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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1837
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1837-09-15
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1837
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- Deutsch
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1731 74 1732 sicht des Buches von ganz Unberufenen, nur des lieben Gel des wegen, geschrieben werden *). Er weiß endlich auch, daß nicht jeder Schriftsteller mit Recht berühmt ist und daß auch einer, der selbst mehrere gute Bücher geliefert hat, etwas Schlechtes schreiben kazan. Und kommt zu dem Al len noch, daß selbst ein wirklich gutes Werk zu einem be stimmten Zwecke nicht tauglich sein kann, so scheint mir Nichts gewisser, als daß Herr Gutzkow Unrecht hat, wenn ec behauptet, man könne, sobald man die Anzeige von einer neuen Schrift eines berühmten, oder die Recen sion über die eines unbekannten Autors gelesen hat, sie nur entweder haben, oder nicht haben wollen. Nein, man kann sie sehen und prüfen wollen, ob der berühmte Mann wirklich wieder etwas Gutes geschrieben hat, ob die Recension nicht von einem Feinde, oder von einem Freunde und Lobhudler des unbekannten Schriftstellers verfaßt, ob das Buch zu diesem oder jenem Zwecke passend ist — und wenn man es nicht sehen kann, kauft man's in den mei- ! sien Fallen nicht. Achnlich geht es auch in jedem kauf männischen Geschäfte, und es fallt schwer zu begreifen, wie die Herren Laube und Gutzkow, geachtete Schriftsteller, so hinkende Beispiele und Behauptungen aufstellen können, wie sie in dieser Beziehung beigebracht haben. Jener! spricht da vom Schneider. Mich sollte es wundern, wenn er schon einmal auf Empfang einer Empfchlungskarte, oder eines Preiscourantes, nach einem Kleidccmagazine ge schickt und sich einen Rock hätte holen lassen. Bei mir zu Lande wenigstens sieht man sich die Feinheit und Farbe des Tuches und den Schnitt des Rockes an, und versucht, ^ ob erpaß t, ehe man ihn kauft. Dieselben Eigenschaften ! aber erprobt man an einem Buche, wenn man es durch- i blättert. Und kann man auch allenfalls dem Schneider cin Maaß und eine Tuchprobe zuschicken, so geht ja doch das bei Büchern nimmermehr an', die ich überhaupt, an Hcn. Laube's Stelle, nie mit Röcken verglichen hatte — in Bü chern muß man durchaus lesen, ehe man sie kauft, wenn man nicht Lust hat, die Katze im Sacke zu kaufen, was bei *) Es dürfte nicht schwer fallen, für alles hier Gesagte zahlreiche Beweise anzuführen. Der Borwurf der Einseitigkeit muß selbst eine unsrer gediegensten, in der größten Universi tätsstadt Deutschlands erscheinende und von den gcachtetstcn Ge lehrten hcrausgcgebcne kritische Zeitschrift treffen. Recensionen, die offenbar ganz ohne nähere Einsicht ln das beurtheiltc Buch geschrieben sind, trifft man alle Tage an. Das kommt daher, weil sie jetzt nur noch selten als Ehrensache betrachtet werden, wie sonst, sondern meist als eine Erwerbsquelle. Um dies sein zu können, müssen sie alle Gründlichkeit aufgeben; denn sollte Jemand mehrere Tage einzig deshalb an ein Buch wenden, um vielleicht zwei Thalcr mit einer Recension desselben zu ver dienen, so thäte er besser, irgend eine Handarbeit zu treiben. Schreibt man aber die Vorrede ab und hängt ein paar will- kührtiche Bemerkungen an, so sind zwei Thlr. Geld genug. Die sem leichtsinnigen Necensiren ist übrigens gewiß ein großes Mit wirken zum Verfall des Buchhandels bcizumessen, und es würde bestimmt, zwar ein höchst schwieriges, aber eben so nützliches und wohl auch einträgliches Unternehmen