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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1840
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1840-10-09
- Erscheinungsdatum
- 09.10.1840
- Sprache
- Deutsch
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2287 89 2288 Läge cs nicht außer der Absicht dieses Aufsatzes, so würden weitere Auseinandersetzungen dieser Verhältnisse, und selbst der (zugegebene) natürliche und nahe Zusammenhang des Buch- druckerei-Besitzcrs zum Bücher-Verlegen, erweisen können, daß der Verlagshandcl nur von denen, die sich gründliche Erfah rungen im Sortimenthandcl erworben haben, mit gutem Erfolg für sich und zum Besten der Wissenschaft und Literatur, betrie ben werden könne. So bleibt denn die Frage: wie das Erwerben technischer Fertigkeiten und kaufmännischer Geschäfts-Brauchbarkeit mit dem Einsammcln der erforderlichen wissenschaftlichen Kennt nisse zu vereinigen sei? Diese Aufgabe wird nur zu lösen sein, wenn dem Lehrling während der Lehrjahre Zeit und Gelegenheit gewährt wird, auf mitgebrachte Schulkcnntnisse, die durchaus vorauszusctzcn sind, weiter fortzubauen. Dahin gestellt mag sein, ob die Zahl der Lehrhcrcen, die solche Vergön- nung an die Lehrlinge für Pflicht halten, bedeutend sei — gewiß ist, daß die Mehrzahl sie nicht ausübt — und da Worte der Anforderung meist ohne Frucht bleiben, so ist anderweitige Hülfe zu suchen. Inden Leipziger Buchhandlungen mögen fortdauernd fünf zig bis sechzig und vielleicht mehr Lehrlinge gefunden werden — eine genügsame Zahl, um eine Unterrichts-Anstalt für Lehrlinge des Buchhandels zu errichten. Leipzig, von wo als Mittelpunkt des deutschen Buchhan dels das Gute für denselben ausgchcn sollte, wird für die hier erforderlichen Zweige des Wissens aus Universität, Schulen und Handlungs-Instituten tüchtige Lehrer darbieten, die neben ihren Berufs-Arbeiten gegen gute Honorare gern solchen Unter richt crtheilcn wollen. Die Lchrhcrren werden verpflichtet, an drei Tagen der Woche ihren Lehrlingen drei Stunden frei zu geben, wovon zwei für den eigentlichen Unterricht bestimmt sind, die dritte für Arbeit der Schüler unter Aufsicht der Lehrer im Loeal der Anstalt. Alle sechs Tage der Woche wird Unterricht gegeben: in dreien an die erste schwächere — in dreien an die vorgerücktere Elasse, wodurch gewonnen wird, daß Lehrhecren, die mehrere, ältere und jüngere, Lehrlinge halten, den einen oder andern stets im Geschäft behalten. Der Unterricht möchte bestehen in Encyklopädie der Wis senschaften, Geographie, Geschichte; —französischer, englischer Sprache; — kaufmännischem Rechnen- Im Winterhalbjahre Sonntag Nachmittag eine Stunde: zusammenhängender Vor trag der Geschichte der Literatur des Alterlhums und der Deutschen; Geschichte der Buchdrucker- und Papiermacher- Kunst, verbunden mit materiellen Vorzeigungen; geschichtliche Darstellung vom Ausbilden des Buchhandels bei den verschie denen Völkern. (Unterricht in alten Sprachen, so wünschens wert!) auch, möchte unthunlich und ohne Frucht sein. Ob Unterricht in der deutschen Sprache und im Stylistischcn ange bracht sei, ist Frage.) Die Buchhändler-Deputation wird Behörde und von ihr, aus ihrer Mitte, eine Commission niedcrgesetzt, welche Lehrer wählt und den Unterricht bestimmt, wie auch darauf hält, daß derselbe dem Bedürfnis; des Buchhändlers angemessen, nicht so ausschweife, daß man etwa die Bäume vor Wald oder den Wald vor Bäumen