Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.01.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-01-15
- Erscheinungsdatum
- 15.01.1935
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19350115
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193501156
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19350115
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1935
- Monat1935-01
- Tag1935-01-15
- Monat1935-01
- Jahr1935
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X: 12, lö. Januar I93ö. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. uüd Unterdurchschnitt ruhig ein wenig seltener werden dürste, können wir natürlich aussprechen. Aber dieses Ziel ist ja ohne weiteres erreicht, wenn wir einen Weg finden, der den Buchhändler in den Stand setzt, wirtlich Wieoer einen gefestigten und gesicherten Überblick über sein Wasfcnarsenal zu bekommen!) Also mit den »zuvielcn Erscheinungen«, von denen man so oft im Buchhandel stöhnend spricht, ist im Augenblick nichts anzu- sangen. Wie wäre cs aber, wenn man den Zeitpunkt des Her- auskommcns der Bücher einmal ein wenig unter die Lupe nähme? Ich glaube, dann kommt man der Sache schon näher. Za, vielleicht so nahe, wie man ihr überhaupt kommen kann! Wie steht es in dieser Hinsicht heute? Nach Weihnachten, das ganze Frühjahr hindurch und den lieben langen Sommer lang tropft hier und da ein Bächlein. Im August beginnt das Bächlein schon stärker zu fließen, im September die ersten Alarmzcichen »Hoch wassergefahr« und — richtig — im Oktober Ultd November geht dann die Bescherung los. Das Börsenblatt nimmt den Umsang eines mächtigen Wälzers an, die Rundschreiben jagen sich, ein Vertreter gibt dem anderen die Türklinke in die Hand, — der Nah kampf hat begonnen. Ohne strategische Rücksichten, ohne kluge Ausnutzung vorhandener Möglichkeiten, ohne die uner setzlich wichtige Sorgfalt des genauen Prüfens und Abwägens, ohne die Ruhe, die kein Kämpfer ohne Grund verlieren sollte, wenn er sich nicht von vornherein schlechter stellen will, — be ginnt der Buchhandel seine Wintcrschlacht. Das muß nicht so sein, — heute bestimmt nicht mehr! Man frage doch einmal in den Sortimenten nach, welche Bücher am stärksten und meisten verkauft werden und erkundige sich dann, warum gerade diese Bücher immer wieder im Vordergrund stehen, — dann bekommt man nämlich die sehr einfache und ein leuchtende Erklärung: das Buch habe ich selber gelesen, — das kenne ich in- und auswendig, — jede einzelne Feinheit kann ich herausholen und verlockend und beratend vor dem Kunden spielen lassen! Diese Pücher verkaufe ich, weil ich mit ihnen meiner Sache sicher bin. Diejenigen, die es an geht, werden nun wissen, wo ich hinaus möchte: Beginnt mit den Neuerscheinungen — und vor allem mit den »besseren Sachen!« — gleich nach Neu jahr! Laßt dem Sortiment Zeit, sich jahrüber mit allen Einzelheiten zu befassen ! Gebt ihm die Möglichkeit, den ganzen Gehalt eurer Erzeu- gungauszu schöpfen! Und ein Buch, in dem wirklich etwas steckt, braucht keineswegs zu fürchten, nun zu Weihnachten als »nicht allcrneucste Erscheinung« vielleicht hinter den Herbstneu- heitcn zurückzubleibcn. Der ausgeschlossene Geist der jungen Buch- händlergencration - und derjenigen Älteren, die schon immer wußten, worauf cs ankam, — die emsige Arbeit in den Fachschrif ten lassen es nicht mehr zu, daß ein Buch nur deswegen nicht beim Hauptgeschäft im Vordergrund steht, weil es schon ein paar Monate vorliegt oder daß andererseits irgendwelche Außenseiter das Rennen machen, nur weil sic im letzten Augenblick als Neuestes vom Neuen auf dem Markt erschienen! Hand in Hand mit dieser gründlicheren und ver besserten Unterrichtungsmöglichkcit des Sor timents ginge als weiterer Vorteil dann auch eine neue Ver tiefung der Buchbesprechung in Zeitungen und Zeitschriften. Heute ist es so, daß selbst der verantwortungs bewußteste Buchbesprecher in Len Monaten vor Weihnachten sich einer überfülle von Werken gcgenllbersieht, die er unmöglich alle genau prüfen kann. Die Bekanntschaft mit irgendeinem Autor, die Zuneigung für >dcn oder jenen Verlag, das besondere Interesse für einen bestimmten Stofs verleiten dann eben doch immer wieder zu einer Empfehlung, um gerade diese Lieblingsangelcgenheit nicht zu kurz kommen zu lassen, obwohl man sich in solchen Fällen be drückt bewußt ist, d a ß man in diesem Augenblick seine eigentliche Sendung und Aufgabe verrät! Also: laßt auch der Kritik Zeit! Es ist für alle Be teiligten besser! 