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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1915
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- 1915-05-27
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. .V 119, 27. Mai 1915. Vorsitzender Herr Geheimer Hosrat Karl Siegismund-Berlin: Der Plan der Einrichtung einer Kriegsbücherwoche geht nicht vom Börsenverein oder von einem Organe des Börsenvereins aus, vielmehr ist er gefaßt worden in dem Gesamt- ausschuß für Verbreitung von Literatur im Felde. Dieser Gesamtausschuß steht unter dem Noten Kreuze, und er ist Ihnen durch die Veröffentlichungen des Börsenvereius bekannt geworden. Auch der Börsenverein ist in diesem Gcsamtausschuß ver treten. Ich gehöre dem engeren Vorstand dieses Gesamtausschusses als Schatzmeister an. Die Vorbereitungen sür diese Kriegs bücherwoche sind im Gange. Ich kann mich über Einzelheiten hier nicht aussprechen, da sie noch nicht veröffentlicht sind. Ich kann nur solgendes sagen: es soll eine Rcichs-Kriegsbücherwoche werden. Das bedingt, daß vom Berliner Gesamtausschuß aus eine Verbindung mit den Ministerien in den einzelnen Bundesstaaten zu suchen gewesen ist. Es sollten die Kultusministerien der verschiedenen Bundesstaaten sür diese Sache interessiert werden, und man ist gegenwärtig wohl noch hier an der Arbeit. Nach dem vorläufigen Arbeitsplan denkt man sich die Kriegsbücherwoche meines Wissens solgendermaßen: durch die Presse, durch die Schulen und durch sonstige Bekanntmachungen wird an das Publikum und die Schüler die Bitte gerichtet, aus einer noch zu sammenzustellenden Liste je ein Buch in einer Sortimentsbuchhandlung zu kaufen und dieses an die Sammelstclle der Kriegs bücherwoche abzuliefern. <Beisall.) Ob dieser Plan in dieser Weise und über das ganze Reich durchgesührt werden kann, kann ich heute noch nicht sagen. Wünscht noch jemand hierzu das Wort? Das ist nicht der Fall. Wir können dann weiter gehen. Beschlagnahme von Kartenwerken, — das feindliche Ausland und die Verbreitung der Wahrheit im Auslande, — Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, — Bibliothekartag. — Den salzenden Punkt „Die Deutsche Bücherei" bitte ich zu Punkt 4 der Tagesordnung zurückstellen zu wollen, wo wir über den Jahres bericht der Deutschen Bücherei zu beschließen haben. Internationales Urheberrecht, — Lieferung durch Vermittlung des neutralen Auslandes, — Hansa bund, — Ausschuß des Deutsch-Chinesischen Verbandes, — Bücherschenkung sür die Tsin Hua-Schule in Peking, — Deutsch-Türkische Vereinigung, — Deutsch-Amerikanischer Wirtschaftsverband, Beziehungen zu den Ver legern des feindlichen Auslandes, — Einführung des gerichtlichen Zwangsvergleichs außerhalb des Kon kurses, — Vertrieb der Generalstabskarten, — Arbeiten des Vorstandes, — Ausnahme ausländischer Mit- glieder. Herr 1)r. Walter de Gruyter-Berlin: Der Absatz, an dem wir stehen, hat zwei Unterteile. Im ersten wird uns mitgeteilt, daß die Herren William Henry Heincmann in London und Herr A. Hermann in Paris vom Vorstand aus den Reihen unseres Vereins verwiesen sind, weil sie seine Interessen in gröblicher Weise verletzt haben. Es ist kaum notwendig, zu sagen, daß wir mit dieser Entschließung aus der Tiefe einverstanden sind und daß das Verhalten der beiden Genannten eher noch ein härteres Urteil verdient. Denn beide haben nicht nur gehandelt aus einer am Ende verständlichen Wallung des Blutes, und insonderheit spricht aus dein durch den Wiederabdruck im Börsenblatt vermittelten Brief des Herrn Hermann eine haßerfüllte Schadenssucht. Die beiden Herren haben das Tafeltuch zwischen uns und sich nicht nur zerschnitten, sie haben es auch aus ihrer Seite beschmutzt, und sie gehörten deshalb nicht mehr zu uns. Nun könnte man freilich sagen, das falle, wenigstens soweit Herr Hermann in Frage kommt, unter den Begriff einer unehrenhaften Handlung und wäre nach dem § 8 unserer Satzungen zu regeln gewesen. Unter den Umständen aber, unter denen wir leben, meine ich, ist schnelle Justiz gute Justiz gewesen, und wir haben es dem Börsenvereinsvorstand zu danken, daß er die Herren aus seiner Befugnis des § 21 Absatz 12 abgeurteilt hat. An