Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.04.1840
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- 1840-04-03
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- 03.04.1840
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673 27 674 und daß die Wahrheit zwar endlich zu Tage gekommen ist, aber nicht durch die Feder der Journalistik, sondern durch das Messer der Anatomen. Wohl weiß ich, meine Herren, daß in Frankreich durch die Preßfreiheit Königsmörder hcrvorgeru- fen worden sind, wie die in öffentlichen Blattern abgedruckten gerichtlichen Verhandlungen, wie die eigenen Geständnisse der Königsmörder dargethan haben. Sind das nun erfreuliche Früchte? Und was hat bis jetzt die Censur für Opfer ge bracht? Fürwahr, meine Herren, das beklagenswerthestc Opfer der Eensur ist der so sehr verfolgte Gedankcnmörder, genannt Eensor. Soll ich von der Unzulänglichkeit des Sy stems der Repression sprechen, welches so vielfältig angeprie sen wird? Auch darüber, meine Herren, ist soviel schon in öffentlichen Schriften sowie in öffentlichen Verhandlungen ge sprochen und erörtert worden, daß eine ausführliche Ausein andersetzung wol nur in einer Wiederholung langst bekannter Dinge bestehen könnte. Die Presse, meine Herren, ist nicht, wie wol anderwärts gesagt worden ist, dem Speere des Achilles zu vergleichen, der die Wunden wieder heilt, die er geschlagen hat. O nein, meine Herren, kein Repressivsy- stcm vermag die Wunden zu heilen, welche die Journalistik zu schlagen vermag, denn die Bewegung, meine Herren, die von dem Stoß ausgeht, den sie gegen die Ehre eines Einzel nen oder gegen die Ruhe und Ordnung des Ganzen führt, ist eine geistige, und kein Auge vermag zu erreichen, keine Kraft zu begrenzen, wo ihre letzten Schwingungen verbebcn. Was für ein Slrafsystem, meine Herren, knüpft sich endlich an diese Repression?! Das System der Geranten. Ein Einzelner macht sich verantwortlich, die Strafen auf sich zu nehmen, die eigentlich nur Jene treffen sollten, von denen die strafbaren Aufsatze herrühren. Was würden Sie wol, meine Herren, sagen, wenn in einem bestimmten Stadtdistrict ein einzelner, etwa in der öffentlichen Meinung längst geächteter Mann sich vor Sie hinstellte, und wollte die Strafen für alle Uebertretungen des ganzen Districts überneh men?! Was würden Sie sagen, wenn Ihnen ein Gesetz vorgelegt würde, um solche Grundsätze zu sanctionircli?! Ihre Antwort kann gewiß nicht zweifelhaft sein. Die Jour nalistik, meine Herren, welcher Mittel bedient sie sich, aus welchen Quellen schöpft sie ihre Nachrichten? Sie sind be kannt. Wenn die Regierung so viele Spione besoldete, um alle Lebensvcrhältnissc des Einzelnen, alle seine Handlungen zu durchspähen und Geheimes an das Tageslicht herauszuzic- hen, wie die Journalistik nur allzu häufig bezüglich der Ein zelnen und der Regierungen cs thut, fürwahr, man würde über sic das schwerste Verdammungsurtheil mit dem vollsten Recht aussprechcn. Und die Begünstigung dieses Systems soll cs sein, was dem Allgemeinen frommen soll? Davon, meine Herren, kann ich mich nimmermehr überzeugen. Echte Wissenschaftlichkeit, meine Heeren, sic soll befördert werden; sie ist heilige Aufgabe des Staates, und fürwahr! ich glaube, meine Herren, die Regierungen, welche die wahre Preßfreiheit — den Gebrauch der Presse für Förderung echter Wissenschaft lichkeit gegen ihre feile Stiefschwester —> gegen die Buhldirne, genannt Journalistik, in Schutz nehmen und ihr