42 Und auch für die Herstellung, für die Papierliefe- rung, für die Werbung, für den Drucker, für den Ver treter, — für alle bedeutet eine bessere Verteilung der Erschei nungen über das ganze Jahr eine wesentliche Erleichterung und, — was noch viel wichtiger ist —: eine ganz andere Gründlichkeit in jeder Hinsicht! Was soll man dazu sagen, daß gerade im vergangenen Jahre bedeutende Verlage, deren Bücher stets von besonderer Geltung sind, aber andererseits auch immer ob ihrer Tiefe und Feinheit ein bc- soickeres Sichhincinvecsenken verlangen, erst im Oktober aus den Markt kamen? Oder dazu, daß ein Großvcrlag noch in letzter Stunde einen mehrseitigen Prospekt hinauswirft, in den man einen vervielfältigten Zettel (!) entlegen mußte, weil an vier Stellen (!) die Angaben in der Eile falsch eingefügt waren? Solche Dinge können und müssen vermieden werden! Sowohl für den Verlag wie für das Sortiment. Es ist natürlich richtig, daß vom Standpunkt der vorzeitigen Geldcrfcstlegung die Vorverlegung des Erschcinungstcrmins für manchen Verlag keine nebensächliche Rolle spielen wird. Aber es geht hier schließlich um mehr als nur um die Rente einer wirtschaftlich angeleg ten Summe. Es geht nämlich darum, ob der Buchhandel dieihmkulturpolitischgestellteAufgabe in Zu kunft ernster, stärker und vertiefter anpacken will, als ihm das bisher möglich war, oder ob weite rgcwur stell werden soll. Ich bin mir klar darüber, daß ich in diesem Artikel hier und da etwas schärfer gesprochen habe, als man es sonst gewohnt ist. Aber das dient nur dazu, die wirklich vorhandenen Schwierig keiten deutlicher hcrauszustcllcn. Die Arbeit der gesamten Angestelltenschaft in diesem Jahre wird jedenfalls so fibgestcllt werden, daß die Verleger wertvoller Werke, die schon in den ersten Monaten des Jahres für unsere Erarbeitung zur Verfügung stehen, beim Herbst- und Weihnachts geschäft besser abschneiden als diejenigen, die statt der geistigen Volkskraftnahrung »Buch« immer nur ängstlich die Rente ihres Kapitals im Auge haben. Die Rente des anständigen Schrifttums, dessen Kennenlcrnen dem Sortiment lange ge nug vordem Beginn der »W e i h n a ch t s s ch l a ch t« er möglicht wurde, wird immer besser sein als die Rente solcher Bücher, die kein Mensch vorher durch lesen kann und deren Erfolg dann mehr oder weniger Glückssache ist. Rein hold Vesper- Jena. Der vorstehende Aufsatz unseres Mitarbeiters Reinhold Ves per ist vielen, Buchhändlern und Kritikern, aus dem Herzen ge sprochen. Nicht zufällig begegnen wir gleichen Gedankcngängen in einigen um Weihnachten herum erschienenen Zeitungsaufsätzcn. Der Westdeutsche Beobachter vom 20. Dezember 1934 schreibt: Der »Büchermarkt« zu Weihnachten. Eine Mahnung an die Verleger. In diesen Tagen vor dem Weihnachtssest macht sich wiederum wie noch alljährlich eine Erscheinung bemerkbar, die bisher keine Revoiution oder Staatsumwälzung, keine noch so große Umwälzung im öjsentiichen Leben Deutschlands zu beseitigen oder auch nur cinzu- schränken vermochte. Es ist die Anhäufung des »Büchermarktes« mit Neuerscheinungen, die alle zum Weihnachtssest gekauft >md natur gemäß von den Lesern oder den Beschenkten gelesen sein wollen. Der deutsche Vcrlagsbuchhandel gibt sich seit Jahren der irrigen Meinung hin, um die Weihnachtszeit hätten die Menschen nichts anderes zu in», als Bücher zu kaufen und solche zu lesen. Die Fenster der Bnch- läden sind voll von Büchern, deren Umschläge die Aufschrift tragen: -Soeben erschienen«, oder »Wichtige Ncnerschcinnng zum Fest«. Unter diesen wichtigen Neuerscheinungen sicht man nicht nur neue Ver fasser und neue Titel, sondern auch alte, längst bekannte, die jeüt, mit
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder