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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1935
- Strukturtyp
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- 1935-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1935
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- Deutsch
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X: 6, 8. Januar 193ö. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. nüge zu tun. Er kam damit aber doch in Schwierigkeiten, weil kaufmännisches Wirtschaften über eine reine Einnahmen- und Aus- gaben-Rechnung weit hinausgeht. Einem solchen Buchhändler fehlte nicht nur genügend geschulte kaufmännische Denkweise; er besaß wahrscheinlich auch nicht die zweckmäßige kaufmännische Organisa tion seines Betriebes, welche ihm dessen wirtschaftliche Entwicklung scharf und früh genug aufgezeigt hätte. Keine Spitzweg-Buchhändlcr mehr. Die Zeit treibt den Buchhandel zum stärkeren Erfassen seiner kulturellen Aufgabe, sie wird ihn andererseits auch zu schärferem kaufmännischem Denken zwingen. Wir Buchhändler sehen kein ge lobtes Land vor uns. Wir haben zwar keinen Grund zum Verzagen, aber allen Anlaß, uns auf eine unbestechliche Auslese einzurichtcn. Sie soll gewiß auch danach erfolgen, ob einer nur Händler ohne Noch Z Tage bis zur Eaarabstimmlilig! Das besondere Schicksal des Saargrenzlandes ist es, daß es durch das Versailler Diktat in einen i; jährigen Kampf um seine politische Zugehörigkeit zum Reich und damit letztes Endes um seine Volksseele und seine Kultur hineinge rissen wurde. Die deutsche Seele und Kultur dieses Saar volkes sind in Versailles in Frage gestellt worden. Der Krieg mit den Waffen setzte sich nun hier an der Saar fort im Kampf um Sitte und Art, um Glauben und Sprache, um Volkstum und Heimat, um Bodenständigkeit und Wirkungs raum — kurz, in einem erbitterten Ringen zwischen deutscher und französischer Kultur. So stehen wir seit 1919 nicht nur im politischen, sondern auch im kulturellen Grenzkampf. Wir sind stolz darauf, daß ein so kritischer Betrachter wie Max Hildebert Böhm gerade unserem Grenzvolk bescheinigt, „Bei spiel der Haltung" gegeben zu haben: „Ein sicher geführter, zielbewußter und einmütiger Widerstand hat dem mächtigsten Gegner die Waffe aus der Hand geschlagen. Vielleicht stünden auch an andern Frontabschnitten des deutschen Grenzkampfes manche Dinge besser, wenn die erwähnten Vorbedingungen des Erfolges überall in gleicher Weise zuträfen wie an der deutschen Saar". Wir hoffen mit Zuversicht: Dem kulturellen Sieg wird auch der politische folgen! Landeskulturwart Hard innere Beziehung zum Buch, oder ob er »geborener« Verleger oder Sortimenter aus innerlicher Berufung ist. Es muß aber notwendig der ausscheiden, der nicht kaufmännisch genug geschult ist, um seiner Wirksamkeit die erforderliche wirtschaftliche Grundlage zu geben und zu erhalten. Und diese wird sehr schmal werden! Neben einigen — wahrscheinlich staatlich kontrollierten — Großunternehmen wird die Arbeit des Verlegers und Sortimenters hauptsächlich in klei neren, persönlich geleiteten Betrieben mit wirtschaftlichster Betriebs- sührung getan werden. Die Zeitverhältnifse dürsten dem Buch händler auch nur selten erlauben, sich von wirtschaftlichen Fragen unberührt zu halten und sie etwa einem besonderen kaufmännischen Teilhaber zu überlassen. Ob wir es bedauern oder nicht, der Typus des einseitig in seiner Bücherwelt lebenden Buchhändlers wird ganz aussterben. In seiner ausgeprägtesten Form, in der wir ihn etwa auf Spitzweg- Bildern finden, ist er ja heute schon äußerst selten. Wir brauchen deshalb keine Nüchternheit zu fürchten! Überall sind wir vom »Romantischen« ins »Sachliche« vorgedrungen; sowohl in den Dingen unserer Umgebung wie in der Art unserer Lebensführung selbst. Unser Lebensgefühl ist dadurch nicht schwächer geworden, nur stärker auf das Wesentliche gerichtet. Der Arzt dient seiner Wissen schaft nicht schlechter und findet nicht weniger Wunder in ihr, seit- 20 dem sich das frühere Sprechzimmer mit dem gruseligen Gerippe in ein nüchtern-sachliches Laboratorium wandelte. So wird auch der tiefe geistige Kern buchhändlerischer Arbeit im klaren, unbe stechlichen Licht