, ergibt sich aus der Tatsache, daß die meisten, insbesondere alle großen und führen den Verleger in Leipzig vertreten sind, hier ein Lager ihrer Pro- 137
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