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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.01.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-01-15
- Erscheinungsdatum
- 15.01.1935
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- Deutsch
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- Saxonica
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X« 12, 15. Januar 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Weihnachtsbericht aus einem Kleinstadtsortiment Die letzten gelben Blätter taumeln im Oktobersonnenschein von den Bäumen; — »Aber der Winter ist doch noch weit, und bis erst Weihnachten ist « So denkt der Lehrling. Da ist es gut, daß ein Chef seine Gedanken weiter schickt. Zu des Lehrlings höchstem Erstaunen heißt es plötzlich: »So, nun her mit dem Vervielfältigungsapparat; es geht los mit den Weihnachtsbriefen und Prospekten.« »Was, jetzt schon?« — Aber dann macht er mit und gerät allmäh lich in Feuereifer. Also wird erst einmal gedreht. Berge von weißem Papier auf der einen Seite. Doch der Berg wird kleiner und kleiner, und auf der anderen Seite häufen sich die fertig bedruckten Bogen. Jeder Brief ist mit einer entsprechenden hübschen Zeichnung versehen, und in beson ders herausgehobenen Schriftzeilen fällt dem Leser sofort ins Auge, worauf es bei ihm ankommen soll. Und dann tippt der Lehrling Adressen, oder, wo es persönlicher sein soll, schreibt er sie mit der Hand. Wir wußten schon unsere Leute! Da bekamen die Fungens ihren mit Flugzeugen geschmückten Brief über Segelflug, Baupläne und Modelle. Den Frauen schickten wir einen Hinweis auf das neue RS-Frauenönch, und den Herrn Jägern drückten wir gar eine Empfehlung persönlich in die Hand. Dafür hieß es zwar geschlagene zweimal zehn Stunden ausharren vor einem Bücherstand, den wir auf einer Geweihausstellung aufgebaut hatten; aber nachher wußte auch jeder der sechshundert Jäger des Kreises: »Aha, das ist die Buchhandlung!« Jede glückliche Mutter, jeder stolze Vater und alle Onkels und Tanten erhielten von uns einen Tip, welch feine Bilderbücher in die sem Jahre erschienen seien und welch große Freude und wertvolle An regung sie ihren Kleinen damit geben würden. Außerdem flatterten in die Stadt nnd aufs Land unzählige Schrei ben, in denen wir auf die Werke eines Verlages, dessen Prospekt wir gleichzeitig beilegten, besonders hinwiesen. Immer je-och wurde die freundliche Einladung, zur persönlichen Besichtigung in den Laden zu kommen, beigefügt. War's dann endlich Feierabend, dann galt es noch, teilzunehmen und mitzuwirken an der Buchwoche, an einem Hermann-Claudius- Abend und ähnlichen Veranstaltungen. Wir wußten wohl, immer zeigt sich dabei nicht sofort ein Erfolg, aber das Weihnachtsgeschäft sollte auch erst beweisen, daß unsere Arbeit fruchtbringend war. An ganz stillen Abenden saß man noch lange mit einem Buche, denn wir sollten nnd wollten doch die volle Verantwortung über nehmen für jedes Buch, das seinen Eingang ins deutsche Volk fin den sollte. Pläne über Pläne für eine erfolgreiche Werbung spukten in den Köpfen und drängten zur Ausführung. Aber dann klappte eines Tages unentwegt die Ladentür, und aus war's mit der geruhsamen Arbeit im Kontor. Mitte November, und das Weihnachtsgeschäft hatte begonnen. Die Altmärker Bauern wägen und wählen und prüfen früh, damit sie in aller Ruhe finden können, was für den WeihnaailStisch ihrer Lieben besonders gut geeignet ist. Mit ein ganz klein wenig Sorge sahen wir diesmal dem Geschäft entgegen. So vielgestaltig war das Schrifttum des letzten Jahres, und man stand dem Ganzen noch ein wenig ratlos gegenüber. Da war die Magdeburger Weihnachtstagung eine wundervolle Anregung. Wir alle kehrten begeistert zurück, und jetzt standen plötzlich plastisch so manche Werke vor uns, denen man noch nicht nähcrkommen konnte, weil es einfach an Zeit gebrach. Nun konnte auch die Hauptarbeit des Bestellens beginnen, und mit pünktlicher Geschäftigkeit rollten die Sendungen an. Welche Freude, da auszupacken und als lieben Freund so manches gute Buch zu begrüßen und einzuordnen! Nun setzte aber auch der Hauptsturm ein. Was gekauft wurde? Du ist die Antwort gar nicht leicht. Hundert Kunden hatten hun dert verschiedene Geschmacksrichtungen, und jeder sollte und wollte be friedigt sein. Und wurde es auch! Einen großen Erfolg brachten uns in diesem Jahre Bilderbücher. Eltern und Verwandte suchten stundenlang mit Begeisterung, um unter dem Schönen das Allerschönste zu finden, und