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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1933
- Strukturtyp
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- 1933-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1933
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schließlich zum Reingewinn, ergibt sich ein genaues Bild seiner Notwendigkeit. (Daß bei diesem Beispiel ein Fall konstruiert wurde, der die Tätigkeit als Verkäufer einseitig betont, muß vom Loser berücksichtigt werden.) — Ein anderes Beispiel. Die Kon trolle der Kosten, die durch die Kreditgewährung einem bestimm- ren Kunden gegenüber entstehen, kann zeigen, daß der geschäft liche Verkehr mit diesem Kunden nicht einen Gewinn, sondern einen Verlust zur Folge hat, und zu entsprechenden Maßnahmen Anlaß geben. — Die Beispiele ließen sich beliebig vermehren. Das Wesen und das Ziel einer ständigen Kostenkontrolle dürste jedoch bereits ersichtlich sein. Kostenerfassung und Kostenkontrolle dienen dem ersten Teil der dem Sortimenter gestellten kaufmännischen Ausgabe: der Niedrighaltung der Kosten in weitestem Sinne. Bei jeder anderen Art des Einzelhandels läge ein großer Teil dieser Aufgabe vor allem auf dem Gebiete des -Einkaufes und müßte entsprechend behandelt werden. Hiervon kann man jedoch bei einer Betrach tung, die den Betrieb der Sortimentsbuchhanhlun-g als Objekt hat, absehen. Die Eigenart des buchhändlerischen Einkaufes, die — wenig stens in der Regel — dadurch gekennzeichnet ist, daß der Ein kaufspreis festliegt und daß Waren einer bestimmten Qualität und Herkunft, die nicht durch Waren ähnlicher Qualität und anderer Herkunft ersetzt werden können, eingeiauft werden, gibt einer rein kaufmännischen Gestaltung wenig Raum. Kosten senkung im und durch den Einkauf, die große Aufgabe des Kauf mannes, ist im Buchhandel nur sehr beschränkt durch die Aus nutzung gewisser Vorteile bezugstechnischer Art möglich. Der feste Einkaufspreis für alle ist die Regel und gibt dem Buchhandel seine Eigenart innerhalb des Einzelhandels. Aber gerade weil auf diese Weise die kaufmännischen Möglichkeiten des Sortimen ters eingeschränkt sind, muß die kaufmännische Aufgabe auf den verbleibenden Gebieten um so gründlicher verfolgt werden. vr. Hans M. Müller, Pirna a. E. Zeitwende in Buch und Schrifttum. Zwiegespräch zwischen Schriftsteller svr. Hans Malberg) und Buch händler sKarl Liesegang) am »Tag des Buches« 1933 in Weimar. Schr. — Schriftsteller, Bu. — Buchhändler. Schr.: Erinnern Sie sich, vor Jahresfrist legten wir am gleichen Tage an der Fürstengruft nicht nur Kränze nieder, sondern wir legten ein Bekenntnis ab. Sie standen dort mit unter der schweigenden Menge, der Buchhändler, der Sie einer seiner Erbwalter sind. Bu.: Und Sie standen an meiner Seite, der Schriftsteller, der Sie iln gewissem Sinne sein Nachfahre sein möchten. Schr.: Und Schulter an Schulter mit uns standen andere, viele andere, denen er Inhalt und Rhythmus und Richtung ist. Wissen Sie, warum uns alle jener Augenblick im Innersten ergriff? Weil wir einem Menschen nahe waren, in dem Leben und Bllcherschreiben, Sein und Schaffen in gnadenvollem Maße für alle Zeit vereinigt sind. Bu.: Gewiß, es gibt ja keinen Dichter Goethe, keinen Minister, keinen Forscher Goethe, es gibt nur Len Menschen Goethe. Schr.: Hundert und ein Fahr sind vergangen, seit diese Einheit aus Sein und Schaffen nicht mehr Jrdischkeit, sondern geistiger Begriff für Deutschland ist. Man hätte meinen sollen, daß das Jahrhundert seit Goethe eine innere Wertsteigerung des Schrifttums hätte erbringen müssen. Er war uns ja voran geschritten, wir brauch-ten nur zu folgen. Bu.: Eine Steigerung wohl. Das 19. Jahrhundert wurde ein bücherfreudiges Zeitalter. Viele schrieben, und unsere Regale füllten sich. Aber sie schrieben, um zu schreiben, und sie schrie ben, um zu gefallen und um zu zeigen, was sie wüßten. Schr.: Sie haben recht, aber die Menschen wollten zu jenen Zeiten möglichst alles wissen. Es genügte ihnen nicht mehr, in sich hineinzuhorchen, sondern sie fingen an, sich und die Welt zu zergliedern. Sie lernten das von der Maschine und waren glücklich über jedes Teilchen der Erkenntnis, über das sie dann flugs ein neues Buch schrieben. Bu.: Nun haben wir ebensoviel Bücher wie Erkenntnisse, aber es scheint mir, als ob die Menschen deswegen nicht eben glück licher geworden wären. Buch steht -gegen Buch. Die Menge der Bücher ist verwirrend. Von der Schuld an diesem Zustand kann ich den Schriftsteller nicht freisprechen. Er schrieb in den letzten Jahrzehnten in zunehmendem Maße, als lebe