Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1840
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- 1840-06-30
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- 30.06.1840
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1419 60 1420 und schöne, fast unübertreffliche Ausführung zeugen nicht nur von so vielem Geschmack und großer Sorgsamkeit, sondern auch von dem sichtbaren Bestreben, das Fest in der Erinnerung nicht spurlos vorübergehen zu lassen. Empfangen Sic daher Alle, und insbesondre Sic, die mit mancher Aufopferung die Leitung des Ganzen übernahmen, im Namen sammtlicher Bctheiligter die Versicherung unsers innigsten, tiefgefühltesten Dankes, der auch auf spätere Geschlechter übergehen wird." Diese neue Buchdruckcrsahne wurde jetzt in der dazu bestimmten Abtheilung des Festzugcs getragen. Sic hat die Form einer Standarte, befindet si'ck an einem vergolde ten Stabe, dessen Spitze der silberne Greif mit den Dru ckerballen ziert. Goldene Schnuren und Quasten laufen von beiden Seiten herab und wurden von der Fahnenbe gleitung gehalten. Das Fahnentuch zeigt auf der einen mit goldenen Adern durchstickten Gcundscitc das Buchdru ckerwappen, reich gestickt in allen demselben gehörenden Far ben. In den vier Ecken des Fahnentuches befinden sich das königl. sächsische, das leipziger Stadt-, das leipziger Univcr- siläts-, sowie das Mainzer Sladtwappen; die ganze Stickerei in Sammet und Seide ist höchst kunstreich ausgeführt. Die andere Seite des Fahnentuches zeigt auf ebenfalls weißseidenem Grund einen Kranz von Raute und Eichen laub, in dessen Mitte mit goldenen Lettern die Worte ste hen: „Zur vierten Jubelfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst der Innung gewidmet." Ringsherum sieht man als Arabeske die in Gold gestickten Namen der Gebcrinnen, und das Ganze fassen Ecken von Ephcu ein. Das denkwürdige Geschenk wurde auch von dem Fcstzuge mit wiederholtem Freudenruf empfangen, und dieser bewegte sich dann die Rittcrstraßc hinab, über den Brühl durch die Katharincnstraße an der hier errichteten amphitheatralischen, von Zuschauern erfüllten Schautribunc vorüber zum Markte. Nachdem er sich hier um die Fest- ofsicin ausgestellt hatte, begann ein großer Männerchor mit doppeltem Orchester die Ausführung einer von Hrn. IU. A.E. Prölß in Frciberg gedichteten und von Hrn. Or. Felix Mcndels- sohn-Bartholdy zu diesem Feste componirten Eantate. Nach deren Beendigung trat Hr. R. Härtel, als Vorsitzender des Festcomite, auf die Rcdnerbühne und hielt folgende Festrede: „Hochansehnliche Versammlung! Ein freies Volk feiert! seine Feste nicht für Vergangenes, das vergangen ist, son dern das lebendig sortlebt in der Gegenwart. Durch die Tausende, die hier versammelt sind, Kopf an Kopf und Her; an Herz; durch die Städte Deutschlands, oder doch durch die Herzen, so viel ihrer freudig Theil nehmen an den ewigen Gütern des Geistes, geht zu dieser Stunde das selbe festliche Gefühl. In Wittenberg haben sie vor drei Jahrhunderten zuerst diesen Johannistag gefeiert; denn Jo hann es zum Gutenberg ist ein Johannes Baptista der Reformation gewesen. Aber als eine gemeinsame Sache des deutschen Volkes ist in den folgenden Jahrhunderten mit immer steigender Antheilnahme dieses Jubelfest began gen worden, das noch Keiner von uns gesehen hat, Keiner wieder sehen wird. Wiederum nach einem Jahrhundert wird dieser Jubel ungehemmt durch alle deutsche Lande klingen. Denn hat auch