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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1915
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- 1915-05-27
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1915
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^ 119, 27. Mai ISIS. Redaktioneller Teil. dem die meisten Sortimenter angehören, und da habe ich doch wohl das Recht, zu sagen: dieses Normalsortiment wird durch die Ausführungen des Herrn Prager absolut gar nicht getroffen. Ich will Herrn Prager auch noch auf ein zweites Beispiel aufmerksam machen, wie er sich in der Beurteilung des Sortiments irrt. Als wir Sortimenter uns gegen die Abschaffung der Lieferungspflicht erklärten, sagte Herr Prager ausdrück, lich: »vielleicht mit Ausnahme des Herrn Horn (das war der Paradesortimenter, den die Professoren damals immer gegen uns anführten), mit Ausnahme des Herrn Horn und einiger weniger anderen Kollegen hat niemand an dem Rechte des Verlegers, mit seinem Eigentum nach eigenem Ermessen verfahre» zu dürfen, wie es ihn, beliebt, gczweifelt.« Und doch stand der ganze Verein der Deutschen Sortimenter mit 500 Mitgliedern aus dem Boden, daß wir Sorti menter niemals mehr ein freies Wort riskieren dürsen gegenüber einein mächtigen Verleger, wenn er gewissenlos genug ist, uns deswegen von seinem Verlage zu sperren. Der ganze Sortimenterverein steht hinter uns, und da sagt Herr Prager: »mit Ausnahme des Herrn Horn und einiger weniger.« Die Jrrtumsfähigkcit des Herrn Prager ist so groß, daß es mir nicht darauf ankommt, hier im einzelnen mich mit ihm zu streiten. Ich wollte nur zeigen, daß es nicht gut ist, von einzelnen Fällen auf das Wohlbefinden des ganzen Sortiments zu schließen. Was Herrn Kommerzialrat Müller angeht, so will ich nur sagen: Ich habe ihn im vorigen Jahre geschont! (Große Heiterkeit!) Vorsitzender Herr Geheimer Hofrat Karl Siegismnnd-Berlin: Ich möchte die Herren Redner bitten, persönliche Be merkungen möglichst zu unterlassen. Herr R. L. Prager-Berlin: Ich will zu dem, was Herr Pyetsch gesagt hat, nur bemerken, daß es mir gar nicht ein gefallen ist, die Not im Sortiment zu leugnen. Ich habe nur behauptet, daß durch die Verschiedenheit der einzelnen Geschäste, durch die Verschiedenheit des Sortimentsbetriebes es sehr schwer ist, Normen zu finden, die für alle Sortimenter passen, und die allen das gewährleisten, was ich auch, und zwar sür alle, schaffen möchte, nämlich eine ausreichende Verdienstmöglichkeit. Wird das nun mit den Anträgen des Herrn vr. Lehmann erreicht? Ich kann nicht erkennen, daß diese Anträge, selbst wenn sie angenommen weiden, die Verdienstmöglichkeit des Sortimenters erhöhen. Und das ist doch die Hauptsache, meine Herren. Was nützen papierene Zusicherungen, wenn sie nicht das erreichen, was erreicht werden soll, was aber auf diesem Wege nicht erreicht werden kann. Herr I)r. Lehmann glaubt mir einen Strick zu drehen aus dem, was ich vor 30 Jahren gesagt habe. Meine Herren, ich bin älter geworden, und ich bin auch vernünftiger geworden, aber das ist gar nicht der Fall. (Große Heiterkeit!) Ich meine natürlich das zweite. Alter bin ich ja geworden. Ich unterschreibe aber noch heute Wort für Wort, was ich damals ausgesprochen habe. Wenn Sie die heutigen Rabattvcrhältnisse nehmen und bedenken, daß die Sortimenter zum Teil behaupten, daß sie 25 Prozent Spesen haben, auf welche Höhe wollen Sie den Rabatt herausbriugen, um eine ge nügende Verdienstmöglichkeit zu haben? Eine solche kann nur durch Erhöhung des Umsatzes erreicht werden. Das habe ich damals gesagt, und das sage ich auch heute noch. Herr vr. Lehmann behauptet, der Verein der deutschen Sortimenter hätte samt und sonders die gestellten Anträge unterstützt. Ich möchte nicht ein Schillersches Wort daraus anwenden, ich möchte nur sagen: was beweist das? Was ich damals gesagt habe, besteht heute auch noch zu Recht. Was den z 5 betrifft, der den Lieferungszwang aus- schließt, so frage ich: Wer hat jemals daran gedacht, daß der Verleger seine Verlagswerke liefern muß auch an Firmen, mit denen er nicht in Verbindung zu stehen wünscht? Es war allgemein üblich, daß der Verleger nur lieferte, wem er wollte, und es ist gar nichts geändert durch die Hinzufügung dieses Paragraphen. Es ist nur damals