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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1840
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1840-10-06
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1840
- Sprache
- Deutsch
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2255 88 2256 später einige unter dem Namen Antink herausgekommene ero tische Schriften, womit sich aber ohnedies kein rechtlicher Buch händler beschmutzt. Nach solchem Acußcrstcn ist Alles erlaubt und nur eigner sittlicher Sinn hat zu entscheiden, wo die Gränzc des Anständigen ist und wie weit der Dichtung und Kunst Spielraum gewährt werden darf— Manche gewissenhafte Ver leger mögen Bedenken getragen haben, Heinse's Laidion, des Herzogs v. B. O. Natürlichkeiten und Anderes der Art jener Zeit, zu übernehmen. Staat. — Gegen ihn als solchen überhaupt, möchten keine Schriften erschienen sein, sollen nicht die Rousscau'schcn rc., die zu dem ursprünglichen Naturzustand zurückzuführen streben, dahin gezählt werden; — auch Danton und Marat wollten einen Staat. — Schriften über die Staatsformcn in ihrer Ver schiedenheit und über die Verhältnisse der Staaten zu einander (politische), sind es besonders, die in Anspruch genommen wer den ; — aber — ein und dieselbe Schrift wird in diesem Staate erlaubt, belobt, begünstigt und im andern verboten, verbannt, verbrannt. —> Der Buchhändler mag zusehcn, was ec in dem Staate, worin ec lebt, darf: — er steht unter den Ge setzen. — — In Zeiten der Aufregung wie die der letzt durchlebten Jahrzehnten, wo Alle Antheil an dem Für oder Wider, wo die Meisten Parthci nehmen, wicd's dem Buchhändler sehr schwer, sich innerhalb des Geschlichen zu halten, da selbst bei den Be hörden die Linien schwanken. Will er sich auch in seiner Hand lungsweise partheilos zeigen, man läßt ihm das nicht gelten. Will ec Parthci nehmen, sei es zur Rechten, sei es zur Linken, so thuc cr's auf seine Gefahr als Mann — als Buchhändler aber ist ihm moralisch zuzumuthen, daß er alle Schriften zu- rückwcisc, worin er den Gebrauch schlechter Mittel erkennt, worin leidenschaftliche Rohheit oder hämische Spitzfindigkeit waltet, worin durch Verdrehungen und lügenhafte Berichte, Gesetze und Verwaltung angegriffen, Personen verletzt werden. Zahle er sich nicht den Einigen seines Gewerbes bei, die gerade das, was am Frechsten auftritt, mit Lust und Begierde suchen und verbreiten. In den Jahren 1813 bis 1815 bestrebte sich jeder das deutsche Vaterland liebende Buchhändler, mitzuwirkcn gegen die Gewaltherrschaft und den Unterdrücker, aber die Edelgesinn ten unter ihnen verschmähten Schriften, die das Privatleben Napoleon's besudelten oder Geist und Kraft des außerordentli chen Mannes in Koth treten wollten. Aus dem hier Angeführten wird hervorgehcn, daß, den Buchhändler auf rechtem Wege zu leiten, sowie vor Straffäl ligkeit zu bewahren, die gesetzlichen Vorschriften nicht ausrei- chen — und so möchte rathsam sein, neben und unabhängig von ihnen, aus eignem Rechtssinne einen Grundsatz zu schöp fen, um festen Schrittes gehen und wenigstens im Gewissen beruhigt bleiben zu können. Als solcher möchte gelten können: Achtung für die Wissenschaft — Achtung fürs Publikum. Der Buchhändler, welcher Achtung für beide in seine Gesin nung aufnimml und treu bewahrt, wird in seinem Innern festen Stützpunkt gewinnen, für seine Handlungsweise sichere Regel finden. Wissenschaft: — unvertilgbarer Geistestrieb im Menschen zu genauer allumfassender Erkenntniß ist Grund derselben; deren Zweck und Ziel: höhere Ausbildung des Einzelnen und fortschreitende Eivilisation der Gcsammtheit; — dieLitcratur ist Mittel dazu. Der Buchhändler, der den Werth seines Berufs erkannt hat, wird die Literatur nicht als ein Mittel betrachten, was zum eitlen Zeitvertreib Müssiger diene, und wird noch weniger sie so handhaben. — Ec wird, um angemessene Stellung in seinem Berufe zu gewinnen, nach allen Kräften sich bemühen, gründ liche, wenn auch nur übersichtliche Kenntniß der Wissenschaft und Kunst und ihrer Literaturen zu gewinnen; — er muß su chen die Zeit und ihre Richtungen klar aufzufassen — muß das Publikum in seiner Beweglichkeit unnachläßlich und scharf beobachten. — Für beide Zweige des Buchhandels ist dies geltend. Der Verleger, so gesinnt, so ausgerüstet, wird vermögen: die wissenschaftlichen und literarischen Bedürfnisse seiner Zeit zu erkennen; — wird den Werth schriftstellerischer Anerbietun gen mit Zuziehung des Raths gelehrter Männer zu schätzen verstehen; — wird sich gestatten dürfen, zu wissenschaftli chen Werken anzuregcn und für gemeinschaftliche, geistvolle Gelehrte zu vereinigen; — wird allein schon durch den Sinn, der sich in seinen Unternehmungen ausspricht, das Wcrthvolle anziehen, so wie Unwürdiges und Oberflächliches von sich abwenden. Auf eigne Hand zur Befriedigung vermeintlicher literari scher Bedürfnisse speculiren und unternehmen, ist bedenklich auf Bestellung schreiben lassen, jedenfalls verwerflich. Nicht gemeint ist, Verlags-Unternehmungen eng und streng zu begränzcn: der Betrieb der Wissenschaften besteht in Versuchen, besonders bei den Deutschen in unbeschränkter Tiefe und Weite; — der Buchhandel muß beförderlich sein, sie zu Tag zu bringen: unrecht und lächerlich wäre, nur das Vollendete übernehmen zu wollen. — Die Künste leben allein durch freies Spiel: es muß geistiger Lebendigkeit, edlem Wett kamps, rascher Lust und der Phantasie „himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt" voller Raum gewährt werden. — Aber nicht eine Schrift sollte unter die Presse kommen, woraus kein Funke des Dichterischen, des Geistvollen, des Witzes leuchtet; worin nicht ein ausgehendes Weizenkocn des Nutzbaren sich ent decken läßt. Au Verlegern, die schnöden Gewinnes wegen, elende Zusammenstoppelungen, freche Flugschriften, schöngeistigen Zeitvertreib rc. für Tagelohn sabriciren lassen, wird hier nicht gesprochen — sie treiben gemeine Wirthschaft mit gemeinem Schreibgcsindcl, was den Geist für Stallung und Fütterung Preis giebt. Dem Publikum bezeigt der Verleger werthvoller Schriften seine Achtung schon durch diese, sie hat sich aber auch noch aus zusprechen durch Eorreclhcit der Werke, durch deren anständige äußereGestalt, durch angemessene Preise und durch zweckmäßige Einrichtung ihrer Herausgabe. An diesem allen haben es Verleger, sonst um Wissenschaft und Literatur viel verdiente, oft gar sehr ermangeln lassen. Der Soctimenthändler (Detaillist) hat dieselbe Ansicht der Wissenschaft zu fassen, dieselbe Achtung für sie zu hegen, die selben Einsichten sich zu eigen zu machen, wie der Verleger (Fabrikant); aber er bedarf noch ausgebreitetere Kenntniß der Literaturin ihrem ganzen Umfange, da er in Betreff ihrer den
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