59 4 60 Endlich mußte sich dem Comite die Ueberzeugung aufdringen, daß keine andere Stadt so sehr berufen sein dürfte, die Säcularfcicr würdevoll und glänzend zu begehen, wie Leipzig. Als Mittelpunkt deutscher Typographie und deutschen Buchhandels, als Sitz einer der ältesten Universiläten, als Wohnplatz so vieler gelehrter Männer, denen dieses Leipzig seinen Ruhm mit zu verdanken hat, werden nicht allein die Blicke von Deutschland, sondern der ganzen civilisirtcn Welt auf uns gerichtet sein. Dieses alles erwägend, und im festen Vertrauen, daß die Gesammtbevölkcrung Leipzigs die regste Theilnahmc bei der Feier an den Tag legen werde, glauben die Comitemitglicder, daß den Erwartungen, welche man von unserer Vaterstadt in dieser Beziehung zu hegen berechtigt ist, entsprochen werden wird. Nach diesen einleitenden Worten gehen wir zur Mittheilung der unter Genehmigung der resp. Behörden getroffenen Bestimmungen über. Die Säcularfcier der Buchdruckerkunst wird in Leipzig an drei auf einander folgenden Tagen, den 24., 23. und 2«. Juni 184« begangen werden. Erster Tag. (Mittwoch de» 24. Juni.) Nachdem am frühen Morgen eine Rcveille durch die Straßen der Stadt, eine Morgenmusik von den Kirchthürmen und ein dreimaliges Lauten aller Glocken Statt gefunden , werden sich sämmtliche Behörden und Corporationen, sowie alle zum Feste ungeladene Fremde und Einheimische um 8 Uhr zu einem gemein schaftlichen Gange in eine der Hauptkirchcn, wo ein feierlicher Gottesdienst abgehalken werden wird, vereinigen. Um 10 Uhr versammeln sich die eben Genannten in den später zu bestimmenden Localen zu einem großen Festzuge. Dieser wird sich durch die Hauptstraßen der Stadt bis auf den Marktplatz bewegen. Vor der Buchhändlcrbörsc wird die Uebergabe der von den Frauen der hiesigen Buchdrucker- und Schriftgießerhcrren gestickten Fahne an die Buchdruckerinnung erfolgen. Auf dem Marktplatze werden drei Tribunen errichtet sein, eine im Mittelpunkte, eine zweite für ungefähr 3000 Zuschauer, und eine dritte für Sängerchöre und Orchester. Wenn der Zug hier angclangt sein und sich ausgestellt haben wird, stimmt das große Sängcrchor die zu dem Feste gedichtete und in Musik gesetzte Cantate an. Hierauf folgt eine auf die Feier des Tages bezügliche Rede, an deren Schluffe die Hülle der Tribüne im Mittelpunkte fallen und eine Schriftgießer- und Buchdruckcrofsicin sichtbar werden wird. Schriftgießer, Setzer u. Drucker sind in voller Thätigkeit und spenden dem Publicum ihre Erzeugnisse, bestehend in eben gegossenen Lettern und einem Liede, welches von der versammelten Menge gesungen wird. Um 3 Uhr Nachmittags findet in einer großen, auf dem Augustusplatze erbauten Festhalle ein Mittagscssen Statt, an welchem gegen 3000 Personen Thcil nehmen können. Beim Eintritt der Dunkelheit werden die öffentlichen Gebäude und die Wohnungen der Buchdrucker, Schriftgießer und Buchhändler erleuchtet sein und der Comite gibt sich der Hoffnung hin, daß alle Bewohner der Stadt diesem Beispiele folgen werden. Zweiter Tag. (Donnerstag, den 25. Juni.) Am Morgen dieses Tages soll auf der Buchhändlerbörsc eine Ausstellung auf Typographie bezüglicher Gegenstände eröffnet werden. In der Festhalle auf dem Augustusplatze wird Vormittags eine Zusammenkunft von Gelehrten, Künstlern, Buchdruckern, Schriftgießcrn und Buchhändlern Statt finden, um Gelegenheit sowol zu geeigneten Vorträgen, als auch zu Bekanntschaften und Besprechungen über Gegenstände der Wissenschaft, der Kunst und des Geschäftsverkehrs zu bieten. Um 3 Uhr Nachmittags beginnt in einer der Stadtkirchcn die Aufführung des großen Oratorium, welches Herr vr. Mendelssohn-Bartholdy für das Fest eigends zu componiren und persönlich zu leiten dem Comite zuzusagcn die Gefälligkeit gehabt hat. Der Abend wird Fremde und Einheimische zu einem Balle in der Festhalle vereinigen. Dritter Tag. (Freitag, den 21». Juni.) Dieser Tag ist zu einem Volksfeste bestimmt. Die Comitemitglicder gedenken durch die in dieser Beziehung getroffenen und noch zu treffenden Bestimmungen der Gesammtbevölkcrung Leipzigs und den anwesenden Fremden Gelegenheit zu bieten, in harmloser Freude und Heiterkeit ihre Theilnahmc an dieser großartigen Feier zu bezeugen. Den Schluß des Volksfestes bildet ein Feuerwerk; und ein Fackelzug, durch die Straßen der Stadt sich bewegend, wird mit dem Zusammenlegen der Fackeln auf dem Marktplätze unter Musik und Gesang das ganze Fest beschließen. Möchten diese Anordnungen und Bestimmungen überall jene Liebe und Begeisterung wecken, welche die Comitemitglieder bei Feststellung derselben beseelten!