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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.12.1840
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1840-12-18
- Erscheinungsdatum
- 18.12.1840
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- Deutsch
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2919 109 2920 den weniger achtbaren Verlegern gebotenen ungewöhnlichen Voclheile bei Abnahme ihrer Bücher zu verzichten. Da der Mangel dieser Erfordernisse sehr oft dem Sorti mentshändler keinen so unmittelbaren Schaden verursacht als dem Verleger, so findet man, daß in Folge dieser Verschie denheit der Verhältnisse der Sorlimentshandel in der That auch noch schlechter berathcn ist und nur sehr selten seine Stellung behauptet. Viele seiner Träger, und darin liegt der Hauptfehler, haben gar keinen, geschweige denn einen klaren Begriff von ihrer Mission. Sie betrachten die Bücher als materielle Waare, bekümmern sich in der Regel sehr wenig um den Inhalt, sondern empfehlen und verkaufen vorzugs weise die, welche ihnen mit dem größten Rabatt vom Verleger geliefert werden. Dies geht so weit, daß Sortimentshändler nicht selten an Verleger schreiben, sie würden ein Werk, wenn sie es nicht unter diesen oder jenen Bedingungen erhielten, gar nicht beziehen, sondern sich für ein ähnliches aus einem an dern Verlage verwenden. Und das geschieht mit einer Keckheit und einem Trotz, als ob die Leute wirklich nicht einmal wüß ten, daß sie mit einem solchen Briefe ihrer Bildung und noch mehr ihrem Eharakter ein testimonium psupertatis aus stellen. Da sic sich aber bei solchen Grundsätzen sehr häufig für Mittelgut und noch Schlechteres verwenden müssen, durch dessen formten Vertrieb nicht nur ihre Empfehlung für die Folge alle Kraft verliert, sondern auch das warme Interesse des Publicums abgckühlt wird, so entsteht ihnen daraus im Verlauf der Zeit durch verminderten Absatz ein Verlust, der die einzelnen erzwungenen Vortheile unendlich überwiegt. Zu nächst entweibt diese Handlungsweise ihren eignen Stand, weiter aber fördert sic die Interessen jener Verleger, bei denen die Scbleudcrei mit der Zeit Regel zu werden droht, und hilft so die Grundpfeiler des Buchhandels erschüttern. Wenn aber ferner die Sortimentshändler großentheils nichts weiter thun als dem, der den besten Lohn bezahlt, handlangen, so sollten sie sich doch wenigstens nicht mehr wundern, wenn nun natürlich jeder erste Beste denkt, daß er einer solchen Hanticung auch gewachsen sei. Nicht genug also, daß eine Menge junger Leute, die zwar den Buchhandel in der gewöhn lichen Art erlernt haben, jedoch zum selbstständigen Betrieb desselben ganz unfähig sind, Geschäfte an sich zu reißen suchen, sondern noch Unberufenere ohne alle Vorstellung von Buch handel und Literatur drängen sich ein, die meist nach langen Irrfahrten auf dem Meere der Industrie und des Handels endlich hier den ersehnten Hafen zu erblicken glauben. Noch anderer, oft der ungebildetsten Masse ungehöriger Subjecte und selbst alter Frauen, welche man hier und da mit Eom- ptimcnkirbüchern, allerlei Anweisungen, Ecbauungsschriften einer gewissen Richtung u. s. w. hausiren sicht, erwähne ich noch, weil der Sortimcntshändlcc durch die Eoncurrenz mit ihnen zwar kaum einen Nachthei-l, wohl aber eine Herabzie hung seines Geschäfts und eine Demüthigung erleidet, welche die Verleger ihm meistens füglich ersparen könnten. Zu dem allen kommt nun noch, daß die Sortimentshändler, um ihren Absatz zu erweitern, zu dem allerungehörigstcn Mittel, dem Rabattgebcn an ihre Kunden, ihre Zuflucht nehmen, einem Mittel, dem