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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1840
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1840-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1840
- Sprache
- Deutsch
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2823 106 2824 schaftliche Bildung in seinem Fache nöthig ist *), und daß heut zu Tage diese Bildung der Praxis vorangehen und sie später leiten muß, indem der Handel eine Wissenschaft ge worden ist, die einen solchen Umfang erlangt hat, daß sie einen großen Theil der menschlichen Kenntnisse begreift, und selbst schon das Wesentlichste derselben ein eben so vielseitiges als gründliches Studium erfordert, wenn cs mit Erfolg an- gewcndet werden soll. So fest nun auch diese Wahrheit steht, eben so fest ist großcnthcils auch noch die irrige Meinung eingewurzelt, und dies namentlich bei Vielen im Handelsstande, die, von Vorur- theilen befangen, ihren alten Schlendergang nicht verlassen wollen, daß nämlich die Handelswisscnschaft eine dem Kauf- mannc ganz entbehrliche Sache sei; ja es giebt deren, die so gar behaupten, daß ihm jeder wissenschaftliche Unterricht mehr schädlich als nützlich sei (!); und um diese verwerfliche Mei nung zu unterstützen, führen sie wohl gar als Beispiel Ein zelne vom Handelsstandc an, die bei aller Unwissenheit den noch zu Reichthum gelangt sind, während manche unterrichtete Kaufleuteihr Vermögen im Handel verloren haben. Wollte man solche verkehrte Begriffe von den Anforderungen an den Kauf mann gelten bissen, und nach einzelnen Beispielen, die nur der Zufall herbeigcführt hat, einen Schluß ziehen, so müßte man ebenso behaupten, daß die Einen zu Neichthum gelangt, weil sie Ignoranten waren, und die Andern verunglückt sind, weil sie zu unterrichtet gewesen. Wäre eine solche Behaup tung richtig, so hätte der Handel nur einen Zweck, nämlich denjenigen, sich zu bereichern, gleichviel, welche Mittel dazu angewcndct werden, da der Zweck ja alle heiligt. Ec würde dann aber nicht mehr das National-Interesse fördern, und wäre nicht mehr der Wohlthäter der Menschheit, nicht mehr ein edles, achtungswerlhes, sondern ein unedles, verächtliches und gefährliches Gewerbe, ein Hazardspiel, bei welchem die Verwegenheit als Genie gälte, die Klugheit verspottet und die Unredlichkeit zur Tugend gestempelt würde. Um den Unsinn einer solchen Ansicht noch mehr zu fassen, denke man sich nur den leichtmöglichen Fall: der bei seiner Unwissenheit zu Vermögen gekommene Kaufmann habe durch spätere Operationen seinen Ruin ebenfalls hcrbeiqeführt. Mit welchen Gefühlen steht dieser nun in seiner ganzen Nacktheit seinen Ercdikoren gegenüber! Sein Vermögen ist dahin; seine sogenannte Praxis hat ein schmähliches Ende genommen, und da er keine Achtung sich erworben, so findet er nirgends Thcilnahmc. Jetzt erst fühlt er seine ganze Nichtigkeit, und mit Schrecken denkt er an die Zukunft. Bei dem Bewußtsein seiner Unfäbigkeit ist sein Loos ein elendes, guolvollcs Leben, indem ec sich und Andern zur Last wird, und glücklich genug ist er, wenn er irgend eine untergeordnete Anstellung und im Alter eine Zufluchtsstätte findet, wo er bis an seinen Tod sein Leben fristen kann. Wie ganz anders steht dagegen der ver unglückte wissenschaftlich gebildete Kaufmann da. In der Thcilnahme seiner Mitbürger findet er Trost; das Bewußtsein seiner Kenntnisse wird ihn aufrecht erhalten; er wird an der Zukunft nicht verzweifeln, sondern bald