ein Riegel der Behauptung vor geschoben worden, durch die Vereinsangehörigkeit zum Börsenverein der Deutschen Buchhändler erwerben die Vcreinsmitglieder besondere Rechte gegenüber den Verlegern auf Lieferung. Das ist der einzige Grund. Sie überschätzen diese Änderung voll ständig, ebenso wie Herr vr. Lehmann die Tragweite seiner Anträge überschätzt. Nehmen Sie die Anträge an, und ich gewähr leiste Ihnen, daß kein Sortimenter einen Sechser mehr verdient. (Sehr richtig!) Ich möchte nur noch das eine sagen: Wenn Sie dafür eintreten, daß der Verband die Anträge übernimmt und sie in der Herbstversammlung vorbringt, so werde ich das mit allen Kräften fördern. Wir werden uns dann vor der Tagung mit diesen Anträgen beschäftigen und uns dann eventuell vorher mit Herrn vr. Lehmann in Verbindung setzen. Es soll keiner sagen, daß ich irgend jemanden vergewaltigt hätte, ob gleich Herr vr. Lehmann diese Rücksichtnahme um mich nicht verdient hat. (Heiterkeit.) Herr vr. B. Lehmann-Danzig: Meine Herren! Herr Prager hat mich nicht vergewaltigt. Ich habe mich auch darüber gegen Herrn Prager nie beklagt. Ich habe die Worte des Herrn Prager angeführt, um zu beweisen, daß Herr Prager nicht den richtigen Weg cinschlägt, dem Sortiment zu Helsen. Es ist auch nicht der richtige Weg, wenn er sagt: bei 25 Prozent bar können wir bestehen. Es ist nicht der richtige Weg, wenn Herr Prager sich herstellt und sagt: der Lehmann hat keine An träge gestellt, die dem Sortiment nützen können. Es ist nicht der richtige Weg, das zu sagen und gleichzeitig zu sagen: ich, der Herr Prager, will dem Sortiment helfen. Meine Herren! Als ich vor 28 Jahren in den Buchhandel eintrat, bezogen wir in Rechnung noch von einer Reihe großer Firmen mit 33»/, Prozent. Bei Kommissionsgut! Das ist jetzt ganz abgeschafft. Es ist also nicht der richtige Weg, wenn Herr Prager Ihr Sortimenterintercsse zu vertreten behauptet und bei solcher Rabatt not sagt, eine Verbesserung von 5 Prozent wäre keine Verbesserung. Mich vergewaltigen Sie nicht. Eher könnten Sie sagen, daß ich Sie durch meine Widerlegung intellektuell vergewaltige. Aber das ist nicht meine Absicht. Wir lieben uns eigent lich vom ersten Tage an, wo wir zusammengejessen haben bei der Tafel in diesem Saal. (Große Heiterkeit!) Aber ich kann Sie doch nicht unwiderlegt lassen, wenn Sie von vornherein jagen: das Sortiment muß ausgeschaltet werden; wenn Sie sagen: der Verdienst muß durch größeren Umsatz vermehrt werden. Herr Paetsch hak Ihnen gesagt, daß in seinem großen Geschäft von 300 000 Mark Umsatz die Spesen über 20 Prozent betragen: und ein anderer Herr, der ein ebenso großes Geschäft hat wie Herr Paetsch, hat mir viele Jahre vorher versichert: trotz großen Kapitals und eines Umsatzes von 250000 Mark, trotz meiner fieberhaften Anstrengung, Einsetzung der ganzen Arbeitskraft habe ich nicht die Aussicht, in absehbarer Zeit zu einem Vermögen zu kommen, um mein Alter sorgenfrei verleben zu können. Was ist das für eine Art, immer zu sagen: der große Umsatz mutz cs machen. Der größere Umsatz kann uns Sortimentern jetzt auch nichts nützen, denn je größer der Umsatz ist, desto mehr wachsen die Spesen. Ein kleinerer oder mittlerer Sortimenter, der den geistigen Bedarf in einer kleineren Stadt bestreitet und vielleicht einen Umsatz von 20 000 Mark hat, ist sicherer fundiert, wie manche Buchhandlung von 100 000 Mark. Ich habe mich davon besonders in Süddeutschland überzeugt. Bei uns in Danzig sind seit 1880, wo ich mein Geschäft eröffnetc, in sämtlichen damaligen Sortimenten wenigstens einmal die Inhaber zusammengebrochen, in zweien mehrmal. Das waren meist oder teilweise große Sortimenter über 100 000 Mark Umsatz. Wenn es mir nicht ebenso gegangen ist, so glaube ich das dem Umstande zu verdanken, daß mein Haus klein ist und eine Vergrößerung des Geschäfts nicht zuließ. Und da ich einsah, daß durch das Nachlaufen hinter den Kunden und durch den dadurch vergrößerten Umsatz der Reingelvinn sich gerade verringerte, habe ich unterlassen, mir zu diesem Zwecke ein größeres Haus zu kaufen. Wie kann Herr Prager da hingehen und einfach sagen: der Umsatz muß es bringen! Nein, das ist nicht der Fall. Ich bitte Sic nochmals, meinen Antrag annehmen zu wollen. 799
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