nicht erkenne. Diese Commission hält stets wachsames Auge aufFlciß, Ordnung und anständige Auf führung der Schüler; setzt zu bestimmten Zeiten Prüfun gen an, stellt Zeugnisse für Lehrhecren und Eltern aus und ein allgemeines dem Lehrlinge selbst am Schlüsse seiner Lehrzeit. Die Kosten werden getragen, theils von den Eltern der Lehrlinge als Schulgeld — theils durch ein gewiß gern darge- brachtcs Opfer des Leipziger Buchhändler-Vereins — theils durch freie Gaben der Buchhändler Deutschlands, die eine Pflanzschule brauchbarer Gehülfcn zu schätzen wissen und end lich: durch jährlichen Beitrag, so wie durch eine Summe für die erste Einrichtung abseiten des Börsen-Vereins- Welchen nutzbarem, würdigem Gebrauch kann der Bör- scn-Verein, jetzt und in alle Zukunft, von den bei ihm gesam melten Geldern machen? — Diese Bewilligung zu Gunsten der Unterrichts-Anstalt möchte keinem Zweifel unterliegen. Noch wird vorerst dem möglichen Einwurf Leipziger Lchr- herren zu begegnen sein: daß, die Lehrlinge neun Stunden die Woche zu entbehren, nachtheilig auf die Geschäfte einwirkcn und ihr eigenes Interesse zu sehr beeinträchtigen würde*). Mögen diese Herren bedenken, daß die Anstalt sie im Stand setzen wird,nöthigenfalls einen Lehrling mehr zu halten: verständiger Eltern Streben kann nur sein, ihre Söhne an einen Ort zu bringen, wo sie nicht allein zu Packern und Expe dienten abgcrichtet, sondern auch wissenschaftlich ihrem Berufe zugebildct werden — die Eltern werden nicht allein Schulgeld, sondern gern auch höheres Lehrgeld bezahlen wollen. Dazu die Aussicht, daß die Ausgclemten sicher Stellen erwarten kön nen, da die Buchhändler aller Gegenden, vorzugsweise von Leipzig unterrichtete Gehülfen sich versprechen dürfen. Ande rerseits können die Leipziger für ihre Geschäfte von auswärts auf brauchbare Gehülfcn zählen, da die bessern unter ihnen nach einem Orte trachten werden, wo wissenschaftlicher Unter richt ihnen zu Theil werden kann, welcher wenigstens bei den sonntäglichen Vorlesungen über Literatur und Geschichte auch den Gehülfen zugcstandcn werden müßte**). *) Hier ist's am Ort, ein Beispiel des mit Leipziger Lehr- lingcn getriebenen Mißbrauchs anzuführcn: Ein vor einiger Zeit im hohen Alter verstorbener bedeutender Verleger hielt Dccennicn hindurch Jahr aus Jahr ein zwei, auch drei Lehrlinge, die nichts zu sehen bekamen als ihres Principals Verlag, den sie collatio- nirten, verpackten, austrugen, in die Niederlagen einräumten und später zu Maculatur machten; — in Handlungsbüchern schrieben sie niemals und —lernten sechs Jahre! — Wo ist dies Halb hundert Ausgelerntcr hingekommcn? —Von einem andern Buch händler alter Zeit wurde erzählt, daß er den Lehrl ng unzüchtige Bilder illuminiren lasse. — **) Daran würde vielleicht ein Verein der Gehülfen, die unter sich selbst nach wissenschaftlicher Bildung strebten, gereiht: ein Museum, wo Material, Muster u. s. w. aus der Buch drucker- und Papiermachcr - Kunst ausgestellt würden — eine Büchersammlung zur Literaturgeschichte ;c. Gewiß werden von allen Seiten die Genossen des Bücherwcscns zur Bereicherung solchen Schatzes beitragen, der dann auch wieder von den Leh rern und Schülern der Unterrichts-Anstalt benutzt werden könnte — und die Prinzipale würden nicht verschmähen, von Zeit zu Zeit ein solches Museum zu besuchen und unter die Zahl junger werthvollcr Leute sich zu mischen.
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