kaufmännischer Wirtschaftsführung nicht leiden, eher sich entfalten. Gut wäre es jedenfalls, wenn jene Überheblich keit verschwände, die kaufmännische Dinge als unter der Würde eines geistigen Berufs liegend ansieht. Den jungen Buchhändler aus beide Beine stellen. Es geht in diesen Ausführungen nicht darum, etwa vorhan denen »rückständigen« oder »eingebildeten« Buchhändlern den Pelz zu waschen. Ich werde auch noch auf die Pflichten der Betriebs inhaber zu sprechen kommen. Vor allem scheint es mir aber wichtig, darauf hinzuweisen, daß die kaufmännische Ausbil dung unseres Nachwuchses weit mehr als seither berücksichtigt gehört. Der Vorrang der Erziehung zu den kulturell volkswichtigen Aufgaben des Buchhandels steht eindeutig fest. Mit wirtschaftlichen Dingen kommt der junge Buchhändler auch jetzt schon praktisch im Betrieb und theoretisch in vielen Un terrichtsstunden in Schule und Fachschast zusammen. Aber eine ein heitliche, geschlossene kaufmännische Ausbildung im Hinblick auf die besonderen Erfordernisse unseres Berufsstandes fehlt noch. Aus mancher Bekanntschaft mit jungen Buchhändlern, aus vielen Be- wcrbungsbricsen, die ich lesen mußte, glaube ich schließen zu können, daß der Durchschnitt keine sichere kaufmännische Grundlage, keine methodisch abgerundeten Kenntnisse des Notwendigsten besitzt. Ein junger Buchhändler soll aber doch gerade heute fest auf seinen beiden Beinen stehen, um seine wichtigen Aufgaben recht erfüllen zu können! Weil diese kaufmännische Ausbildung im Rahmen des Buch handels bleiben soll, kann sie auch einfacher gestaltet sein als in anderen Wirtschaftszweigen. Der Buchhandel, im allgemeinen aus kleineren bis mittleren, leicht überschaubaren Unternehmen be stehend, ohne eigene verwickelte Fabrikations-Betriebe, darf sich Viels kaufmännische Probleme schenken. Ebenso sind Fragen der Kal kulation, des Einkaufs, der Verkaussorganisation usw. beim Buch handel weit einfacher zu lösen — innerhalb des rein Kaufmänni schen wenigstens. Wertvoll erweisen sich zudem keineswegs viele Einzelkenntnifse, die der junge Buchhändler — besonders der hin term Ladentisch — rasch vergißt, weil er sie zu wenig anwenden kann. Wichtig bleibt die Erziehung zu kaufmännisch-wirtschaftlichem Denken und Handeln. Um so mehr, als gerade sie dem buchhänd lerischen Lehrling weniger im Blut liegen und auch von Berufs wegen nicht so stark an ihn herantreten. Der Buchhändler und die Buchhaltung. Das kaufmännische Wirtschaften eines Be triebesbest ehtauseinerllnzahlvonEinzelhand- lungen. Alle haben den Zweck, das »Verdienen« vorzubereiten. Sie sind aber nicht nur von sehr verschiedener Art, sondern stehen meist auch nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem gewünschten Endzweck. Die Aufwendungen setzen sich eben nicht nur aus Materialien und Gegenständen zusammen, die greifbar und zählbar bleiben wie z. B. die Bücher, die Druckstöcke. Zu den Auf wendungen gehören auch die sogenannten Unkosten. Zum Beispiel Gehälter als Gegenwert für von anderen geleistete Arbeit, Reklame- kosten als Vorbereitung verdienstbringenderen Verkaufs, auch Steuern, für die wir vom Staat in der Richtung unseres Wirt- schaftsziels liegende Vorteile eintauschen. Solche Aufwendungen sind ohne Aufzeichnungen später aber nicht mehr faßbar. Alle diese Einzelhandlungen eines Betriebes in Zusammenhang zu bringen, den Betrieb aus einem Chaos von Einzelvorfällen zum geordneten »Kosmos« zu gestalten, ist Aufgabe und Verdienst der Buchhaltung. Sie ist also nicht nur als Kontrolle für jedes Wirtschaften und Ver dienen unentbehrlich. Sie ermöglicht überhaupt erst deren weiteren logischen und zweckmäßigen Fortgang. Würde allen Buchhändlern ähnlich wie Faust die Gretchen frage »Wie hast Du's mit der Religion?« die Gewissensfrage vor gelegt »Wie hast Du's mit der Buchhaltung?«, so würden wohl sehr viele in Verlegenheit geraten, jüngere und ältere. Wir würden Antworten hören wie: Buchhaltung sei »langweilig«, sie sei »doch nur für die Steuerbehörde«, sei »unproduktive Arbeit«, »ein not wendiges Übel« usw. Wir sehen, daß es in Wirklichkeit ganz anders ist. Die Buchhaltung gehört zu den wesentlichen Vorbedingungen
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