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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.02.1897
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- 1897-02-05
- Erscheinungsdatum
- 05.02.1897
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- Deutsch
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940 Nichtamtlicher Teil. 29, 5. Februar 1897. Werke Friedrich Spielhagens, denen sich 1894 der Verlag der Werke von Peter Rosegger zugesellte. Wehmütig ist es für jeden, der dem Verstorbenen näher stand, zu betonen, welch reicher Geist, welch milde, fein sinnige Natur, welch ungemein entwickelte geschäftliche Tüch tigkeit mit dem Verstorbenen zu Grabe getragen worden ist. Ilm nur eines zu erwähnen: er war unseres Wissens der erste, der für sein Kommissionsgeschäft die doppelte Buchführung zur Anwendung brachte. Politisch war er liberal gesinnt und dem politischen Aufschwünge Deutsch lands in den Jahren 1866—70 durchaus zugethan. Seine Arbeitskraft war bedeutend, die Schnelligkeit und Sicher heit, mit der er die schwierigsten geschäftlichen Vorkommnisse erledigte, bewundcrungswert und vorbildlich für alle, die unter ihm gearbeitet haben. Strenge eigene und zielbewußte Arbeit, durch und durch gesunde, durch nichts zu beirrende kaufmännische Anschauungen bei steter Berücksichtigung der Eigenart des Buchhandels, Kulanz und die durch eine Ver trauen erweckende Persönlichkeit erzeugte Anhänglichkeit der Geschäftsfreunde bewirkten, daß im ferneren Laufe der Jahre das Geschäft sich ständig weiter ausbrcitete, die Geschäfts räume gewechselt und von Zeit zu Zeit vergrößert werden mußten. So hat der tüchtige, in allem konsequente Mann den Lohn für sein unermüdliches Schaffen hier zwar ge funden, und doch — wieviel länger hätte er ihn bei seiner Rüstigkeit genießen können! Mitten in der Arbeit wie ein edles Roß, das in den Sielen stirbt, ist er dahingegangen! Eine starke Erkältung, der sich Kopfrose und eine starke Lungenentzündung anschloß, hat ihn am 13. Dezember 1896, im sechsundsechzigsten Jahre seines Lebens, dahingerafft und ihn den Seinigen und allen, die ihn kannten und deshalb liebten, ach, viel zu früh entrissen. Möge der edle Freund in jenem höheren Leben das schöne Gleichgewicht seiner Seele, dessen er sich hier erfreute, in unendlich erhöhtem Maße wiederfinden. Alle aber, denen er Freund, Vorbild, Berater, Wohlthäter war, rufen ihm ein letztes »Habe Dank« in die Ewigkeit nach. Möge der Geist des teuren Toten noch lange im deutschen Buchhandel leben und wirken und sich in idealer Auffassung des schönen Berufes und in geschäftlicher Tüchtig keit äußern! Zur Lehrlingsprüfung. In dem, von dem Wohlfahrts-Ausschuß des Vereins der Buchhändler zu Leipzig in Nr. 18 des Börsenblattes er statteten Bericht befindet sich folgende Stelle: »Hier in Leipzig im besonderen liegen die Verhält nisse so, daß ein großer Teil des Geschäftsbetriebes in Kommissions- und Verlagsgeschäften besser durch Schreiber zu bewirken ist, als durch Lehrlinge und Gehilfen mit guter Vorbildung, da diese sich gern bald weiter im Buchhandel umsehen wollen, während ein möglichst geringer Personalwechsel im Interesse des Geschäfts liegt.« Um mit der Kritik dieser Erklärung bei den Schluß worten anzufangen, muß bestritten werden, daß die Leipziger Firmen ein besonderes Interesse an einem ständigen Personal haben sollten, denn wie es allerdings sehr wertvoll ist, daß sich der Gehilfe des Kommissionsgeschäftes mit den Platzgebräuchen und der Eigenart der Kommittenten durch längere Dienstzeit vertraut macht, so notwendig ist doch auch, daß der Sortimenlsgehilfe das Publikum seines Wir kungskreises durch eine nicht zu kurze Engagementsdauer hin reichend kennen lerne, um mit Verständnis auf die Bedürfnisse und Gewohnheiten desselben eingehen und zum Nutzen seiner Firma wirken zu können. Der Wert eines ständigen Personals wird