Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegcben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des BSrsenvsreirrs. ^§96. Freitags, den N December 183?. Nekrolog. Einen schweren Verlust Hut der Buchhandel, habe ich, hak mein Geschäft erlitten. Karl Büchner ist am 16. November an der Lungenschwindsucht in der Blüthe seiner Jahre verschieden. Der sechzehnjährige treue Mit arbeiter, der erprobte Freund und Vertraute ist mir mit ihm entrissen. Auch den Lesern dieses Blattes, dessen Spalten nicht ohne Beiträge von ihm geblieben sind, ist er wohlbekannt, und so danken sie mir vielleicht, wenn ich ihnen sein kurzes, aber der eifrigsten, unermüdlichsten Thätigkeit bis zur Aufopferung geweihtes Leben in wenigen Zügen vorüberzuführen versuche. Er war geboren zu Berlin am 13. September 1806. Den Vater verlor er schon früh, aber ein Stiefvater, ein Mann zwar geringen Standes, pflegte des Knaben mit Liebe und Sorgfalt, und er war es, der mir den Dahingeschiedenen, nachdem er für eine gute Schulbildung auf der hiesigen Realschule gesorgt, im Jahre 1820 zuführte, mit dem aufrichtigen Bedauern, daß seine geringen Mittel nicht zureichten, den Jüngling, der einen unwiderstehlichen Drang zu Büchern und Wis senschaft zeigte, studircn zu lasten. Um so mehr aber schien ihm der Buchhandel das Feld zu sein, wo der Sohn für seine Neigung Nahrung und Befriedigung finden würde. Der schlichte Mann hatte die Anlagen des Kna ben richtig erkannt. Dieser, körperlich zart und schwächlich, erschien zugleich blöd und schüchtern, machte daher durch seine Persönlichkeit anfangs keinen vortheilhaften Eindruck. Dagegen war es eine schöne und deutliche Handschrift, die in den Anfängen seines Geschäftslebens ihn empfahl, war es der Fleiß und die Pflichttreue, welche jenen natürlichen Mangel bald in den Hintergrund treten ließen. Die Iran er Jahrgang. zösischen und Englischen Geschäftsverbindungen seiner Lehr herren und die Briese in diesen Sprachen, welche der Lehr ling zunächst zu copiren hatte, mochten wohl die erste An regung gegeben haben, daß Büchner beide Sprachen eifrig trieb und studirte und es bald dahin brachte, sich beider in Rede und Schrift mit Gewandtheit und Sicherheit bc- ^ dienen zu können. Diese gründlichen Kenntnisse fremder , Sprachen machten ihn, verbunden mit richtiger Einsicht in das Wesen und die Formen seiner Muttersprache, abge sehen von den literarischen Leistungen, zu denen sie ihn später befähigten, zugleich für das Verlagsgeschäft zu dem tüchtigsten und umsichtigsten Eorrector. Nicht minder zu verlässig war er im Rechnungswesen und in der doppelten Buchführung, die ec sich durch das Vorbild Humblot's an- eigncte. Als dieser ebenfalls viel zu früh im Jahre 1828 starb, war Büchner's erste schriftstellerische Arbeit, welche in das Publicum kam, besten Nekrolog, und nunmehr durch die entstandene Lücke zu einem größer» Wirkungskreise be rufen, entfalteten sich seine Fähigkeiten und seine geistigen Kräfte immer reicher, so daß ihre Anwendung für das Ge schäftsleben allein ihm nicht mehr volle Befriedigung ge währte und er mit denselben in wissenschaftlichen und li terarischen Arbeiten auch in die Oeffentlichkeit heraus zu tre ten sich gedrungen fühlte. Da entstanden ihm mannich- fache schriftstellerische Plane und Entwürfe, und als er sah, daß diese bei dem Verfasser dieser Skizze Anklang fan den und leichte Ausführung hoffen ließen, wuchs der Stoff in reichstem Maaße. Man wird fragen, wie dies bei Büchner's Geschastsstellung möglich war? Es waren die Stunden der Muße des Abends und die der Ruhe bestimm ten der Nacht, wie dies schon in dem Nekrolog der litera- 174