Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1837
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- 1837-12-05
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1837
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- Deutsch
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2355 her ebenfalls oft Statt gehabt, und Herr Rost wünschte ferner darin ausgenommen zu sehen, daß solche Ballen auch nicht in Leipzig selbst geöffnet werden möchten. Schließlich trug die Deputation die Bitte um pünkt liche Beachtung der Börsenordnung, welche hin und wie der nicht Statt finde, vor. 97 2356 Erwiederung auf Hrn. W. Hoffmann's in Weimar Verteidigung des Colportirens (Hausirens) im Buchhandel*). (Vergl. Börsenblatt, 1837, Nr. 79.) Unbegreiflich bleibt es mir, wie ein Mann, der bereits 45 Jahre Buchhändler ist, eine Sache vertheidigen kann, welche sehr richtig den Verfall des Buchhandels und das Ansehen der Buchhändler nicht erst zu Grunde richten darf, sondern bereits zu Grunde gerichtet hat. — Seit 54 Jahren arbeite ich im Buchhandel und kenne das Geschäft; aber leider graut es mir, wenn ich das gegen wärtige mit dem vor 40 und 50 Jahren vergleiche. Da mals gab es freilich nicht den dritten Theil von Buchhänd lern, aber auch nicht einen solchen Wust von elendem Ge schreibsel wie gegenwärtig, wo ein Jeder sich Schriftsteller dünkt, der ein Paar alte Bücher ausgeschrieben und neu angehenden Buchhändlern für eigenes Fabricat verkauft j hat, der Menge von Compilatoren nicht zu gedenken, die; wie Pilze überall Hervorkommen. Damals gab es nur solide Häuser, wie Goeschen, Gle-1 ditsch, Crusius, Weygand, Junius, Schnuckert, Kummer, Barth, Vandenhoeck u. Ruprecht, Varrentrapp und Weu- ner rc. rc., welche alle ohne Colportiren reich wurden. Hin gegen verlegten sie auch Werke, bei denen jeder Sorti mentshändler, ohne zu hausircn, seine Rechnung fand. Dies waren aber Buchhändler, welche neben ihren voll endeten Studien auch Sprachkenntnisse besaßen und diesel ben auch von ihren Commis und Gehülfen fordern und er warten konnten. Gegenwärtig ist dies eine wahre Schande; man nimmt Jeden in die Lehre, wenn man dadurch nur einen Markthelfer ersparen kann, spricht ihn nach überstan- dencr Lehrzeit frei, giebt ihm Zeugnisse über Fähigkeiten, die er gar nicht besitzt, und so bekommen wir dann Leute für theures Salair, die wir leider oft gar nicht gebrauchen kön nen. Von Studium oder Sprachen ist gar keine Rede. Wie traurig ist es da, in einer Hauptstadt, wo doch wenig stens ein Paar Sprachen unumgänglich nothwendig sind, mit solchen Menschen zu arbeiten, die außer Deutsch gar nichts verstehen. — In Wien, wo ein Rud. Gräffer, Bernardi, Sonnleithner, Stahel rc. bestand, wurden un geheure Geschäfte ohne Hausiren gemacht. Einheimische und fremde Fürsten kamen in die Buchläden, um sich Bü cher zu wählen, freilich keinen Wust von Brochüren, son dern Werke; allein sie fanden, vom Principal angesan- *) Es muß wohl hier erwähnt werden, daß man unter dem von Hrn. Hoffman» vcnheidiglen „Zusenden neuer Bücher an Particuliers" gewiß nicht daS verstehen darf, was man mit dem Namen Hausiren belegt. gen, lauter Commis, reich an literarischenKenntnissen und Sprachen. Selbst Kaiser Joseph H. war bei Rud. Gcäf- fer oft zu sehen. Dies waren lauter Häuser, die mit ih ren Büchern nicht hausirten, und daher standen sie auch in Ansehen. Gegenwärtig ist in jedem kleinen Städtchen ein Buch händler und oft mehrere, und wenn es so fort geht, wird es recht bald noch Dorfbuchhändler geben, denn die jungen Herren denken bald nach überstandener Lehrzeit auf ein Etablissement, erhalten es auch leicht, da fast Jeder der ältern Buchhändler sein Geschäft theilt, und sich als Ver lagshändler von Neuem ankündigt. Später verkauft er auch dieses Geschäft, um aus seinen Lorbeecn auszuruhen. Der Käufer des Sortiments hat Termine, er muß, um Geld zu erhalten, sein altes Lager verschleudern und mit dem neuen nach Kräften colpocticcn und Procente geben. Dabei bleibt ihm kaum sein Leben durchzubringen; er treibt es ein Paar Jahre, dann werden die Zahlungen eingestellt, und wer ihm ein Conto eröffnet?, ist betrogen — und sol cher Kunden giebt es alljährlich. — Jener, der den Verlag kaufte, setzt ihn auf Schandpreise herab, um seine Verbind lichkeiten durch Schleudern erfüllen zu können, und unsere, für theures Geld gesammelten Waarenlager verlieren alle Jahre an ihrem Werlhe. Kein Bücherliebhaber kauft mehr ein Buch bei seinem Erscheinen, denn er weiß, daß er nach kurzer Frist dasselbe um den halben Preis erhält. — Also nicht die Gelehrten, sondern die Buch händler selbst haben den Buchhandel verdorben und das schändliche Hausiren erzeugt, so daß nun fast Niemand den Buchladen besucht, weil er unverlangt ganze Stöße Bücher in sein Zimmer bekommt und oft im Ernste sich solche Zusendungen verbitten muß. Wie herabwürdigend ist dies nicht für einen sonst geachteten und gesuchten Buchhändler? Herr vr. Gutzkow hat daher keinesweges voreilig sich geäußert, nur fehlte es ihm an praktischer Kenntniß, das Verderben des Buchhandels in seiner Quelle aufzusindcn; überdies kann man die Polemik des Hrn. Hoffmann gegen denselben, als zur Sache selbst gar nicht gehörend, hier gewiß nur tadelnswerth finden. Daher, mein lieber Herr Collega Hoffmann, gestehen Sie es nur aufrichtig, das Hausiren mit Büchern war frü her auch Ihre Sache nicht, denn Ihr Geschäft war und ist solid; allein Sie müssen, so wie ich, mit den Wölfen heulen, wenn Sie anders Geschäfte machen wollen, müs sen mehr arbeiten und, um mit den Schleuderern gleichen Schritt zu halten, sich mit einem schlechter» Gewinn be gnügen, indem Ihnen gegenwärtig der Absatz von 100 Ex emplaren kaum den Gewinn von ehedem 25 Er. giebt. — Gott gebe, daß der alte solide Buchhandel sich reorgani- sirt, so würden unsere Buchläden wieder solide Käufer sehen, wo die Provision dem Buchhändler und nicht dem Käufer zu Theil würde. — 8ranZ Wimmer :n Wien. L. R.
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