Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.03.1933
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- 1933-03-25
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- 25.03.1933
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72, 25. März 1933. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. Börsenblatt f. ö. Dtschn Buchhandel. 60. Geburtstag. — Am 27. März begeht Herr Oberstu- diendireltor Prof. vr. Frenz el seinen 60. Geburtstag. Im Jahre 1903 übernahm er die Leitung der Deutschen Buchhändler- Lehranstalt in Leipzig. Erfolg reiche organisatorische Maßnah men hoben sie rasch zu der Be deutung, die sie für den deutschen Buchhandel hat. Dreißig Jahre lang war ihm so die Betreuung des buchhändlerischcn Nach wuchses anvertraut. Mehr als 10000 Schüler danken seiner Arbeit ihre Berufsausbildung und gedenken heute in Dankbar keit seiner allzeit väterlichen Für sorge. Möge er der Lehranstalt noch weiter in Frische und Kraft und in alter kerndeutscher Ge sinnung erhalten bleiben. Am 17. März Herr Albert Friede mann in Leipzig im 66. Lebensjahre. Als Briefmarkensammler, philatelistischer Fachschriftsteller, Buch händler und Verleger ist der Verstorbene weithin bekannt geworden. Sein eigenes Unternehmen hat er am 1. April 1905 gegründet. Ferner: Am 19. März im 58. Lebensjahr der Verlagsbuchhändler Herr Eugen Debes, Mitinhaber der geographischen Anstalt und Verlagsbuchhandlung H. Wagner L C. Deb-es in Leipzig. Nach buchhändlerischer Ausbildung bei F. Tempsky in Prag und einem zweijährigen Aufenthalt in England und Frankreich trat er im Jahre 1902 in das väterliche Geschäft ein, das er nach dem Tode seines Vaters, des bekannten Professors I)r. k. e. Ernst Debes, seit dem Jahre 1023 gemeinsam mit feinem Gesellschafter Herrn Carl Wagner leitete. Ehrenamtlich tätig war er im Vorstand des Vereins Deutscher Lehrmittel-Verleger und -Fabrikanten. Alle die ihm nahe gestanden haben, betrauern sein plötzliches Hinscheiden und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Ferner: Am 19. März Herr FritzBergcin Fa. Th. Berge in B erli n im 63. Lebensjahre. Genau 40 Jahre lang war der plötzlich und unerwartet Ver storbene in seiner Firma tätig. Von 1893 bis 1906 hat er sie geleitet, dann wurde er Mitinhaber und 1911 Alleininhaber. Das Geschäft wird unverändert fortgeführt. Ferner: Am 20. März nach kurzer Krankheit Herr Louis Ullstein, Vorsitzender des Aussichtsrates der Ullstein A.-G. in Ber it n im 70. Lebensjahre. Louis Ullstein war der zweite Sohn des Gründers der Firma Leopold Ullstein. Schon seit 1881 hat er im Kontor des Verlages ge arbeitet, sich dann in in- und ausländischen Unternehmungen umge- sehen, 1886 ist er in das väterliche Haus zurückgekehrt und 1889 wurde er mit seinem älteren Bruder Hans Ullstein als Teilhaber ausgenommen. Nach und nach übernahm er nicht nur die Leitung der Druckerei, sondern es fiel ihm auch das schwierige Amt zu, die geschäftliche Verwaltung und Organisation des immer größer und bedeutungsvoller werdenden Unternehmens zu überwachen. An der Gründung mehrerer Zeitungen wie überhaupt au allen Unterneh mungen des Verlages war er maßgeblich beteiligt. Als letztes Werk führte er die Errichtung des neuen Druckhauses 'in Tempelhos durch. Als 1921 die offene Handelsgesellschaft Ullstein L Co. zur Ullstein Aktiengesellschaft wurde, trat Louis Ullstein in den Aufsichtsrat über, dessen Führung er bis zu seinem Hinscheiden iunehatte. Sprectrsaal Preispolitik — Buchinflatio»! In der Sprechsaalnotiz »Wohin soll das sichren?« (Börsenblatt vom 7. März) erläßt Herr Hermann einen Warnruf gegen die un gesunde Preispolitik einiger Verleger und verweist dabei im be sondere» auf die bekannte Hamannsche Kunstgeschichte der Firma Knanr. Aus der Erwiderung dieser Firma zitiere ich folgenden Satz: »Der Grundgedanke unserer Kalkulation ist: die allgemeine Werbung für das Buch durch hochwertige Qualität zu möglichst billigein Preis, — ein Gedanke, der sich in der gesamten Weltwirt schaft durchgcsetzt hat.» Run, die Weltwirtschaft steht am Abgründe und sieht sich heute genötigt, ihre Hefte gründlich zu revidieren. Deshalb ist es wohl besser, wenn wir für den Buchhandel nicht aus die Grundsätze der heute total zerrütteten Weltwirtschaft abstellen. Betrachten ivir aber den Grundgedanken der von der Firma Knanr inaugurierten Preispolitik etwas in der Nähe, Man erstrebt: »hochwertige Qualität zu