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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.12.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-12-11
- Erscheinungsdatum
- 11.12.1902
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- Deutsch
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^>k 287, 11. Dezember 1S02. Nichtamtlicher Teil. 10S5S Nichtamtlicher Teil -Das Gespenst des Nachdrucks deutscher Bücher in Nordamerika.-*) So betitelt sich »eine harmlose Plauderei, zur Auf klärung niedcrgeschrieben von Ernst Steiger» in New Dock. Schon aus diesem Titel geht hervor, daß der Verfasser den Nachdruck deutscher Bücher in den Vereinigten Staaten nur als ein Gespenst ansieht, nicht als Wirklichkeit. Wenn diese Ansicht richtig wäre, so könnte man allerdings keinen Grund finden, daß die Amerikaner mit Deutschland nicht einen Litteraturvertrag abschließen wollen, der für deutsche Ver leger und Autoren keine Farce ist, sondern den Nachdruck verbietet. Jeder, der deutsch-amerikanische Zeitungen zu verfolgen Gelegenheit hat, weiß aber, daß diese Zeitungen mit der größten Ungeniertheit deutsche Erzeugnisse Nach drucken. Und wenn Herr Steiger in seiner Broschüre (S. 90) feststellt, daß »unerlaubter Nachdruck deutscher Bücher, Broschüren und Zeitschriftenarlikel in Amerika nicht existiert- und dabei das »unerlaubt- sperren läßt, so will er damit doch wohl nur sagen, daß erlaubter Nachdruck doch existiert, ein Nachdruck, den der sogenannte deutsch-amerikanische Litte raturvertrag erlaubt und gegen den wir Deutschen uns gerade wenden. Dieser »erlaubte Nachdruck« ist also jeden falls kein Gespenst, sondern als eine im vollen Sonnenlicht vorliegende Thatsache nicht zu leugnen. Wir wollen aber diesen heute noch erlaubten Nachdruck gerade so gut abgeschafft wissen, wie der früher auch in Deutschland an deutschen Büchern begangene Nachdruck gefallen ist, der seiner Zeit ebensowohl als ein Piratentum gebrandmarkt wurde, das dem gewachsenen Rechtsinn des Volkes Hohn sprach. Also darüber dürfte keine Meinungsverschiedenheit zwischen Herrn Steiger und den Männern in Deutschland sein, die für den Abschluß eines wirklichen Litteratur- vertrags mit den Vereinigten Staaten eintreten: daß in Nordamerika deutsche Werke abgedruckt werden, die in Deutsch land gegen Nachdruck geschützt sind. Die Meinungsverschieden heit tritt jetzt erst zu tage, wenn die Frage aufgeworfen wird, ob der gegenwärtige Zustand bis in alle Ewigkeit er halten bleiben soll, oder ob er ein Hohn auf die Würde des deutschen Volkes ist. Während Herr Steiger dis Frage im erstern Sinne beantwortet, bin ich der letztem Meinung. Ich halte dafür, daß wir mit dem Litteraturvertrag von 1892 mit den Vereinigten Staaten gründlich benachteiligt worden sind, auf eine Weise, die sich Bismarck ganz gewiß von den Amerikanern nicht hätte bieten lassen, weil sie mit der Würde und Ehre des deutschen Volks ganz unvereinbar erscheint; denn der Unbeteiligte muß bei der thatsächlichen Sachlage über den deutschen Michel lachen, der nicht allein sich von vornherein hat llbervorteilen lassen, sondern auch noch hinter her den Amerikanern Zugeständnisse nachgeworfen hat, die keinem andern Lande gemacht worden sind, das mit ihm in ehrlicher Weise reziproke Verträge abgeschlossen hat. Es wird von gewisser Seite immer betont, daß man bei Kündigung des gegenwärtigen, für die Schriftsteller und Buch verleger ärgerlichen Uebereinkommens ja keine Besserung der Lage erzielen würde, weil dann derselbe Zustand bestehen bliebe. Allerdings wäre das zunächst der Fall; aber erstens würden wir Deutschen uns dann wenigstens nicht fortgesetzt vor den Amerikanern entwürdigen, und das ist meines Erachtens doch auch etwas wert, und zweitens könnten wir dann auf gleichen *) Das Gespenst des Nachdrucks deutscher Bücher in Nord-Amerika. Eine harmlose Plauderei zur Aufklärung niedcrgeschrieben von Ernst Steiger. 