es war dann gar nicht selten, daß sie statt mit einem Buche mit zweien oder dreien hochbe- sriedigt den Laden verließen. Der Absatz an Jugendlektüre war selbstverständlich gut, denn der Lesehunger unserer Jugend ist ja so groß. Es lag uns vor allem daran, den Fungcns nnd Mädels wirklich gute Literatur nahezubringen. Sonnleitners Höhlenkindcr, Schillers Hcimatjahre von Kurz, Die Langerudkinder und die PsäfflingSkinder sowie Asgard, die Bearbei tung der nordischen Göttersagen im Thienemann-Verlag erschienen uns da die geeigneten Werke, und wir errangen überraschende Erfolge. Den Jungens gaben wir in Luckners Seeteufel und in den U-Boot- und Fliegerbüchern aus dem Verlag Ullstein, rvas ihr Jungenherz sucht: das Heldentum im Einzelschicksal einiger Auserwählter. Auf der ganzen Linie überhaupt spürte man stark das Streben, sich loszulvsen vom Alltag. Im Buche wollte man sich wieder frei lesen von allen drängenden Sorgen und Gegenwartsproblemen. Ein regelrechter Verkaufsschlager fehlte zwar, aber immerhin wurden Bürgels kleine Freuden und Wiecherts Majorin häufig und gern ge nommen, von anspruchsloseren Lesern auch Bestes Löhnefink. Wieder einmal zeigte sich auch, daß das wirklich gute Kriegsbuch noch lange nicht seine Nolle in der deutschen Literatur ausgespielt hat. Ebenso fanden die wertvolleren Romane von Blut und Boden noch immer ihre dankbare Lesergemeinde. Noch eins stellten wir mit Überraschung fest: Kochbücher waren ein vielbegehrter Artikel. Die Bestände mußten immer wieder ergänzt werden. Sorgenvoll standen wir oft an den letzten Abenden vor Weih nachten vor den Buchkolonnen. Die Reihen lichteten sich. Würde alles ausrcichen? So manches mußte täglich nachbestellt werden, und da war cs eine wundervolle Beruhigung, zu wissen, mit welch fabelhafter Schnelligkeit die Sachen vom Barsortiment eintrafen. Wie manches Mal haben wir unsere Kunden durch unsere pünktliche Lieferung in freudiges Erstaunen versetzt. Und endlich klappte die Ladentür hinter dem letzten Kunden zu. Ladenschluß am Abend des 24. Dezember. Wir zogen in Gedanken die Bilanz. Das Land hatte es gebracht. Und wie hatten die Bauern gekauft! Aber unsere Stadtkundschaft? Da hatte so mancher Studicnrat, so mancher Beamte und geistig Hoch stehende gefehlt! Aber alles in allem: Wir halten ein gutes Weihnachtsgeschäft ge macht, wir hatten unsere Pflicht freudig und bis zum letzten getan; wir durften wohlverdient die Feierstunden der Weihnacht erleben. S a l z w e d c l. K ä th e Postmcper, Lehrling im Hause I. D. Schmidt's Buchhandlung H. Weyhe. Aus der Sortimenterarbeit für das Buch Uir de» gesamten Buchhandel sind Monate reichlicher Arbeit abgelauscn. Es ist im letzten Halbjahr in einem Ausmaße siir das Buch ge worben worden, wie wohl noch nie zuvor. Alle Sparten unseres Berufsstandes kamen zum Einsatz; zuerst in der Form von Gemein schaftsarbeiten, dann — je näher die eigentliche Erntezeit des Buch handels herankam — in der Auswirkung der persönlichen Werbung jeder einzelnen Buchhandlung. Damit vollzog sich ein durchaus ge sunder Vorgang. Die Gemeinschaft wurde eingesetzt, wenn cs sich darum handelte, für das Buch überhaupt zu werben sBnchwochel). Die Ersahrungen der einzelnen Firmen traten in Kraft, als es galt, die allgemeine Werbung für die einzelne Firma auszunutzen (Katalog- versendung, Ausstellungen, Schausensterdekorationen usw.j. Wenn nun zuerst von der allgemeinen Werbung gesprochen wer den soll, dann kann gesagt werden, daß der Zeitpunkt siir die Buch- 44 wache s4.—11. Rovemberj gut gewählt war, denn mit dem letzten Tage der Buchwoche konnte sofort der Einsatz der eigenen Werbung für das Weihnachtsgeschäft beginnen. Zu kurz war die Vorbereitungs- zcit für die Woche des Buches. Fm Börsenblatt vom 29. Dezember sragt nun der Arbeitsaus schuß der Buchwoche, ob diese groß- Werbung sich im Hinblick aus das Weihnachtsgeschäft bemerkbar gemacht habe. Diese Frage war zu erwarte» und sie wird wohl im allgemeinen dahin beantwortet wer den, daß in den Sortimentsbuchhandlungen in den Weiljnachtswochen ein größerer »Barverkaus« erzielt wurde. Diese Feststellung kann immerhin zu Gunsten der Buchwoche bewertet werden, aber damit ist durchaus nicht der Sinn dieser Veranstaltung ersaßt. Die Buchwoche mutz zu einer ständige» Einrichtung erhoben werden nnd dem ge samten Buchhandel ist zur Pslicht zu machen, sie immer wieder neu und vielseitig zu gestalten auch ohne Rücksichtnahme aus einen un-
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