möglichst billigem Prelis«. Ein innerer Widerspruch, schon sprachlich. Hochwertig kann nicht billig fein, denn das Synonym von billig ist nicht hoch- sondcrn gering,wertig. Hochwertig ist etwa ein Lll-Mark-Goldstück. Wenn man dieses billig hergiibt, sagen wir zu 5 Mark, so verschenkt, verschleudert man die anderen 15 Mark. Man betreibt Inflation. lind in der Tat: Wir stecken heute in der üppigsten Buch- inflalion, gekennzeichnet durch eine sinnlose Verschleuderung von geistigen und materielle» Werten, eine Verschleuderung von Sub stanz, von stillen Reserven, die eine Verkümmerung unseres Schrift tums, eine allgemeine Verarmung des ganze» Bcrufsstandes, vor allem des Verlags, Hervorrufen muß. In der Hamannsche» Kunstgeschichte hat diese Inflation nun freilich eine Rekordhöhe erreicht. Technisch eine groß« Leistung, insofern als es durch raffinierteste Organisation der Herstcilungs- arbeit den dabei beteiligten Papierfabriken, Buchdruckereien und Buchbindereien möglich war, dem Verlag ein Produkt zu einem so niedrigen Preise in die Hand zu geben, daß er in der Lag- war, tatsächlich ein »hochwertiges Produkt billig zu liefern«. Also schein bar doch ein durchaus gesundes und anerkennenswertes Prinzip? Jawohl, wenn wir nicht eine Lebensgemeinschaft wären, wo einer ans den andern angewiesen ist, und das Ganze fällt und zusammen- bricht, wenn im Namen des Wortes Individualismus der Mächtige sich vergißt und glaubt, über dl« Rechtsnormen, die ungeschriebenen, sich hinwegsetzen zu können. Gerade jetzt ist mir eine Stelle aus dem neuen Buches des amerikanischen Präsidenten Roosevelt in die Hand gekommen, die lautet: »Der Tag des großen Gründers und des Finanztitanen, den, wir alles erlaubten, wenn er nur baute und entwickelte, ist vorbei ... Erbauer von neuen Industrieanlagen, die Gründer ncncr Eisenbahn netze und die Organisatoren „euer großer Trusts können mit ebenso großer Wahrscheinlichkeit zu Gefahren werden wie zu Helfern«. So müssen wir auch die Kalkulationsgrnndsätze der Firma Knanr und ihrer Nachahmer als eine G-sahr für den Buchhandel be trachten. Die durch eine ungewöhnliche Organisation der Her- stellnngsarboit erreichte Verbilligung kommt im Effekt einer Ver schleuderung gleich, die dann auch noch die Entwertung umfangreicher Vcrlagsvorrätc und Sortimenlerlager zur Folg- hat und wirtschaft lich unmeßbaren Schaden anrichtct. Ebenso schwerwiegend ist der Schaden aas kulturellem Gebiet. Zugunsten einiger Standardwerke, die ln Rlesenauflage» hcrgestellt und verbreitet werden, muß das allgemeine Schrifttum leiden und wird dem Nachwuchs der Nährboden entzogen. So muß es an Lebens kraft einbüßen, denn es nährt sich von der Gofamthelt des lite rarischen Schaffens und nicht von den GIpseln. Er l e n b a ch - Z li r l ch. vr. Eugen Rentfch. » Es nützt kein Hermnreden, die Kalkulation von »Hamann, Kunst geschichte« ist falsch. Es ist nämlich nicht richtig, daß »bei einem der artigen Absatz dem Sortiment ein guter Verdienst erwächst», wie der Verlag Knanr ln seiner Erwiderung auf Herrn Hermanns Aus führungen sagt. Auch bei sehr großem Umsatz ist mit diesem Buch kein Geschäft zu mache». Am Verlagsort oder in Orten in der Nahzone von Berlin und Leipzig mag bei großem Umsatz ein ganz bescheidener Nutzen bleiben, aber in allen weiter entfernt liegenden Orten, Ins besondere im Ausland wird der ganze Verdienst von den Krachi- spesen aufgvsressen. Ein Buch von derart hohen: Gewicht bars nicht so billig sein oder es müßte dem Sortimenter mit sehr viel höherem Rabatt geliefert werden, denn so hohe Spesen sind bei dem Preis sür den Sortimenter untragbar. War es von vornherein unrichtig, die Kalkulation bei einem solchen Werk auf Massenkonsnm auszu bauen — eine Kunstgeschichte ist kein Mafsenkonfumartikel und wird es niemals werden, weil sie nicht »konsumiert« wird —, so müßte selbst auf dieser Basis die Preisgestaltung so sein, daß die unver meidlichen Distributionskosten entsprechend eingerechnet werden, und das wurde hier gänzlich übersehen. Es fragt sich nun, ob die Festsetzung des Ladenpreises ohne Rück sichtnahme aus das Sortiment (dessen volkswirtschaftliche Notwendig keit allerdings wenigstens in Buchhändlcrkreise» außerhalb der Er örterung stehen sollte) lni Interesse des Bücher kansenden Publikums war. Aber auch da muß leider sestgestcllt werden, daß den: Pnbli-
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