für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^§81. Dienstags, den 2. Oktober 1838. Holländische Literatur. (Aus „Lax, Bilder aus d. Niederlanden?') Es ist eine schwere Aufgabe, über Hollands Literatur etwas zu sagen, denn es ist schwer, sie kennen zu lernen. Man weiß, wie es in Frankreich, wie in England, ja wie es in Rußland um die Wissenschaft steht, aber an einem allgemeinen Umriste der Holländischen Bestrebungen in die ser Beziehung fehlt es gänzlich. Und nicht blos dem Aus länder, sondern dem Eingeborncn selbst. Es gibt dort! Niemanden , der sich mit der Universalliteratur abgäbc und sich wenistens mit ihrer Oberfläche bekannt machte, denn wer cs versuchte, würde das Vorurtheil gegen sich haben. Der Holländer ist ein spccielles, einseitiges Wesen, das seinen geraden Weg geht, wie seine Alleen und seine Eanäle, und keine Umschweife liebt. Er ergibt sich nur Einer Wissenschaft und auf diese arbeitet er los , ohne sich rechts oder links umzusehen. Diese füllt er aus, so weit dies eben möglich ist für Jemanden, der keine Rücksicht nimmt auf die Schattirungen anderer Studien, die in sein Fach hinüberspielen. Wer mehr hören will, als was eben die Facnltät, die er gewählt, streng vorschreibt, ist ein Stück werk, Charlatan, und er sieht ihn mißtrauisch an. Ein! kritisches Journal, das sich mit mehr als mit Einer Wis senschaft abgeben wollte, kann nicht auskommen, weil! eben Niemand ein Wort von dem lesen mag, was nicht in sein Bereich gehört. Und so scheidet sich Alles in der ge- j lehrten Welt in schroff abgesonderte Kasten, die mit einan der in keine Berührung kommen, und cs giebt so wenig ein allgemeines Journal, als eine allgemeine Bildung. Mit Einem Blicke also eine Hauptübersicht über den Stand der Wissenschaften überhaupt zu erhalten, ist rein unmöglich, 5r Jahrgang. und sie läßt sich nur durch gründliches Studium der ver- schiedenen Richtungen abstrahiren, was eben auch nicht leicht ist. Die Holländer selbst besitzen kein Evmpendium darüber, wie deren in Deutschland jedes Jahr erschei nen, ja es fehlt daran sogar für die Wissenschaften einzeln genommen. Die wenigen Versuche dazu sind gescheitert und nicht zu Ende gebracht worden, man müßte denn die oft oberflächliche besoliiscksuws clei-Hettereu von van Käm pen (bis 1822) und einen dicken Panegyrikus auf alle be rühmte Männer Hollands von Anfang an (bis 1799) da von abrcchnen. Die Journale leisten nur Ungenügendes, besonders für das Belletristische, obwohl in neuester Zeit das Athenäum, welches zu Leyden erscheint, Besseres lie fert, als der bisher obenanstehendc Konst - und Lctterbode. Am besten ist die Theologie versehen, die überhaupt den er sten Rang einnimmt und sich durch viele Streitschriften geltend macht, wie sie denn auch viele ausgezeichnete Män ner unter ihren Jüngern zählt, namentlich jetzt van Palm aus Leyden, der als Redner glänzt und dessen Bibelüber setzung zu den elastischen gezählt wird. Noch ärger ist, daß man sogar über das, was gedruckt erschienen ist, kaum ins Klare kommen kann, da cs sogar darüber an Katalo gen fehlt, und die Buchhändler oft nur mit Mühe ein Buch aufzutreibcn wissen, wenn es nicht zufällig bei ihnen verlegt worden ist. Sie sowohl wie das Publicum er fahren die neuern Erscheinungen nur aus dem Staatscon- rant, in welchem das Ministerium die Titel derselben an zeigt, so wie sie vorschriftsmäßig bei demselben eingereicht worden. Es läßt sich denken, wie ungenügend eine solche Sammlung für Jedermann ist, und wie schwer sich darin nach Jahren ein älteres Werk nachsuchcn läßt. An ein 154