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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1944
- Strukturtyp
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- 1944-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1944
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- Deutsch
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Die Inflation, in die das literarische Schaffen der heu tigen Welt geraten ist, muß als Folge des gehobenen Sclnil- hildungsniveaus breiter Volksschichten angesehen werden. Wer die Schrift nicht oder nur mangelhaft beherrscht, aber phantasiebegabt ist. muß sich damit begnügen, einem klei neren Kreise von Zuhörern zu erzählen. Gesellt sich seiner Fhantasie die Formbegabung zu, so ist der Schritt zur ge bundenen Sprache und zum Lied schnell getan. Diesen Ta lenten verdanken wir schone Zeugnisse der Volkskunst' Die wenigsten von ihnen haben daran gedacht, ihr Talent für den Broterwerb ein/usetjen. Wer heute allerdings das Schreiben einigermaßen gut beherrscht, kann seine beflü gelten Gedanken zu Papier bringen und allzuschnell ent steht daraus der W unsch, diese Minimalfähigkeit zu Beruf und Erwerb zu machen. Die Selbstverständlichkeit, aus einem größeren oder geringeren schriftstellerischen Kön nen materiellen Lohn zu gewinnen, ist ein Ergebnis des legten halben Jahrhunderts. Für fast alle unsere bedeuten den Dichter waren Beruf und Berufung getrennte Begriffe; Goethe war Staatsminister, Stifter war Schulmann. Und auch heute finden wir unsere besten Dichter in bürgerlichen Berufen beheimatet: der Dichterarzt Carossa sei nur als Beispiel genannt. Um bei dem Gegenständlichen zu bleiben, wollen wir nur darauf hinweisen. daß auch die besten zeit genössischen Dichter der Slowaken ihren Beruf (als ihre eigentliche Existenz gemeint) haben; Andrej Zarnov ist nicht nur einer der feinsinnigsten Lyriker, sondern auch einer der bekanntesten Arzte in der Slowakei, und. E. B. Lukaö ist Universitätsprofessor. Wir dürfen hier, ohne die Ausnahmen treffen zu wollen, getrost die Feststellung machen, daß in der Regel der Ruf nach der existenzsichern den Entlohnung der schriftstellerischen Tätigkeit von den geringeren Könnern am lautesten erhoben wird. Und zwar überall in der heutigen Welt. An sich ist der Zustand, daß die künstlerische Berufung nicht zum Beruf gemacht wird, gesund. Sie wird dadurch von den Sorgen des Alltags ebenso bewahrt wie von den vielfältigen Gefahren der gei stigen Korruption. Zahlreiche und berühmte Beispiele aus \ ergangenheit und Gegenwart zeigen hier den rechten Weg vor. wenn der schöpferische Mensch einen seiner künst lerischen Berufung verwandten Beruf ergreift. Gerade im Südosten treffen wir immer wieder auf namhafte Dichter in den Redaktionsstuben der Zeitungen und in eien Direk tionszimmern der Theater. In Deutschland ist z. B. der Be ruf des Bibliothekars und des Schriftleiters unter den Schriftstellern keine Seltenheit. Mit dem allen ist natür lich nichts gegen die gebührende Entlohnung der künst lerischen Arbeit gesagt. Denn es ist ein anderes, für ein Werk den gebührenden Lohn zu verlangen oder die Kunst' zum Erwerb zu machen. Die Grenzen werden hier natur gemäß häufig verwischt. Die Völker Siidosteuropas haben den Sprung vom Bauern zum Städter sehr unvermittelt ge macht. Es fehlt ihnen daher ein gewachsener Mittelstand und damit auch die breitere Basis jener Schichte, in der bei den größeren Nationen der Mitte und des Westens Selbst kritik und Selbstbescheidung wurzeln. Abgesehen davon aher ist (Kr \\ irkungsr«* *^-^ ^er Lite ratur eines kleinen Volkes so beschränkt, daß den mate riellen Möglichkeiten des Schriftstellers sehr harte, aber natürliche Grenzen gesetzt sind. Es genügt allein, den Ver- pleiui zwischen Deutschland und der Slowakei zu ziehen, um ein einigermaßen richtiges Bild zu bekommen. Die sel tenen Spitjenwerke der deutschen Belletristik erreichten eine halbe Million Auflage. Diese Zahl auf hundert Millio nen Deutsche bezogen, würde für die fünf Millionen Slowa ken (von denen allerdings kaum drei Millionen im eigenen Staate leben) eine Auflage von 45 000 bedingen. Eine solche Auflage ist praktisch nicht erreichbar, würde jeden falls eine noch größere Seltenheit sein als die entspre chende Auflage bei uns. Auflagen