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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.10.1838
- Strukturtyp
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- Band
- 1838-10-23
- Erscheinungsdatum
- 23.10.1838
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- Deutsch
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2203 93 2204 In Deutschland fehlt leider überall Einheit. Der neueste Münz-Eongreß hat sich zerschlagen. Wie schön wäre cs, wenn im Buchhandel — einem der schönsten und gebildetsten Stande Deutschlands — der Anfang ge macht und Einheit in seinen Geschäftsvcrhältniffen herge- stcllt würde. S. D. Dibdin und die Bücher-Licbhaberei in England. <F°rt scp ung.) Der Preis des Dibdin'schen Dekamcrons auf gewöhn lichem Papiere war zu acht Pfund Sterl. und auf Groß- Folio zu fünfzehn Pfund angesetzt; auch machte der Ver fasser bekannt, daß keine zweite Auflage besorgt werden solle. Nach Beendigung des Druckes lud er ein Dutzend seiner Freunde, lauter Büchec-Narrcn, wie er selber, zu einem Diner. Als sämmtliche Gaste bei Tische saßen, brachte man eine große Vase, die mit den hölzernen Formen der Vignetten des „Dckameron" gefüllt war. Diese wurden als Andenken unter die Gesellschaft vertheilt: der Eine ließ die scinige unter Glas und Rahmen bringen; der Andere machte aus der ihm zugefallenen Form eine Tabaks dose, der Dritte ein Salzfaß u. s. w. Nach der Vase kam eine Schüssel mit ähnlichen Formen. Dibdin kündigte der Gesellschaft an, daß ec diese Formen vernichten wolle, damit sie nicht zu neuen Abdrücken gemißbraucht würden, und forderte dann Jeden auf, eine derselben zu nehmen und ins Feuer zu werfen. Die Freunde opponirtcn anfänglich lebhaft und baten um Gnade für die kostbaren Modelle, deren Anfertigung so viel Mühe und Geld gekostet hatte und die größtcnthcilS außerordentlich selten gewordene Kunst- gegenstände darstclltcn; aber der Bibliomanc blieb unerbitt lich und warf mit starrem Trotze die erste Form ins Feuer. Die Gäste folgten der Reihe nach seinem Beispiel, einige mit abgewcndeten Blicken. Beim Nachtisch erschien mitten unter den süßen Leckereien ein drittes Gefäß, das gravirte Kupfer-Tafeln enthielt; und auch diese wurden feierlich vernichtet. „ So vernichteten wir," sagt Herr Dibdin voll dibliomanischcn Selbstgefühls, „in fünf Stunden die Frucht mühseliger Nachforschungen und bedeutender pecu- niaircr Opfer." Er setzt hinzu, er habe sich durch dieses Auto da Fe das Eigenthum des Werkes sichern wollen; allein cs war ihm ohne Zweifel auch darum zu thun, daß die gedruckten Exemplare noch mehr im Werthc stiegen; und dies erfolgte wirklich. Einige Bibliomanen glaubten, die Folio-Exemplare, auf welche sie subscribirt hatten, noch verschönern zu müssen; sie legten zu diesem Zwecke in jeden Band eine bedeutende Anzahl prächtiger Kupferstiche oder seltener Vignetten, die in einer gewissen Beziehung zu dem Texte standen. Lord Spencer verwendete 150 Guineen an die Ausschmückung seines Exemplars; Sir George Freeling aber bereicherte das seinige mit so vielen Kupfern, daß er aus drei Banden zehn machte, noch ungerechnet einen ganzen Atlas großer Kupferstiche und zwei Supplement- Bände, in welchen ec Autographa, Zeichnungen, Holz schnitte und andere Gegenstände sammelte, die sich auf Personen und Werke bezogen, von denen in den drei Bän- ' den des Textes die Rede ist. Dieser Liebhaber hat das Dibdin'sche Werk unter dem Wüste von Ornamenten, die er ihm aufbürdete, wahrhaft erdrückt. Sieben Bände der UibUotlreva Kpenosrisua und der Heckes Hcktlioi-piauas*), die Herr Dibdin nachmals publi- zirte und mit einer Menge Facsimilcs schmückte, wurden von jedem reichen Bücher-Liebhaber als eine willkommene Gabe begrüßt. Der Herausgeber selbst gesteht jetzt, daß er dieses Werk etwas zu verschwenderisch ausgcstattct habe; aber so wollte es der herrschende Geschmack. Während die Bibliomanie in voller Gährung war, machte Dibdin eine Reise nach dem Eontinent, besuchte einen Theil der Bibliotheken Frankreichs und Deutschlands, kaufte seltene Bücher für Lord Spencer und verschaffte sich sogar für sein schönes Britisches Geld zwei äußerst seltene Exemplare des Virgil (gedruckt im Jahre 1471), die bis dahin der Königlichen Bibliothek zu Stuttgart angchört hatten. Als er nach London zucückgekehrt war, publicirte er die Beschreibung seiner Reise mit dem gewohnten typo graphischen Luxus. Derjenige Theil seines Reiseberichtes, worin er von Frankreich handelt, ist ins Französische über setzt worden; das Unterhaltendste darin ist die naive Extase des Verfassers beim Anblick aller der Gegenstände, die ihm neu waren. Die grotesken Hauben der Normännischen Bäuerinnen, das Costüm eines Französischen Postillons und hundert andere Dinge kommen dem ehrlichen Dibdin, der noch nie sein Vaterland verlassen hatte, pudclnärrisch vor. Weniger harmlos ist die Indiskretion, die ec sich öfter zu Schulden kommen läßt, indem er über Leute, bei welchen er eine freundliche Aufnahme gefunden, witzelt und spöttelt oder gar unumwunden bekannt macht, was ihm 8uk> siZillo anvcrtraut worden. Außerdem wimmeln die Texte wie die Abbildungen von Unrichtigkeiten, obschon letztere das Werk der geschicktesten Englischen Kupferstecher sind. Auch haben die Französischen Uebersetzcr ihrer Version viele berichtigende Noten bcigefügt. Trotz seiner häufigen Fehler ist dieses Werk (besonders die auf Groß-Folio abgezogenen Exemplare) von den Eng lischen Bibliomanen stark angckauft und eben so verschwen derisch ausgcschmückt worden, wie das „Dckameron." Ein auf diese Weise bereichertes Exemplar wurde bei Ge legenheit eines öffentlichen Verkaufs mit 278 Pfund Steel, bezahlt. Im Jahre 1836 endlich ließ Herr Dibdin die „Er innerungen aus einem literarischen Leben" erscheinen, ein Werk, das an Redseligkeit, wie an Luxus, keinem der früheren nachsteht**). Aber nicht blos durch seine Schriften hatte Herr Dibdin den Eifer der Britischen Bibliomanen entzündet; er hatte ic durch die Stiftung des R oxburgh - El ub s, zu welcher der Verkauf der Bibliothek des gleichnamigen Herzogs (1812) Gelegenheit gegeben, in gewissem Betrachte *) Althorp heißt das vornehmste Schloß des Grafen Spen cer, das auch dem ältesten Sohne desselben, dem früheren Mi nister, Lord Altyorp, den Namen gegeben. **) Usminisoences of a litsrarv 1.iks. London, 1836. 2 Bände.
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