» Deu tschen Buchha und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. HerauSgcgeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. ^ 89. Freitags, den 9. October 1849. Ueber den Beruf und Stand des deutschen Buchhändlers, von Friedrich Perthes in Gotha. (Schluß.) Nr.'2. Bemerkbar wurde in Nr. 1- gemacht, daß, wenn die Be stimmung des deutschen Buchhandels zur Förderung von Wis senschaft und Literatur u. s. w. erfüllt werden solle, dies haupt sächlich von der Persönlichkeit derer, die ihnbetreibcn, abhängig sei, folglich gestrebt werden muffe, daß die eintrclcnden Mit glieder sich mehr wie bisher von der Wichtigkeit ihres Berufs durchdrungen fühlen, und daß ihreThätigkcit von größerer Ein sicht, mehrern Kenntnissen und erweiterter Umsicht begleitet werde. — Hiezu muß denn nothwcndig schon in der Lehrzeit des jungen Buchhändlers der Grund gelegt werden. Gewiß hat seit einigen Jahrzehnten die allgemein vermehrte Civilisation auch dahin getrieben, daß Lehrlinge zweckmäßiger zugezogcn werden: der Lehrherr mißbraucht sie nicht mehr zu niedrigen Hausdicnstcn; — die Gehülfen (Commis) erlauben sich nicht mehr sie gemein zu behandeln, etwa so wie Schorn steinfeger-Gesellen sich von dcn Jungcns sieben Jahre den Besen Nachträgen lassen.— Jedoch noch Vieles liegt hier im Argen. Der junge Buchhändler soll tüchtig in den Geschäften und mit wissenschaftlichen Kenntnissen ausgestattet befunden werden- Zur Aneignung so verschiedenartiger Güter den richtigen Weg anzugcben, ist nicht leicht. Als Gewerbe erfordert der Buchhandel die Geschicklichkeit mancher Handgriffe, wie: Manipulation des Sortiments, Packen u. s. w. — als Geschäft, unausgesetzte Aufmerksamkeit und Thätigkcit, Pflichttreue in Ausführung jedes Auftrags, zur Natur gewordene Ordnungsliebe u. s. w- Eigenschaften der Art können nur in einer Anzahl Lehrjahre erworben wer den, unter strenger Zucht, in einer Unterwürfigkeit, welche nur dem früher» biegsamen Alter angemessen ist. Ueber das 16te Jahr hinaus sollte der Eintritt in die Lehrzeit nicht verschoben 7r Jahrgang. werden. — In solchem Alter kann wissenschaftliche Bildung nicht Statt finden und, ist dazu ein Grund gelegt, so geht er während der stets mühseligen Lehrjahre verloren. Daß nach saurer Arbeit von zwölf Stunden noch ein paar freie zum Er lernen benutzt werden sollten, darf von jungen Menschen nicht erwartet werden. So tritt denn der Jüngling aus der Lehrzeit, geübtviclleicht in einigen mechanischen Arbeiten, sonst aber unwissend und roh*); — er fühlt sich frei in den Jahren der Leidenschaft. — Wenige arbeiten sich zur Brauchbarkeit auf, noch wenigere zur Erkennt- niß der Wichtigkeit ihres Berufs. Der Einwurf möchte laut werden, daß nur der Sortiment- Händler solcher Lehrjahre bedürfe, der Verleger aber nicht. Gewiß nicht, wenn der Verlagshandel allein darin besteht: Manuskripte zu übernehmen, zu honoriren, drucken lassen, versenden, Zahlung einnehmen und — Maculatur machen. Eben weil dies alles so leicht ist, werden im Buchhändler-Verzeichniß eine Menge Namen von Männern aus allenElassen und Ständen gefundm. In den Jahren 1780 bis 1800, wo im Buchhandel nur goldene Berge erblickt wurden, traten zu ihm ein: Barone, Officiere, Apotheker, Advocaten, Kauflcute, Bierwirthe, Markthelfer, und — verlegten. Von diesen allen stehen noch zwei oder drei kauf männisch ehrenhaft im Buchhandel, alle klebrigen sind, nach dem sie das etwa mitgebrachtcCapital verloren hatten, verschol len, und doch waren unter denselben Rechtliche und Tüchtige. *) Sollte dieses Blatt jungen Männern in die Hände kom men, die sich in so trauriger Lage wissen, so mögen sie nicht ver zagen. Der Verfasser dieses Aufsatzes kennt einen Jemand, der ununterrichtct in die Lehre und unwissend aus ihr kam, den Arbeit, Sorge und Noth fortan verhinderten, Bildung auf wissenschaft lichem Wege nachzuholen, der aber dennoch durch Regsamkeit, durch stetes Erlernen aus Welt und von Menschen, durch das In teresse, das er an seinem Geschäft und seiner Waare nahm, dahin gelangt ist, daß er im Alter das Zeugniß erhoffen darf, seinen Beruf als Buchhändler erfüllt zu haben. Freilich hat er aber stets die Schulbildung schmerzlich vermißt. 166