die Verständiger» vereint und mit aller möglichen Energie entgegenwickcn sollten. Zum Thcil mögen übrigens die Verleger selbst die Veranlassung dazu gegeben haben, in dem sie Partieen ihrer Werke, namentlich Schulbücher, mit dem vollen Rabatt auch an Lehrer und andere Nichtbuchhänd- lec verkaufen, welche dann, da sie die Sache nur nebenbei treiben, ihren Abnehmern auch wieder einen Abzug gestatten können. Dadurch wurden überhaupt Ansprüche dieser Art im Publicum provocirt, und dem Sortimentshändlec lag es nahe, sie zu befriedigen, weil er so dem Ueberhandnehmen jener Eoncurrenz allerdings begegnete. Schon dieser flüchtige Blick auf den Status c>uo des Buchhandels würde genügen, um die Behauptung zu stützen, daß eine Reform nicht blos thunlich, sondern nothwcndig sei, wenn dies überhaupt noch des Beweises bedürfte. Man ist vielmehr allgemein darüber einverstanden, und nur über das Wie sind die Ansichten getheilt. Dafür sprechen die mancher lei Vorschläge, welche seit Jahr und Tag laut geworden sind, und von denen ich nur einige im Vorbeigehen berühren will. Da die äußerlich empfindlichste Folge von dem theilwcisen Verfall des Buchhandels die immer häufiger» Geldverluste sind, welche der Geschäftsverkehr mit unsoliden Handlungen mit sich bringt, so war cs natürlich, daß sich die Aufmerksam keit besonders auf Beseitigung dieses Uebels richten würde, was denn auch in einem Vorschläge zur Anlegung sogenann ter Eonduitenlisten geschehen ist- Jeder Verleger sollte durch jährliche Namhaftmachung seiner schlechten Zahler zur Anfer tigung dieser Listen beitragen, und das so gewonnene vollstän dige Verzeichniß jedem Beteiligten zur Benutzung mitgetheilt werden, um nach Verlauf einer gewissen Zeit mit denjenigen Firmen, welche der Gegenstand vielseitiger und wiederholter Klagen wären, durch gemeinschaftliche Ucbercinkunft allen weitern Verkehr abzubrcchen. Was sich vielleicht vom Stand, punkt der Humanität dagegen einwenden ließe, mag dahin stehen, und ich bemerke nur, daß cs mir vorkommt, als wollte man ein Geschwür gewaltsam wegschneiden, während man doch richtiger der Natur anheimstellt, cs zur rechten Zeit in sich selbst abstcrben zu lassen, und nur den Körper sorg fältig vor dem weitern Zufluß ungesunder Säfte bewahrt. Ucberdies aber zweifle ich, daß diese Maaßregel zum Gedeihen des Buchhandels etwas Wesentliches beitragen würde. Denn wenn ein Unsolider aus den Geschäften verdrängt wird, wer bürgt dafür, daß seine Handlung in bessere Hände übergeht, da die Zahl der Unverständigen groß ist i Man frage nur die Erfahrung. Kurz, um ein verwildertes Volk cmporzubrin- ! gen, baue man kein Zuchthaus, sondern eine Schule. Das ^ bloße Controlircn und Strafen führt zu nichts, sondern erst Cultur und dann Contcole. — Ein anderer Plan suchte die j insteris peocans in zu großer Fruchtbarkeit der Presse und war dahin gerichtet, diese zu beschränken. Demzufolge sollten die Verleger sich gegenseitig verbindlich machen, jährlich nicht über eine gewisse Anzahl Bände zu drucken, — eine Institution, die man füglich eine Quantitativ-Censur nen nen könnte. Also noch eine zweite Eensur, während wir uns auch ohne die eine wohl behelfen wollten- Im Ernst aber bin ich blos im Zweifel, ob ich mehr Mitleid oder Ver achtung empfinden würde beim Anblick eines Volks, das sich mit eignen Händen Ketten schmiedete. — Was mir sonst j noch von ähnlichen Vorschlägen erinnerlich ist, betrifft größ- tentheils, wie diese, den äußern Geschäftsgang, und obgleick 1 manche derselben sehr zweckmäßig sein mögen, so kann ich
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