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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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^ 185, 11. August 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8521 großgearteten Schlichtheit. Durch ihn sind schließlich eine Reihe Verleger für diese Bestrebungen gewonnen worden, denn das alles wurde erreicht mit den geringsten Mitteln und demgemäß auch — den geringsten Kosten. Kleine Mitteilungen. Ausstellung von PapyruS-Urkundt« in Berlin. — Vom 6. bis t2. August tagt inBerlin der 4. Internationale Historiker- Kongreß. Aus diesem Anlaß haben die Königlichen Museen ver schiedene Sonder-Ausstellungen veranstaltet, die aus den reichen antiquarischen Schätzen, die ihnen zu Gebote stehen, eine Auswahl in übersichtlicher und zweckmäßiger Anordnung so darbieten, daß die einzelnen Sektionen des Kongresses, sie mit möglichst ge ringem Zeitaufwand zur Kenntnis nehmen können. Auf weit gehendes Interesse darf in erster Linie die Ausstellung der Papyrus-Urkunden rechnen, die im Neuen Museum, an die neu eingerichtete Abteilung des Kupferstichkabinetts angrenzend, auf verhältnismäßig engem Raum eines kleinen Saales uns die Wichtig keit der Erforschung dieser Schriftdenkmäler in imponierender Kraft klar werden läßt. Diese kleine Auswahl aus den vorhandenen reichen Papyrusbeständen gliedert sich in folgende Gruppen: 1. Schreibgeräte und Schreibmaterial; 2. Ägyptische Texte in hiero- glyphischer und hieratischer Schrift; 3. Ägyptische Texte in demotischer Schrift; 4. Ägyptische Texte ' in koptischer Schrift; 5. Nubische Texte; 6. Aramäische Texte; 7. Syrische, Hebräische, Persische und Arabische Texte; 8. Griechische literarische Texte; 9. Griechische Urkunden; 10. Lateinische Texte. Alle Gegenstände sind mit er klärenden Aufschriften versehen. Die Weidmannsche Buchhandlung hat einen kleinen gedruckten Führer gestiftet, der dem Gelehrten und Fachmann gute Dienste leistet, dem Laien aber das Ver ständnis erschließt oder doch anbahnt für eine viertausend Jahre umfassende Geistes- und Kultureniwicklung. Uns interessieren in erster Linie die Schreibmaterialien Papyrus und Pergament. (Nr. 1, 2.) über die Zubereitung des Papyrus berichtet Plinius das folgende: Man teilte den drei teiligen Stamm in gletchlange Stücke und schnitt von diesen der Länge nach möglichst feine und möglichst breite Stücke ab; diese wurden ncbencinandergelegt, darüber eine zweite Lage, aber senkrecht (im rechten Winkel) zu den andern Streifen gefügt und diese doppelte Lage mit Hilfe einer Art Leim zu einer untrennbaren Masse zusammengeprcßt und dann getrocknet. Die so entstandenen Blätter konnten durch Zusammenkleben mehrerer zu beliebig langen Rollen verbunden werden. Bekannt ist, daß die Ptole mäer in Alexandria, welche auf die in Pergamon entstehende Bibliothek eifersüchtig waren, die Ausfuhr des Papyrus dort hin verboten haben sollen, so daß die Pergamoner, durch die Not gedrängt, die auch schon früher zum Schreiben verwendeten Felle als Schreibmaterial benutzten. Sicher ist, daß das Perga ment von Pergamon den Namen hat. Wir wissen heute, daß die feinen breiten Streifen aus der Pflanze mit Nilwasser angefeuchtet, auf Brettern schichtweise über- einandergelegt und mit glatten Tierzähnen geglättet wurden. Durch Pflanzenleim erhielten die Blätter Zusammenhalt, ferner durch Pressen und Schlagen mit Hämmern, worauf sie an der Sonne getrocknet wurden. Mit Kleister klebte man die einzelnen Stücke zu längeren Rollen zusammen. Nicht der Bast, wie man früher glaubte, sondern das Mark der Pflanzenstengel wurde in dünne möglichst breite Streifen zer legt. Da der Stengel der Staude dreikantig ist, so hat das Mark im Querschnitt die Gestalt eines gleichseitigen Dreiecks, und die breiteste Lage ist diejenige, die der Höhe dieses Dreiecks ent spricht; von da ab nehmen die Lagen an Breite ab. Da nun offenbar diejenige Charta (Schreibstoff) die beste ist, die aus der geringsten Anzahl Streifen besteht, so ist leicht verständlich, warum Plinius von den Markstreisen sagt: krinoipatus wsäio, atqus iväs svissurs oräias, und dann sofort zur Aufzählung der einzelnen Sorten übergeht, deren Güte ja von der Breite der soissuras ab hängig war. Der Schaft wuchs bis zur Höhe von 4,44 w heran und gab genügend Mark, um bis zu 20 Blätter Charta daraus zu machen, wozu etwa 2,30 qm Mark gehörten. Das Papyrus konnte bequem eigentlich nur auf einer Seite beschrieben werden, und zwar im Laufe der horizontal gelegten Schichten (rsoto), die Rückseite (vsrso), bei der die Federn über Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 75. Jahrgang, Spalten der senkrecht zur Schriftlinie gelegten Schichten Hinüber gleiten mußten, blieb im allgemeinen unbenutzt. Man kann besonders an den stark verschlissenen Teilen der ausgestellten Papyri deutlich die Fasern sehen, die sich ausnehmen wie Kette und Schutz eines Gewebes. Die natürliche Farbe des Papyrus ist hellgelb, die meisten der ausgestellten Dokumente sind stark nachgcdunkelt bis zu dunkel braun. Verschiedene beschriebene Papyrusbruchstücke sieht man in dem Zustande, wie sie in den Gräbern gefunden wurden, so auch eine Papyrus-Kartonnage, die zur Umhüllung eines Kopfes ge dient hat. Wachstafeln dienten vielfach zu den Aufzeichnungen der Geschäftsleute, auch zu den Entwürfen des Schriftstellers. Man verband auch mehrere Holztäfelchen mit Wachseinlage, um ein Taschenbuch herzustellen. Wir sehen solche auch für den Schulgebrauch benutzte Tafeln, die den Vorteil boten, daß man die Schrift leicht entfernen und die Tafel oft benutzen konnte. Weniger bequem waren Bleitafeln. Des Ostrakons, der Ton scherbe, bedienten sich die Athener zu Aufzeichnungen bei den Ab stimmungen in Volksversammlungen, die Ägypter für Steuer quittungen und kurze Notizen; sogar Knochen, Splitter von Kalk stein und Granit hat man in der Not benutzt, denn Papyrus war teuer und nicht überall käuflich. Von allen diesen Schreib materialien sehen wir in der Ausstellung beschriebene Stücke, eti kettiert mit Benennung des Sinnes des Geschriebenen. Auf einer Holztafel hat ein Schüler zur Strafe fünfmal den Satz schreiben müssen: »Sei fleißig, Knabe, damit du nicht geschlagen wirst». Die Schriftzeichen sind groß und von schönem Duktus ohne die Steifheit unserer heutigen Schülerhandschriften. Der ägyptische Schreiber arbeitete sitzend oder hockend mit untergeschlagenen Beinen, auf denen das Schreibmaterial mit der linken Hand aufgerollt gehalten lag; er malte die Buchstaben mit der Schreibbinse, die, wie ebenfalls die Ausstellung zeigt, elastisch und vorn aufgefasert war. Später benutzte man den Kalamus, die Rohrfeder, die man nach Bedarf feiner oder gröber zuspitzte. Eine Schreiberpalette zeigt ein etwa 7 om breites und ca. 22 em langes Brettchen, an dessen oberem Ende Vertiefungen zur Auf nahme der Farbstoffe: Schwarz für die gewöhnliche Schrift, Rot für Überschriften und Auszeichnungen oder auch für Korrekturen, zu sehen sind, am Schafte des Täfelchens stecken mehrere Schreibbinsen. Als Farbbehälter dienten auch kleine Muscheln oder steinerne Näpfchen. Die Griechen und Römer zogen Büchsen aus Holz oder Metall vor, die schon unseren Tintenfässern ähneln. Später fertigte man für die Schreibrohre runde Behälter, an die das kleine Tintenfaß angebunden werden konnte, wofern nicht beides aus einem Stück bestand. Dieses arabische Schreibzeug, das jeder bequem bei sich tragen konnte, ist noch heute im Orient ge bräuchlich. Zum Einritzen der Schrift in die Wachstafeln wie auch in Metalltafeln dienten harte Griffel (stilus) aus Bronze oder Eisen; ein paar Exemplare davon in zierlicher, ja kunstvoller Ausführung sind ausgestellt. Die Tinte der Alten bestand zumeist aus Ruß und war von tiefschwarzer Farbe wie auch vorzüglicher Dauerhaftigkeit, wovon fast jeder einzelne der zahlreichen Papyri beredte Kunde gibt. Papyrus und das durch verfeinerte technische Behandlung gewonnene Pergament wurden erst um 900 n. Chr. durch das von Arabien aus eingeführte Papier verdrängt. Die Holztafel war zu allen Zeiten das Handwerkszeug der Schule; aus ihr ent wickelte sich die vorerwähnte Wachstafel. Für umfangreichere Schriftstücke kamen allein Papyrus und Pergament in Betracht. Die Schrift lief aber nicht über die ganze, oft beträchtliche Länge der Rolle, sondern wurde in Ko lumnen von mäßiger Breite abgeteilt geschrieben, mit Ausnahme einzelner, besonders demotischer Urkunden, die in sehr langen Zeilen über die ganze Rolle liefen. Zusammengerollt, ergab sich ein sehr handlicher Gegenstand. Beim Äufrollen hielt man ihn mit beiden Händen und hatte nur ein kleines Stück von Kolumnen breite entrollt vor Augen. Das Gelesene rollte man dann zu sammen und entrollte die nächste Kolumne. Die Ausstellung zeigt auch eine unbeschriebene, geschlossene Papyrusrolle, ferner mehrere geschlossene, klein zusammcngelegte und versiegelte Urkunden. Unter den hieratischen Papyri (Nr. 3—32) befinden sich einige mit reicher Illustrierung, darunter ein sogenanntes Toten buch (Nr. 27) von 11 Kolumnen Text, über den prächtig in den 1112
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