also von allen rationell arbeitenden Firmen gleichmäßig gewürdigt werden, mit der Beschränkung allerdings, daß auch eine rechtzeitige Verjüngung desselben ein wirtschaftliches Er fordernis bildet. Zur notwendigen Eigenart eines großen Platzes gehört ferner, daß sich die Zugvögel daselbst stärker konzentrieren. Wenn Leipzig diese fern zu halten sucht, indem es dem wandernden Gehilfen die zur Seßhaftigkeit gezwungenen Schreiber entgegenstellt, so vertritt es damit einen ungemein engen Gesichtskreis. Denn der Zugvogel verkörpert zum Teil die geschäftlichen Zustände, wie sie sich »draußen« nb- spielen. Er kann somit für manche Fälle ein Studienobjekt nbgeben, das deshalb wichtiger erscheint, weil man im Buch handel nicht geschäftlich zu reisen pflegt, also weniger Ge legenheit hat als der Kaufmann, Land und Leute durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Anderseits wirkt der Aufent halt in Leipzig für den auswärtigen Gehilfen erzieherisch in dem Sinne, daß er, wenn er wieder außerhalb Leipzigs als Gehilfe oder Prinzipal thätig ist, bestimmte Voreingenommen heiten ablegt, Anforderungen an den Platz auf das zuläfsige Maß beschränkt, für störende Vorkommnisse unvermeidlicher Art ein besseres Verständnis zeigt u. dergl. mehr. Gewisse Gefahren fluktuierender Elemente lassen sich damit vermindern, daß nur Engagements bestimmter Zeitdauer abgeschlossen werden. Der Wert der Schreiber muß sonach in anderen Ursachen zu finden sein, als welche sich unvermeidlich die Billigkeit und die Anspruchslosigkeit ergeben. Die Neigung, hier nach billigen und schmiegsamen Hilfskräften zu greifen, mag in etwas damit begründet werden, daß die Kommissionsgebühren eine stetig sinkende Skala zeigen, die nicht zuläßt, daß be sonders hohe Saläre für qualifizierte Mitarbeiter gezahlt werden können. Aber dies doch nur nebenher. Das Be kenntnis, daß der Schreiber den vorgebildeten Gehilfen für einen großen Teil des Geschäftsbetriebes ausreichend ersetzt, verrät einen geschäftlichen Schematismus, der für die Zukunft des Platzes nicht ohne Bedeutung sein wird. Der angefochtene Satz stellt sich auch, und das ist das besonders Bedenkliche, als eine abgeklärte Ansicht deshalb dar, weil er der Ausdruck längerer Erwägungen ist. Denn die Aufforderung des Vorstandes des Vereins der Buchhändler zu Leipzig datiert vom 26. Mai 1896, und die Antwort des Wohlfahrtsausschusses erfolgte am 2. Januar 1897. Da die Mehrzahl der Leipziger Hilfskräfte in Kommissions- und Verlagsgeschäften angestellt ist und die Erklärrung besagt, daß deren Arbeiten zum großen Teil besser durch Schreiber erledigt werden, so geht daraus auch hervor, daß die beabsichtigte Re form an Leipzig vorübergehen wird. Zur Hebung des Ansehnrs Leipzigs wird dies nicht gerade beitragen, und die Gefahren einer gewissen geschäftlichen Sterilität auch hinsichtlich der Verlagsproduktion müssen fühlbarer werden. Der Wert der Wechselwirkung zwischen dem Prinzipal und einem sachlich und allgemeiner gebildeten Personal darf für Leipzig nicht unterschätzt werden. Je weiter das Personal bezüglich seiner Bildung von der leitenden Stelle abrückt, um so schwieriger gestaltet sich die Erledigung eines jeden Falles, der sich nicht an die Schablone anschließt, ganz abgesehen davon, daß Neuerungen, die doch mitunter jedem Gewerbe not thun, mit automatisch arbeitendem Personal überhaupt nicht durchzuführen sind. Die wenigen Schreiber, die durch höhere Intelligenz die Menge der Genossen überragen, dürften auch für solchen Fall nicht viel zu besagen haben. Bei welchen Firmen der Wohlfahrtsausschuß seine Be obachtungen gemacht hat, ist nicht ersichtlich, und deshalb bleibt auch fraglich, ob diese Firmen die Signatur für Leipzig abzugeben haben. Die Beleuchtung des interessanten Bekenntnisses erfolgte vom Standpunkte des Kommissionärs. R. Streller.
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