für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvcreins. ^§109. Freitags, den 18. December 1840. Der deutsche Buchhandel und seine Reform. Andeukunqen von Theodor Lehnhoff. (Fortsetzung.) Die nothwendigste der hier an einen Verleger gestellen An forderungen dürfte seine eigne umfassende Bildung sein. Sic wird ihn theils an sich, theils dadurch, daß sie ihm die An näherung an Gelehrte und Gebildete erleichtert, zu achtbaren und zugleich gewinnreichen Unternehmungen intellektuell be fähigen und ihn somit veranlassen, die Erzielung jedes Ge winnes auf irgend eine andere, unehrcnwerthe Weise zu ver schmähen. Denn cs steht fest, daß schlechte Bücher, die un sittlichen abgerechnet, beinahe ohne Ausnahme dem intellektuel len, seltener dem pekuniären, Unvermögen des Verlegers, etwas Besseres zu wählen und zu erlangen, ihre Erscheinung verdanken. Ferner wird also seine Intelligenz den guten Ruf feiner Firma sichern. Und endlich wird sie ihn, wenn es gleich paradox klingen mag, selbst vor pekuniärem Mangel schützen, in sofern er cincstheils jeden sich ihm darbictenden Vorlheil zu benutzen wissen, andcrntheils aber mit voraus sichtlich unzureichenden Mitteln überhaupt keine Buchhand lung gründen wird. Leider bemerkt man, daß diese Eigenschaften eines Verle gers sich im Leben und in der Wirklichkeit bei weitem nicht so hervordrängcn und in die Augen fallen, als hier auf dem Papier, wo sie sich in gesperrter Schrift recht gut ausnehmcn. Vielen Verlegern fehlt es an einem Theil derselben oder gar an allen, daher dann die nutzlosen Spekulationen, die Ver wässerung und Besudelung der Literatur und die weitern Fol gen, die wir so eben bereits gesehen haben. Sehen wir nun, nachdem bis hierher vorzugsweise vom Verleger die Rede gewesen ist, in wie weit auch der Sorti- mcntshändler zu den gerügten Mängeln der Literatur und des Buchhandels sein Scherflein beigetragen hat. Wir wollen 7r Jahrgang. uns zuerst in aller Kürze den Beruf des Sortimentshändlers deutlich machen und uns zu dem Ende überzeugen, daß man an ihn mit einiger Modifikation dieselben Anforderungen stel len kann wie an den Verleger. Den natürlich auch ihm un entbehrlichen guten Ruf seines Hauses wird er sich ebenfalls durch ehremverthe Gesinnung und Bildung erringen müssen. Er kann zwar beides nicht in dem Umfange geltend machen wie der Verleger, er kann weder so ausschließlich eine Lieb lingsrichtung der Literatur begünstigen, noch ein Werk, wel ches er nicht billigt, aus seinem Wirkungskreise ausschließen, weil er den Forderungen seiner Kunden Nachkommen muß. Er wird selbst, wenn literarischer Schmutz von ihm verlangt wird, nicht widerstreben können, weil dem Buchhandel eine angemessene Einwirkung auf den Willen des Publikums, keine despotische Beengung desselben zustcht. Aber bei alle dem bleibt auch dem Sortimentshändler, dem es Ernst ist, Raum genug für eine freie Thätigkcil der edelsten Tendenz. Wenn er im Stande ist, sich die Achtung und das Vertrauen seiner Mitbürger in dem Grade zu gewinnen, daß auch den Gebildeten sein Urtheil etwas gilt, und wenn er sich angelegen sein läßt, Sinn für Literatur sowohl überhaupt, als besonders in den Abstufungen der Gesellschaft, welche zu geistigen Genüssen erst angeregt sein wollen, immer mehr zu verbreiten, so kann bei den ihm zu Gebote stehenden Hülfsmitteln, wovon ich nur ein zweckmäßig sortirtes Lager nennen will *), ein Erfolg nicht ausbleiben, der seine Bemühungen noch mit etwas mehr als baarer Einnahme belohnt. Und so soll Jedecän seinem Sprengel die literarische Seelsorge ausüben, wenn er nicht zur bewußtlosenMa- sch ine herabsinken will- Zu einer Geschäftsführung dieser Art bedarf ec aber, von näher liegenden Gründen abgesehen, besonders auch um deswillen ansehnlicher pekuniären Mittel, damit cs ihm keine empfindliche Entsagung sei, auf die von *) Beiläufig gesagt, sollte sich kein Sortimentshändlcr un bedingt Novitäten zuscnden lassen. 209