diese beiden Vorkommnisse, meine Herren, reiht sich leider mit manchen anderen, minder schweren auch ein solcher, der mir gleichwohl näher und tiefer gegangen ist. Ich meine das Ihnen bekannte Verhalten des Herrn Hafner (sehr richtig), Inhaber der Firma Stechert L Co. in New Jork. Mag er, was ich sür möglich halte, in einem reinen Angstansall gehandelt haben, als er den deutschen Buchhandel so nachdrücklich verleugnete; unser Urteil, wenn cs milde ist, wird lauten: Zu dem Fähnlein der sieben Aufrechten gehört Herr Hasner nicht. (Sehr gut!) Und auch daran hat uns sein Verhalten erinnert, daß, wenn wir die Verdeutschung von Fremdwörtern in Angriff nehmen, die Worte fair und Gentleman unter den ersten sein müssen. Der Geschäftsbericht sagt dann weiter: »Von den gleichen Gründen geleitet, die zur Ausschließung dieser Herren ge führt haben, stellt der Vorstand der Hauptversammlung die grundsätzliche Frage zur Entscheidung anheim, ob es überhaupt noch angängig sei, mit Rücksicht aus die Stellungnahme des feindlichen Handels gegenüber dem deutschen Handel, Mitglieder fremder Nationalität im feindlichen Ausland weiter in der Mitgliederliste zu führen«. Ich weiß nickt, wie weit der Börsenvereinsvorstand sich die Tragweite und die Bedeutung dieser in Frageform ge kleideten Anregung denkt. Immerhin neigt er darin einer Auffassung zu, die beim Beginn des Krieges auch in Deutschland die jenige weiter Kreise war: der Auffassung, daß dieser Krieg der Beginn einer dauernden Entfremdung nicht nur zwischen den Völkern, sondern auch zwischen den Einzelnen sein werde und um des Bekenntnisses zum Vaterlands willen sein müsse. Aber, meine Herren, wenn diese Anschauung in der ersten Zeit, wo die Frage des Seins oder Nichtseins uns ans Herz griff, be- greislich war, jo hat sie seitdem an Glauben verloren, und wir haben die erfreuliche Wahrnehmung gemacht, daß in Deutschland solche Stimmen, die zu Beginn besonders auch unter unseren Gelehrten zahlreich und laut waren, nun selten und leise geworden sind. Der beklagenswerte Ausschluß, den die Pariser Xvackemie ckes Inserixtions et 8sIIes-I,sttres über ihre deutschen und öster reichisch-ungarischen Mitglieder verhängt hat, ist von einer unserer führenden deutschen wissenschaftlichen Akademien, vielleicht darf man sie die führende nennen, mit der fast geschlossenen Ablehnung eines verwandten Antrages beantwortet worden, und einen Thersites wie den Engländer Ramsey hat es hei uns auch in der heißesten Erregung des Kriegsausbruches nicht gegeben. Die Erklärung sür diesen erfreulichen Gegensatz aber finde ich durchaus nicht nur in der Verschiedenheit der Selbstbeherrschung, sondern vornehmlich auch darin, daß der Vergeltungstrieb seine Nahrung haben muß und daß, da er sie bei unseren Gegnern nicht bei der scharfen Waffe findet, er sie beim schmähenden Worte sucht. Bei uns aber darf es anders sein. Wir müssen und dürfen, auch ohne weltbllrgerlicher Lauheit geziehen zu werden, schon jetzt unsere Sorge daraus einstellen, daß der Weg zur einstigen Wiederherstellung menschlichen Gemeinschaftssinnes und menschlichen Gemeinschastswirkens nicht verschüttet werde. Es würde zu Gemeinplätzen führen, wenn ich erörtern wollte, warum ich den Buchhandel zur Mitlösung dieser Aus gabe sür besonders geeignet halte. Doch darf ich es in der Form andeuten, daß mir die Verwandtschaft zwischen den Begriffen »Genfer Konvention« und »Berner Konvention« nicht nur im Namensklang zu liegen scheint und daß zu den Einrichtungen eines unsichtbaren roten Kreuzes, das die geistigen Wunden des Krieges heilt, auch der Buchhandel gehört. Lassen Sie mich gegenständlicher sprechen. Ich frage: wem würde es nützen, wenn wir den Weg betreten, alle Mit glieder im feindlichen Auslande nichtdeutscher Nationalität auszuschließen oder neue Mitglieder solcher Art nicht aufzunehmen? Dem Staatswohl? Nein! Glauben wir denn, daß das Reich daran dächte, diejenigen seiner Konsularvertreter fremder Natio nalität nach dem Kriege abzuberufen, die nichts anderes getan haben, wie in diesem Kriege als Staatsbürger die Interessen ihres Landes wahrzunehmen? 788
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