den gebührenden Platz vor dieser bewahren, sie leisten mehr für- geistige Aufklärung und echte Wissenschaftlichkeit als jene, welche die Journalistik auf Kosten des ebcnbezeichnetcn wah ren wissenschaftlichen Gebrauchs der Presse unterstützen und fördern.. Ich habe, daß dies das Ergebniß ist, aus dem Bei spiel anderer Staaten bereits nachgewiesen, wenigstens ange deutet; die Thatsachen stehen vor Ihren Augen und die nä hern Belege können jeden Augenblick beigebracht werden. Die selbe Kunst, meine Herren, der Europa seine Eivilisalion verdankt — die Erfindung der Presse — sic ist gewiß ein ho hes, eins der höchsten Güter; aber, meine Herren, hüten wir uns, daß durch Maßregeln, die aus der besten Meinung vorgeschlagen werden, diese Kunst zu einem andern Saturn werde, der sein eignes Kind, die wahre Eivilisa- tion, wieder verschlingt. Es sind zuletzt noch, meine Herren, die Aeußcrungen, ohne mich zu nennen, erwähnt worden, die ich an dieser Stelle im Jahr 1831 über die Frage der Preß freiheit gemacht habe. Ich habe, meine Herren, in meinem Leben nie zu der Zahl Derjenigen gehört, die da glauben, daß dem Mann im Privat- wie im öffentlichen Leben cs keine Lehre der Erfahrung gebe. Ich habe mich besserer Ucberzeu- gung nie verschlossen, ja ich würde vor mir selbst crröthcn, wenn ich in meinem Leben je solchem Grundsätze gehuldigt hätte. Mich, meine Herren, hat die Erfahrung der Jahre 1831 und 1832, mich hat die Frucht des Baumes, von dem die Sprache ist, belehrt, was davon zu erwarten ist. Gesetzlicher Gebrauch der Presse, Gebrauch der Presse für wahre Wissenschaftlichkeit, das ist eins der edelsten und höchsten Güter; aber das Privilegium, das Vorrecht, täglich die Ehre des Andern zu morden , die Regierungen zu unter graben ; deren Absichten zu verdächtigen, die Bande des Ver trauens zwischen Volk und Regierung zu lösen — dieses Pri- ^ vilegium werde ich nimmermehr der Presse zugestchcn, ich ! werde cs für das verderblichste und schlechteste erkennen, so lange noch ein Athemzug in mir sich regt." (Schluß folgt.) Noch etwas über den leidigen Rabatt! In allen Organen des Buchhandels wird mit Recht über den Verfall unsers Geschäfts geklagt und der Ursache davon nachgcspürt und so manches Schätzbare zur Abhilfe vorge- schlagcn, ohne daß jedoch bis jetzt durch allgemeine Vereini gung die verschiedenen Ursachen zu den Klagen beseitigt wor den wären. Als ein Krebsschaden des Buchhandels wird von allen Seiten das Rabattgcben bezeichnet, obgleich ohne weitere Erörterung darunter nur der Abzug von 16AZ bei ordinä ren Preisen gemeint ist, und häufig macht man jüngeren Handlungen den Vorwurf, daß sie sich durch Schleuderet, also Bewilligung eines noch höhcrn Rabatts, Kunden zu er werben suchten. Wie oft dies auch der Fall sein mag, und wie wenig ein so unsolides Verfahren gerechtfertigt werden kann, so verdient cs gewiß eine noch strengere Rüge, wenn alte Handlungen 14 bis 16 Meilen von Leipzig entfernt, 25 F, von Journalen 8^ bis 16IK und durchgängig auch von Netlo-Pcciscn 16Z a Rabatt bei freier Zusendung an die auswärtigen Kunden geben! Heißt das nicht ganz umsonst arbeiten und sich und andere Eollegen zu Grunde richten, die diesen Unfug mitmachen müssen, wenn sie nicht alle Kund schaft cinbüßcn wollen? Würde dieser Schleudere! gesteuert werden, wenn die Verleger in Zukunft nur 25 K Rabatt gäben? Schwerlich, deshalb würde das Einschreiten dcs Bör-
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