für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Gesehättszweige. Herausgegcben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 61. Freitags, den 3. Juli 1840. Die Jubelfeier der Buchdruckerkunst in Leipzig. (Fortsetzung.) Bei diesen Worten sanken die Hüllen, welche bis jetzt die im Mittelpunkte des Marktes befindliche Fcstofsicin und die Statue Gutenberg's den Blicken der Menge entzogen batten. Auf der Festofficin waren Gießer, Setzer und Dru cker in voller Thätigkeit, die Gestalt Gutenberg's aber, ge nau dem Mainzer Standbilds nachgebildet, ragte hoch über dieselbe empor. Dieser Augenblick machte einen unbeschreib lichen Eindruck auf die versammelte Menge und ein un endlicher Jubelruf begrüßte das Bild und die Arbeiter. Die Lettern tragen die Inschrift: Leipzig, 24. Juni 1840; sie und Exemplare des Festlicdes wurden unter die Anwesenden vertheilt. Dieses Festlicd, gedichtet von Hrn. R. E. Prutz in Dresden, wurde hierauf unter Musikbegleitung von dem Sängerchor und der versammelten Menge nach der Melo die „Eine feste Burg rc." gesungen; cs lautet: Ein Morgenstrahl aus finstrer Nacht, Ein Blitz, der wärmt und zündet, Das ist des Geistes Göttcrmacht, Der sich in Lhaten kündet. Heil darum dem Mann, Der die Kunst ersann, Die wie Sonnenflug Khatcn des Geistes trug Bis an der Erde Grenzen! Und nicht dem Einen gilt cs nur, Der kühn vorangegangen: Heut' Allen gilt's, die auf der Spur Des Lichtes vorwärts drangen, Allen fort und fort, Deren Schwert das Wort, Die einst mit Sicgesmacht In der Gedankenschlacht Das erste Banner trugen. Bon edlen Namen, ruhmbekränzt, Von Weisen und von Dichtern, 7r Jahrgang. Ein reicher Sternenhimmel glänzt Mit hunderttausend Lichtern: In das Herz hinein Dringt sein goldncr Schein, Schwellet in Lhatcnlust Hoher die deutsche Brust; Wohlauf! Dem Stern zu folgen- So, deutsches Wissen, deutsche Kunst, Du Baum von edlem Kerne, Aus Wolkennacht, aus Rcbeldunst Steig auf in alle Ferne! Deiner Wurzeln Mark Sei gesund und stark! Ucber die Erde kühn Möge dein Wipfel blühn In freien Aethers Raumen! Hiermit schlossen die Feierlichkeiten auf dem Markte, denen der Erzherzog Albrecht von Oesterreich auf Einladung und in Begleitung von zwei Deputirten des Festcomite auf dem Balcon des Rathhauses zusah. Die Züge zogen nun wieder zurück und lösten sich auf. Um 3 Uhr begann in der vom Hrn. Architekt Richter auf dem Augustusplatz erbauten und reich decorirten Fest halle ein glänzendes Mittagsmahl, an dem gegen 3000 Per sonen Theil nahmen. In der Mitte des weiten Saales prangte eine Rcdnerbühne, geschmückt mit Marschalls stäben und den Fahnen der Fkstgeber, denen auch die Uni- vcrsitätssahnc zugesellt war, während die neue Fahne der Buchdruckcrinnung der Rednertribüne gegenüber ausgestellt worden. Nachdem alle Thcilnehmer des Mahles an den festlich geschmückten Tafeln ihre Plätze eingenommen, erhob sich bald der Vorsitzende des Festcomite, Hr. R. Härtel, und brachte folgenden Toast aus: „Hochverehrte Anwesende! An heiliger Stätte haben wir dem Höchsten gedankt für die hehre Gabe, die er uns in Gutenberg's unsterblicher Erfindung verliehen. In fest lichem Gepränge haben wir dem Erfinder selbst unsere Hul- 107