für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Vörfenvereins. 91. Freitags, den 16. Oktober 1849. Literatur. Handbuch der Bibliothekswissenschaft, der Literatur- und Bü cherkunde. — Eine gedrängte Ucbersicht der Handschriftcn- kunde, der Geschichte der Buchdruckcrkunst und des Buch handels, der Büchcrkenntniß (Bibliographie) im cngcrn Sinne, der Bibliothekcnkunde und Bibliothekonomie und der literär-historischen und bibliographischen Schriften. — Für Studircndc und Freunde der Literatur überhaupt und für Bibliotheken, Buchhändler, Antiquare und Buchdru cker insbesondere, von Joh. Aug. Friedr. Schmidt, Diaco- nus in Ilmenau und Adjunctus der Superintendentur und Schulaufsicht in der dasigen Diöccs. — Weimar, 1840. Verlag und Druck von Bernhard Friedrich Voigt. — 8. VIII. und 472 S. Schon auf dem Titel und in dem Vorworte wird das vor liegende Werk Buchhändlern, Antiquaren und Buchdruckern vorzugsweise empfohlen, und der Inhalt desselben rechtfer tigt diese Empfehlung. Der Umfang, welchen die Literatur gewonnen, erschwert die Uebersicht, und ein Werk, welches auf zweckmäßige Weise zu einer solchen Uebersicht behülflich ist, kann man nur will kommen heißen. Unser Werk kündigt sich als Festgabe zur Säcularfeier der Buchdruckerkunst an, und gewiß ist es eine der nützlichsten Gaben für die, welche das Fest zunächst began gen haben. Denn allerdings kann cs dazu dienen, wie in der Vorrede gesagt wird: „über ein blos mechanisches Verfahren in dem Büchcrgeschäft zu einer wissenschaftlichen Bildung zu erheben, wohl auch zugleich heilsame Winke zur bessern Betrei bung der Geschäfte selbst zu ertheilen." Was man auch von vielen Seiten dagegen sagen mag, so ist die Stellung des deut schen Buchhändlers einmal von der Art, daß er kaum als Sor- timcntshändlcr, noch weniger als Verleger bestehen kann ohne eine Bildung, die ihn in Stand setzt, über das, was in Wissen schaft und Poesie geleistet wird, ein selbstständiges Urtheil zu 7r Jahrgang. fallen. Je reicher die Literatur wird, je mehr von allen Seiten dem Publikum geboten wird, desto dringender ist das Bedürf- niß einer solchen Bildung, denn desto leichter werden Mißgriffe gemacht, welche empfindliche Verluste nach sich ziehen. Uebcr den Werth des Neuen läßt sich aber ein ersprießliches Urtheil nur fällen, wenn man das Alte, das bereits Vorhandene kennt. Nur diese Kenntniß kann einen untrüglichen Blick eröffnen für das, was in einem höhern oder niedrigem Kreise des Publikums wirklich geistiges Bedürfnis ist; nur diese Kenntnis, kann zu einem Urtheil berechtigen, ob das neue Werk einen selbststän digen Werth hat, indem cs entweder die Wissenschaft fordert, die Poesie bereichert, oder das Alte in einer neuen und in irgend einer Hinsicht bessern Form bietet. Eine nähere Beleuchtung des Inhaltes des vorliegenden Handbuches wird zeigen, in wie weit cs geeignet sei jene dem Buchhändler und so in höheren oder geringeren Grade jedem, welcher zu der Literatur ein Ver hältnis har, nöthige Bildung zu fördern. Der Herr Verfasser spricht zunächst in der Einleitung „über Büchcrkundc und Bibliothekswissenschaftübcrhaupt nach dem Umfange derselben und nach den nothwendigcn Erforder nissen für dieselbe." Er scheidet von vornherein die Litcrärgc- schichtc von der Büchcrkundc oder Bibliographie ab, indem sich diese mit Schriften und Büchern mehr ihrer äußern Erschei nung nach beschäftige. Der Herr Verfasser deutet nur ganz im Allgemeinen an, daß die Büchcrkundc wohl auch auf den Inhalt der Bücher und dessen Form einige Rücksicht zu nehmen habe; Rcf. meint, daß der Inhalt, in so weit als er sich auf dem Titel ausspricht oder sich aussprechen sollte, und seine Form, in soweit sic durch den Leserkreis, für welchen das Buch bestimmt ist, modificirt wird, jedenfalls mit in den Bereich der Bücherkunde ge hört. Eine von einem Sachkundigen unternommene Classifica tion der vorhandenen Schriftwerke, wie sic z. B. in Ersch's Handbuch der deutschen Literatur unternommen worden, könnte in dieser Beziehung schon das Erforderliche leisten, besonders wenn dabei etwas über den bloßen Schematismus hinaus gegan- 170