neue Wege und dabei *) Wenn dies von dem Kaufmann e gilt, der sich einzig mit dem Vertriebe materieller Güter beschäftigt, um wieviel mehr muß diese Wahrheit den Buchhändler treffen. Freunde finden, die ihm die Hand reichen, und so auf irgend eine Weise ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft bleiben! und scheidet er einst von der Welt, so wird er die Achtung seiner Mitbürger mit ins Grab nehmen; eine Ehre, die dem Unwissenden auch dann nicht zu Theil wird, wenn er mit Glücksgütern überhäuft von dieser Erde sich trennen muß. Seitdem sich nun der gebildetere Theil der menschlichen Ge sellschaft davon überzeugt hat, daß eine blos praktische Lehre nicht hinreichend sei, Geschäftsmänner zu bilden, die im bür gerlichen Leben denjenigen Standpunkt cinzunehmen im Stande sind, welchen die jetzigen Zeitverhältnisse so dringend gebieten, daß also der geistigen Ausbildung des einstigen Ge schäftsmannes diejenige höhere Richtung gegeben werden müsse, welche ihm für seinen spätern Wirkungskreis so unumgänglich nöthig ist, um in der Eullur seiner Zeit nicht nachzustehen: seitdem wurde das Bcdürfniß von kaufmännischen Lehranstal ten immer dringender; ein Bcdürfniß, dem eigentlich mir Negierungen im Interesse ihres Landes oder allenfalls auch Handels-Corporationen genügend abhclfen könnten, da für Privaten der Aufwand an Kosten, den eine solche Anstalt er fordert, zu bedeutend ist, wenn sie zweckmäßig ocganisirt sein und mit Ebre und Erfolg auf die Dauer der Zeit den Anfor derungen, die man an sic macht, entsprechen soll. Zur „Petition der Züricher Buchhandlungen um Schutz deutscher Werke gegen Nachdruck :c." (Börsenblatt Nr. S9.) Es wird in dieser Petition besonders der Nachdruck deutscher Werke in der Schweiz, in Appenzell und Basel-Landschaft, hervorgehoben und mir Bezugnahme hierauf ! ganz richtig die Regierung darauf aufmerksam gemacht, wie leicht man in Deutschland sich veranlaßt fühlen könnte, gegen ^ solche Eingriffe von Seiten der Schweiz in deutsches Ei genthum, an schweizerischem Eigenthume, respect. an den Wec ken der, in der Schweiz domicilirten Verleger Repressalien zu ergreifen. Es scheint mir, daß diese, hier ausgesprochene Befürch tung, wenn sic auch nicht zunächst die Petition überhaupt veran laßt hat, doch wohl am ehesten in einer Hinweisung darauf die Regierungen der Schweiz antrciben wird, dem Nachdrucke deutscher Bücher in ihrem Land e einEnde zu machen. Es ist die Pflicht jedes Staates, seine Unterthanen nach Kräften in ihrem Eigenthume zu schützen: und ein Vortheil immer schon für die gute Sache, daß die Schweizer selber die traurige Angelegenheit des Nachdrucks u. der Nachdruckcr in ihren Gauen der eigenen Regierung so petitionircnd vorlcgen, daß durch d i e Duldung dieser Falschmünzerei das eigene schweize rische Eigenthum (als Repressalie) hart gefährdet und bedroht sei. Ich sage: das ist ein Vortheil für die gute Sache, wie wir hoffen dürfen, daß dies I« oommeuomnont cks I» tiu sei! Und ob die Schweizer sich nicht auch dadurch, daß wir in , Deutschland ihrEigenthum achten und in Ehren halten gleich dem mistigen, den Vortheil unserer Gesetze, die nur für uns im deutschen Lande gegeben, auch ihnen, freiwillig und aus eigenem Willen angcdeihcn lassen: —ob sich nicht auch hierdurch die Schweizer und ihre Regierungen angetrieben fühlen, diesen Schutz, diese Achtung, mit gleichem Schutze, gleicher Achtung zu crwiedern! —
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