8". IV, 9t S. New Dort 1902, Druck von E. Steiger L Co. (Wird bet Bestellung mit direkter Postkarte gratis abgegeben.) Grundlagen mit den Herren Dankees von neuem verhandeln, drittens stünde den deutschen Verlegern die Uebersetzung amerikanischer Werke frei, und ich würde wünschen, daß sie recht eifrig von diesem »erlaubten- Nachdruck Gebrauch machen würden. Das wäre freilich dann dasselbe Piraten tum, dem wir in Amerika das Handwerk legen wollen, aber es würde vielleicht auch drüben den Sinn für Recht und und Gerechtigkeit schärfen, und wer den Zweck will, muß auch die Mittel wollen. Endlich aber beruhte ein solcher Zustand auf Gleichberechtigung; niemand regt sich in Deutschland mit besondrer Entrüstung darüber auf, daß die deutschen Schrift steller in Rußland, Holland rc. nachgedruckt werden, wenn natürlich auch das Bestreben der Anbahnung eines rechtlichen Zustandes besteht. Hier haben die Deutschen wenigstens das selbe sogenannte Recht, den Nachdruckern mit gleicher Münze heimzuzahlen. Aber unser Verhältnis zu den Vereinigten Staaten ist, wie bemerkt, doch nur ein Hohn auf den deutschen Michel; wer das nicht einsieht, der muß nicht nur mit Blindheit geschlagen sein, sondern dem muß auch das Gerechtigkeitsgefühl und das Empfinden für das Ding, das man Volksehre nennt, abhanden gekommen sein. Gleich nach dem Abschluß dieses in Frage stehenden Abkommens war die Sachlage ja schon schlimm genug; aber vollends entwürdigend für Deutschland ist sie erst mit dem Inkrafttreten unsers neuen Urheberrechts geworden. Wenn das Abkommen jetzt noch weiter bestehen bleibt, so bedeutet das nichts andres, als unsere würdelose Unterwerfung unter die Vereinigten Staaten. Diese Sachlage ist so ungemein einfach und ihre Be urteilung so von selbst gegeben, daß man sich wundern muß, wie sie jemand den Stoff zur Füllung mehrerer Bogen bieten kann. Herr Steiger hat das Kunststück fertig gebracht. Frei lich werden die Leser des Börsenblatts aus seiner Broschüre nicht viel Neues lernen; denn im wesentlichen ist sie nichts andres als ein Abdruck der Aufsätze des Herrn Steiger, die in diesem Blatte zum erstenmal das Licht der Welt erblickt haben; selbst das schöne Bild der melkenden (siel) Kuh (S. 19) hat durch den zweiten Abdruck nichts von seiner Schönheit eingebüßt. Ich habe mir nach Erscheinen der ersten Verteidigung des Nachdrucks von seiten des Herrn Steiger erlaubt, andrer Meinung zu sein als er. Das ist mir nun recht schlecht be kommen. Herr Steiger nimmt zwar noch einige andere Leute in seiner Broschüre mit; niemand aber wird derart abge kanzelt wie ich. »Was er-, so sagt Steiger über meine Aus lassungen gegen ihn, »um seiner Meinung nach Recht zu behalten, ansührt, ist unlogisch, komisch und bedauerlich. Er hätte stillschweigen sollen, statt seine Sache kläglich zu ver fahren und zu verlieren. - Und nun vernehme man den Nachweis meiner Kläglich keit. Ich hatte einen Artikel der New Docker »Deutsch-ame rikanischen Korrespondenz- citiert, worin es hieß: »Macht man es (durch ein Nachdrucksverbot) den 900 deutsch-ameri kanischen Blättern unmöglich, nach Belieben aus den deut schen Zeitungen und Zeitschriften alle Romane, Novellen und Feuilletons unentgeltlich nachzudrucken, so werden mindesten? 850 derselben in kürzester Zeit zu erscheinen aufhören.» Dann hatte ich aus demselben Artikel weiter gesagt, die An sicht der Korrespondenz sei die, daß es im Interesse der Er haltung des Deutschtums besser sei, wenn »die deutschen Schriftsteller und Buchhändler auf die fünf oder zehn oder sei es auch fünfzehn Millionen Mark, die sie jährlich mehr aus Amerika vielleicht beziehen könnten-, verzichten würden im Bewußtsein, die Erhalter der deutsch-amerikanischen Presse und damit des Deutschtums in Amerika zu sein. Das war mein Verbrechen, deshalb bin ich unlogisch.
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