von 20—50 000 Stück gelten in normalen Zeiten in Deutschland als sehr guter Erfolg. Die Auflagenzahl ähnlicher Erfolge liegt aber in der Slowakei etwa doppelt so hoch als es die entsprechende Zahl nach dem oben angenommenen Schlüssel angeben würde, nämlich hei 2500—5000 Stück. Obwohl nun die Honorare häufig bis 15 v. H. vom Ladenpreis betragen, kommen sie im Ergebnis nicht höher wie das 10 v. H. Ho norar, das in Deutschland üblich ist, weil fast nur bro schierte Bücher auf den Markt kommen, deren Preis ent sprechend geringer ist. Eine weitere Steigerung des Hono rars aber würde eine Erhöhung des Buchpreises bedingen, die angesichts der geringen Kaufkraft des V olkes nicht ver antwortbar ist. Unter solchen Gesichtspunkten wird es nur in ganz seltenen Fällen für den Schriftsteller möglich sein, mit seiner künstlerischen Arbeit seine Existenz zu sichern. Eine Besserung der sozialen Bedingungen des schrift stellerischen Schaffens könnte also nur erreicht werden durch eine Ausweitung des Wirkungsraumes über die völ kischen Grenzen. Die Übersetjung in eine Weltsprache kann, über ihre ideelle Bedeutung hinaus, einen Auflagenerfolg bringen, der den des Ursprungslandes in den Schatten stellt. liier erwächst, auf Grund der vorhandenen kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und den Südostländern. der deutschen Sprache eine bedeutende Aufgabe. Nicht n v ur die geographische Nachbarschaft, mehr noch die gei stigen Verflechtungen, die durch clie ganze Geschichte be standen, verweisen Deutschland auf eine Mittlerrolle zwi schen der Literatur der kleinen Völker und der Weltlite ratur. Dabei handelt es sich nicht so sehr um die Vermitt lung größerer materieller Möglichkeiten, vielmehr darum, der Literatur der kleinen Veilkör den Weg in clie Welt zu ebnen. Daß dabei nur die Spitjenliteratur in Betracht kommt, ist selbstverständlich. Jene Dichtung, die nur den engen heimatlichen Horizont überschaut, braucht, auch wenn sie noch so schön ist, nicht über die Grenzen der Heimat hinauszugreifen; unter diesem Gese§ steht auch die Heimatliteratur der großen europäischen Völker. Nicht zu- letjt liegt hierin ein Prinzip der qualitativen Läuterung, die zuvorderst dem Weltruf der betreffenden Literatur zugute kommt. Die deutschen Verlage, haben sich übrigens schon in den lebten Jahren dieser Aufgabe mit schönem Erfolg an genommen. Der Beitrag, der solcherart von deutscher Seite für die Ausweitung des Wirkungsraumes der Literaturen der Südostvölker geleistet worden ist, darf als ein beacht licher bezeichnet werden. Bei der Auswahl dessen, was übersetzt wird, könnte wohl noch in stärkerem Maße der Gesichtspunkt der reinen literarischen Qualität als der des \olkskumllichen Interesses Anwendung finden. Personalnachrichten Ihren fünfundachtzio^*£ji Qsbuttstag feiern am 13. Mär/. Herr Alfred V oerster in Firma Koehler & Volckmar in Leipzig, früherer 1. Schatzmeister des Börsenvereins, und am 16. März Herr Gottfried Marx, Inhah r der gleichnamigen Buchhandlung in Olpe'. Ihr fünfundzwanzigjähriges Tätigkeitsjubiläurn feierten am 1. März Herr Erich Kramer. Hersteller im Verlag Julius Klinkhardt in Leipzig, und am 10. März Herr Yerlagsdirektor Karl Rudolf Soelter. Prokurist der Firmen Paul List Verlag und List & von Bressensdorf in Leipzig. Todesfälle: Am 26 Februar verschied plötzlich und unerwartet nach nur ein tägigem Krankenlager auf einer Reise nach Berlin im vierundfünf- zigsten Lehensjahre Herr Herbert Sehulz-Schomburgk. Mitinhaber der Firma Poeschel & Trepte in Leipzig. Am 2. März verstarb im fast vollendeten siebzigsten Lebensjahre Herr Hilmar Klasing, pers. haft. Gesellschafter der Firma Georg Lang in Leipzig, Verlag von geschichtlichen und geographischen Schulwand- karten. Haupt »dir iftleiter: Dr H e 1 I m iM I» Langt leiter: «alter Heriurlh. Leipzig Expedition: L< nbuchcr, Schömberg. — Stcllvertr. d. Hauptschriftleitcrs: Georg v - Verlag: Verlag des B ö r 8 e n v e r e i n a der Deutschen Buchhänd ipzig C 1. I'ostsrhliellfach 274/75. — Drude: Brandstetter. Leipzig *) Zur Zeit ist Preisliste Nr. 11 gültig! ler zu Leipzig. — Anschrift der Schriflleitung und C 1. Dresdner Straße 11. Börsenbl. I. d. Dt. Buchh. Nr. 20, Sonnabend, den 11. März 1944
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