Gutenberg in seinem Werk un vergänglichen Nachruhm erlangt, also, daß eine Jubelmünzc unserer frommen Vorfahren spricht: „«er dieses Mannes Lob verschweigt, verleugnet Gottes Ehre", so ist es doch nicht ein zufälliger Fund Gutcnberg's, den wir feiern, son dern ein großer, lange vorbereiteter Entwickelungspunkt in der Geschichte der Menschheit, den Gott in seine kunstreiche Hand gelegt hat. Es sind die Segnungen, die seit vier Jahrhunderten von dieser Hand ausgingen, deren Bedeutung sich uns zusammendrängt in dem Bewußtsein dieser Stunde. Gutenberg'ö Kunst wurde einst von erschrockenen Mönchen die schwarze Kunst genannt. In Wahrheit ist sie ein Zau ber geworden, durch welchen der Geist seine stille, unwider stehliche Macht bewährt, die Bedingung, unter welcher die Kirche gerettet und der Staat zu seiner naturgemäßen Ent wickelung gelangt ist. Die Stimme des einsamen Denkers hallt mächtiger als Kanonendonner von Land zu Land. Der Geschichtschreiber Griechenlands wurde glücklich geprie sen, daß er seinem versammelten Volke die Heldcnthaten der Vorfahren verlesen konnte: jetzt, wer Unsterbliches zu reden hat, darf sicher sein, daß er durch die Presse zu allen Völkern und zu allen kommenden Jahrhunderten rede. Ein Geistcrbund aller denkenden Menschen, eine friedliche Ge meinschaft der Völker ist durch die Presse begründet. Es ist seitdem unmöglich geworden, die Stimme der gekränkten Unschuld dem unparteiischem Spruche der Nachwelt vorzu enthalten, oder irgend einen, der Menschheit wohlthätigen Gedanken ihr wieder zu entreißen. Es ist unmöglich ge- worden, daß noch einmal durch eine Völkerwanderung am Osten die Bildung der europäischen Völker vernichtet wer den könnte. Eherne Monumente können umgestürzt wer- den, oder verlöschen im Laufe der Jahrhunderte: was eiw mal der Weltgeschichte Würdiges, in tausend und abertau send flüchtigen Blättern über den Erdball verbreitet ist, das kann nur mit der Menschheit selbst untergehen. Lettern und Druckerschwärze allein vollbringen das freilich nicht, sondern wie Gutenberg einst durch den Verein des Genius und der Kunstfertigkeit diesen Johannistag heraufgeführ: hat, also muß auch das, durch seine und unsere Zeitgenos sen foctgebildetc Gewerk, in seiner Ehrbarkeit und Emsigkci verbündet bleiben mit der freien Herrlichkeit des Genim und der Wissenschaft. Daher tragen wir in diesem Festzm als höchsten Ehrenschmuck das Buch der Bücher, die heilige Schrift, die durch die Buchdruckerkunst auch in die Hand der Armen, und in hundert Zungen unter die fernsten Völker gelangt ist. Das ist unser Stolz, daß unsere zunftgemäße Kunst ein Träger, eine Wehr und Waffe des Geistes ist, und deshalb begeht diese altberühmte Stadt, der Herd des deutschen Buchhandels, unser Fest als ein eignes hohes Fest, als ein großes deutsches Volksfest. Denn in der alten deutschen Stadt Straßburg ist unsere Kunst ersonnen, und in der ehrenfesten Stadt deutscher Nation, in Mainz, zuerst'geübt worden. Die ahnungsvolle Sehnsucht eines deutschen Gemüthes, und der deutsche Ernst, der in uner müdlichem Fleiße Gut und Leben an einen Gedanken setzt, hat dazu gehört, um, die Bitterkeit vergeblicher Hoffnungen, der Armuth und des Undanks überwindend, den heiligen Schatz zu heben. Vor Allem, wie Gutenberg cs selbst an sah, die Gütigkeit Gottes hat die deutsche Nation mit die sem freien Gnadengeschenk andern Völkern vorzuzichen ge-
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