er in einem luftleeren Raume und unterhielte sich bestenfalls mit einigen wenigen guten Freunden. Er kultivierte seine Ge meinde mit literarischen Leckerbissen, aber über seine Ge meinde hinaus fand er nur wenig Widerhall. Schr.: Gewiß, er vergaß als ein Kind einer geistig stark interessierten Epoche, daß man Bücher nicht für die sogenannten Intel lektuellen, sondern fllr sein Volk schreibt. Bu.: Ja, es war eine üble Zeit für uns Buchhändler, als wir ver suchen mußten, dieses künstliche Gestammel unter halbwegs ver nünftigen Begründungen an die Leser heranzubringen. Gott sei dank war das eine vorübergehende Erscheinung. Schr.: Wie alles rein Erdachte. Sie haben alle wieder lernen müssen, daß das Herz zum Schreiben gehört, und nicht nur das Hirn. Bu.: Wem das Schreiben in diesen Jahrzehnten ewiger literarischer Unruhe und Unduldsamkeit Herzenssache blieb, dem allein wurde Treue mit Treue vergaben. Der Buchhändler, der bei ihm nicht damit rechnen mußte, daß das Modebuch von heute bereits morgen als unverkäuflich ins moderne Antiquariat wanderte, setzte sich aus Überzeugung für ihn ein, und der Leser, von der gleichen Überzeugung getragen, fühlte sich bei ihm geborgen. Denken Sie an unsere Heimatdichter Paul Keller, Löns, Speckmann, Rosegger, Thoma, Lena Christ, Schröer, Marthe Renate Fischer, Gorch Fock, Helene Voigt- Di e der ichs, Herm ann St ehr. Schr.: Diesen Kreis möchte ich erweitern, und zwar durch die, die in der Heimat wurzeln, aber über sie hinauswuchsen, ohne sie zu verlieren. Sie bleiben nicht am Allgemeingllltigen haften, sondern -sie geben Allerpcrsönlichstes aus der Fülle ihrer Eigenart heraus und ihre Eigenart ist stärker als alle er künstelte Problematik. Ich möchte hier Namen nennen wie Schaffner, Hesse, Rilke, Ina Seidel, Kolbenheyer. Solche Eigenart darf auch Landesgrenzen überschreiten, beispielsweise in Hamsun, Timmermans, der Lagerlöf, Rolland. Bu.: Richtig, das sind Namen, die, wie wir zu sagen pflegen, immer gehen. Ebenso wie übrigens auch die großen Memoiren werke und die Darstellungen geschichtlicher Ereignisse immer ihre Käufer finden. Es ist, als klammere man sich sowohl von Autorenseite wie von seiten der Leser an die Vergangenheit, weil sie sich gegenüber der Gegenwart so wohlgeordnet und in sich gefestigt dartun läßt. Schr.: Zugegeben, mit der Gegenwart war allerdings in den letzten Jahren nicht viel Staat zu machen. Und doch, wenn wir ehrlich sein wollen, die junge Generation hat sich um sie eifrig be müht. Die soziale Not, das Arbeitslosenproblem, das Ver hältnis von Mensch zum Menschen gewann bei ihnen Gestal tung, die Himmelwelt verschieden ist von der rein nüchternen naturalistischen Sezierungskunst der Älteren und dem Ge stammel der Fantasten. Die Alteren unter Liesen Jüngeren lasteten noch, sie konnten sich nur bedingtermaßen davon frei machen, daß der Intellekt der einzige Herr über ihre Feder sei. Sie verwechselten noch Verstand mit Geist. Dafür brach bei den Jüngsten die volle Ehrlichkeit durch. Sie konstruieren keine Gefühle mehr, sie empfinden sie und erleben sie wieder. Bu.: Und doch, sie führen nur unmerklich über die Gegenwart hinaus. Wir Buchhändler aber spüren, daß der Leser sich heute nach Büchern zu sehnen beginnt, die voranweisen! Schr.: Mit Ihrem Hinweis sind wir an die Grenze zwischen heute und morgen gekommen. Sie weisen damit dem Schriftsteller eine Aufgabe zu. Nicht Sie allein, -das Schicksal gibt sie uns. Fühlen Sie auch, wie unendlich bedeutsam und schwer diese Aufgabe ist? Symbolhaft steht zwischen dem, was war und was sein wird, der 21. März dieses Jahres. Wir wurzeln noch im Gestern, heute sind wir aufgebrochen und für das Morgen sollen' und wollen mir -schreiben. Wir stehen mitten in einem Erlebnis, dessen Tragweite wir nur ahnen, keines falls aber überschauen. Wir werden von ihm getragen, aber wir müssen es erst durchgeistigen. Bu.: Einige sind vorangegangen. Sie haben das Gestern" zum Aus gang genommen, aber sie sehen darin nicht mehr allein ge schichtliche Vergangenheit, sondern Lehre für die Zukunft. Blanks klare und sichere Prägung des preußischen Führertums, Beumelburgs geschichtliche Deutungen, Grimms erschütterndes Zeitbild »Volk ohne Raum«, Nafos Sinnbild fridericianifchen Reitertums, weiter Schauwecker, Blun-ck, Ernst Jünger und mancher Andere. Zu deren Büchern greift man -heute. Schr.: Gut so, denn diese Bücher sind Ansätze zu jener Vergeistigung des Nationalen, von der ich sprach. Man kann diese Ver geistigung nicht ernst und nachdrücklich genug fordern. Es
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