sein, wenn Jemand eine kritische Zeitschrift errichtete, welche die Recensionen ande rer unter einander und mit den Büchern selbst vergliche und ein Endresultat daraus zöge. Dadurch würden gewiß nach und nach diesem Unwesen, zum Vortheil der Literatur und des Lsuch- handelö, Grenzen gesteckt werden. sden wenigsten Menschen der Fall ist. Kann ich etwa in den Buchladen schicken und bestellen lassen, ich wollte das und das Buch haben, aber ich könne die Farbe des jungen Deutschlands nicht leiden, und cs müsse eine andere tragen, sonst möge man's behalten? Vielleicht würde der Lehrling den Umschlag zu untersuchen ansangen, ganz ge wiß aber der Principal mich fragen lassen, ob ich wohl glaube, daß er Zeit habe, alle neuen Bücher zu lesen? Wenn Herr Gutzkow sagt: „Wer ein Buch sehen will, muß cs auch bezahlen — das ist ein natürliches Autor- und Verlags- i recht," so will ich mich darüber nicht mit ihm streiten — nur so viel möchte ich bemerken, daß, im Fall dies wirklich Na- j turrecht sein sollte, dasselbe längst aus allem Handel ver drängt sein muß. Ich besehe mir Alles, was ich anschaf- !!fen will, und es hat mir noch Niemand zugemuthet, es deshalb zu kaufen; ich wüßte auch gar nicht, wie man mich dazu zwingen wollte. Ich habe auf einem Flügel gespielt eine halbe Stunde lang, meine Frau, mein Schwager ic. haben zugehört, wir haben jeden Ton so genau beobachtet, als wohl noch nie jeder Gedanke in einem halb ausgeschnit tenen Buche zergliedert worden ist — der Flügel gefiel uns nicht und der Jnstrumentenhändler sagte uns sehr artig, er erhalte in wenigen Tagen einige neue, dann wolle er mir's sagen lassen. Nachher habe ich einen andern gekauft, aber sicher besäße ich heute noch keinen, hätte ich ihn nicht versuchen können. Wollte mir hier Jemand einwenden, mein Vergleich passe nicht, die Töne eines Instrumentes seien, wenn auch mehr als die Lettern eines Buches, doch immer nur eine Art Material, aus dem der Besitzer erst Etwas bilden müsse; habe man eine Stunde darauf gespielt, so sei es nicht erschöpft, wie ein durchgelesenes Buch: so müßte ich ihm erwiedern, daß er freilich leider in Bezug auf einen Theil der Literatur Recht habe, aber durchaus nicht bei der ganzen, nicht bei ihrem Kerne. Möge er denn aber mei netwegen jenen Theil mit einer Drehorgel vergleichen, die Nichts weiter giebt, als ihre bestimmten, vorgeschriebenen Melodien — auch sie prüft man, che man sie kauft. Doch mit einem guten Buche bleibt cs etwas Anderes, und wenn Hr. Gutzkow sagt: „die Bücher sind da, um gele sen zu werden," so möchte ich hinzufügcn, gute Bücher seien da, um mehr als einmal gelesen, durchdacht, cxccrpirt, nachgeschlagen, citirt und wer weiß was alles noch zu werden, könnten also dadurch, daß sie Jemand ducch- blättert, ihre fernere Brauchbarkeit für ihn nicht verlieren. Aus dem Allen möchte hervorgehen, daß das Nova versenden im Ganzen dem Buchhandel nicht allein nicht schade, sondern ihm im Gegenlheil den größten Nutzen bringe, daß wir thöricht wären, cs aufzugeben, eben so gewiß, als jeder Fabrikant, jeder Kaufmann seinen Vor- j theil verscherzen würde, wollte er seine Waaren nicht zeigen, ! nicht Proben davon versenden. Will man dagegen das Beispiel der Französischen und Englischen Buchhändler anführen, so ist ja doch deren schlechtere Stellung gegen die Deutschen im Allgemeinen ein nicht wegzuleug nender Umstand, der gewiß eben in dieser Eigenthümlich- > keil ihres Handels seinen Grund hat. Daß dabei mancher Einzelne viel gewinnt, ist die gewöhnliche Folge allgemei-
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